Haseldorf. Politiker der drei Amtsgemeinden streiten über Verwaltungsgemeinschaft mit Uetersen oder Eingliederung ins Amt Moorrege.
Ob es in einem Jahr noch ein Amt Haseldorf gibt? Amtsvorsteher Rolf Herrmann ist nicht sehr optimistisch. „Verhältnismäßig gering“ ist für ihn die Wahrscheinlichkeit des Bestands. Die drei Dörfer Haseldorf, Hetlingen und Haselau als Mitglieder des seit 1948 bestehenden Verwaltungsverbundes streben auseinander. Von der Haseldorfer CDU, die ihre Gemeinde in jedem Fall ins Amt Moorrege wechseln sehen möchte, bis zur Haselauer CDU und FWH als Befürworter einer Fortsetzung der Verwaltungsgemeinschaft geht die Bandbreite. Auch eine Verwaltungsgemeinschaft mit Uetersen ist denkbar.
Im wesentlichen streiten die Entscheider über die Kosten. Je nach politischer Vorliebe werden diese anders gewertet. Deswegen kam die Hetlinger Bürgermeisterin Monika Riekhof (CDU) auf die Idee, Detlev Brüggemann um Moderation zu bitten. Der kennt sich als ehemaliger Appener Bürgermeister und jetziger Leitender Verwaltungsbeamter des Amtes Pinnau mit den möglichen Veränderungen bestens aus.
Über Kreuz mit den Haselauer Nachbarn liegen die Haseldorfer Christdemokraten auch, was die Zukunft der Grundschule in Haseldorf betrifft. Bisher ist die Bildungseinrichtung für die Kinder aus den beiden Marschdörfern politisch dem Amtsausschuss zugeordnet. Die Haseldorfer CDU will zukünftig einen Bildungszweckverband mit Grundschule, Kindergarten und Betreuungsklasse, die Haselauer wollen die Konstruktion unangetastet lassen. Die Haseldorfer Konservativen erhoffen sich mehr politischen Einfluss über eine Verbandsversammlung. Derzeit verfügt die CDU mit Bürgermeister Uwe Schölermann nur über eine von vier Stimmen. Zudem ist er im Amtsausschuss mit seinen Initiativen regelmäßig isoliert.
Der Fahrplan für die Agenda 2016
In jedem Fall bedarf die Betreuungsklasse der vollen Aufmerksamkeit der Politiker. Die Anmeldezahlen für die Einrichtung haben sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Angesichts der beengten räumlichen Verhältnisse sah sich der Trägerverein der Klasse nicht mehr in der Lage, seine Arbeit zu leisten und löste sich zum 31. Dezember auf. Die beiden Kommunen müssen die Betreuung nun selbst übernehmen.
Die Klasse ist in dem Gebäudekomplex der rund 40 Jahre alten Turnhalle untergebracht. Ob das Gebäude saniert oder einem Neubau weichen soll, ist ein weiterer Streitfall. Auf 600.000 Euro werden die Sanierungskosten geschätzt. Der Neubau einer Einfeldhalle würde 2,5 Millionen Euro, eine vom TV Haseldorf favorisierte Zweifeldhalle 2,8 Millionen Euro kosten.
Bei den Finanzen sind die drei Gemeinden unterschiedlich aufgestellt. In Haselau agieren die Politiker traditionell sehr sparsam und werden es auch 2016 voraussichtlich wieder schaffen, das Loch vom Anfang des Jahres bis zum Dezember zu schließen. Zwei Seiten haben die Haseldorfer Finanzen. Einem kräftigen Minus steht eine nicht unerhebliche Rücklage gegenüber. Ein nicht unerhebliches Defizit weist auch der Hetlinger Haushalt auf, nur sind die Rücklagen deutlich geringer.
Neues Ungemach für die Haseldorfer Marsch erwartet der Amtsvorsteher in Form des neuen Kieler Naturschutzgesetzes. „Der Minister ist zufrieden, der Nabu auch“, so Herrmann, „die Bauern weniger“. Er erwarte Einschränkungen für die Landwirte, etwa bei der Bewirtschaftung und dem Betretungsrecht.