Pinneberg. Bürgermeisterin Urte Steinberg will im Jahr 2016 5,7 Millionen Euro in Schulen investieren und Flüchtlingscontainer aufstellen.

Urte Steinberg betritt das Klassenzimmer. Ein wildes Stühlerücken setzt ein, es wird getuschelt. Eine Bürgermeisterin zum Anfassen. Bei den Jungen und Mädchen an der Rübekampschule ist die Aufregung groß. Der Ort für den Fototermin ist mit Bedacht gewählt, schließlich geht es heute um die Agenda 2016. Und was könnte anderes ganz obenan stehen als der Zustand der Bildungseinrichtungen im Stadtgebiet? Fraglos bescherte deren schleppende Sanierung Steinberg im abgelaufenen Jahr unangenehme Schlagzeilen. „Die Schulen haben für mich 2016 Priorität“, sagt Pinnebergs seit 2012 amtierende Bürgermeisterin dann auch.

Fehler der Vergangenheit vermeiden

Ob sie versprechen könne, dass in den kommenden zwölf Monaten gemäß ursprünglicher Planung investiert und modernisiert werden wird? „Nein, ich verspreche nichts“, antwortet Steinberg ehrlich. Für die Ungeduld von Rektoren, Eltern und Schülern habe sie Verständnis. Ein aktualisierter Sanierungsplan, den die Politik seit Monaten einfordert, werde im Frühjahr vorliegen. Fehler der Vergangenheit würden allerdings nicht wiederholt: „Wir wollen uns nicht erneut zu viel vornehmen.“ Eine Zahl hat Steinberg dann aber doch parat – 5,7 Millionen Euro würden für den Etat 2016 angemeldet, um die Schulen fit für die Zukunft zu machen. Dafür, dass das Geld auch verbaut wird, soll ab Mitte des Jahres ein neuer Fachbereich sorgen, dessen Leitung bereits öffentlich ausgeschrieben wurde. „Wir werden Prozesse weiter optimieren, die Kommunikation zwischen Verwaltung, Politik und Schulleitern verbessern“, verspricht Pinnebergs Rathauschefin.

Die Serienteile der Agenda 2016

Mit unserer Serie Agenda 2016 beleuchtet die Regionalausgabe Pinneberg des Hamburger Abendblattes von heute an, was die großen Themen in den Städten und Gemeinden sind, wo es vorangeht und wo Sorgen und Nöte bestehen.

Die Reihenfolge der Serienteile:

Die Stadt Elmshorn und das Amt Elmshorn-Land

Die Stadt Uetersen und das Amt Moorrege

Die Stadt Pinneberg und das Amt Pinnau

Die Stadt Wedel und das Amt Haseldorf

Die Gemeinde Rellingen

Die Gemeinde Halstenbek

Die Stadt Tornesch u. die Gemeinde Helgoland

Die Stadt Schenefeld

Die Stadt Barmstedt und die Ämter Hörnerkirchen und Rantzau

Die Stadt Quickborn sowie die Gemeinden Hasloh und Bönningstedt

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Die Schulen – trotz katastrophaler Finanzlage der Stadt nicht das einzige Feld, das Steinberg 2016 beackern will. Und beackern muss. Hatte die Politik ihr doch den Plan, eine zentrale Unterkunft für Asylbewerber zu schaffen, im Dezember zerschossen. Und das, obwohl sie für den Ankauf eines alten DRK-Seniorenheims geworben hatte. Pinnebergs Bürgermeisterin muss andere Wege finden. „Wir setzen jetzt auf Schlichtbauten“, sagt die 57-Jährige, die vor drei Jahren den Schritt von der Sparkasse Südholstein ins Rathaus wagte. Bis Ende Januar würden verfügbare städtischen Areale als potenzielle Standorte für Containerdörfer mit jeweils bis zu 100 Flüchtlingen in Augenschein genommen. „Wir schließen Grundstücke aus, die sich zeitnah für Wohnungsbau oder die Ansiedlung von Firmen eignen“, sagt Steinberg.

Ansiedlung von Gewerbe hat Vorrang

Apropos Gewerbe. Zweifelsohne eine Baustelle, die die Bürgermeisterin Pinnebergs nicht aus den Augen verlieren darf – geht es angesichts der Jahr für Jahr anwachsenden Gesamtverschuldung doch darum, Einkünfte zu steigern. Derzeit krebst die Kreisstadt bei nur knapp 15 Millionen Euro jährlich an Gewerbesteuern herum. Die Entwicklung des Rehmenfelds und der Flächen am Ossenpadd könnte wichtige Weichen stellen. „Gewerbe hat für mich Vorrang“, sagt Steinberg. Zusätzlicher Einzelhandel sei an besagten Standorten nicht in ihrem Sinne. Den will die 57-Jährige, die in drei Jahren für eine weitere Amtszeit kandidieren wird, in der City voranbringen. Dabei setzt sie auf kleine Shops. Seit 2012 sei der Leerstand in der Innenstadt von 20 auf derzeit elf Prozent gedrückt worden. „Wir benötigen spezialisierte Fachgeschäfte“, so Steinberg. Nach Fertigstellung der Ebert-Passage erhofft sie sich eine Initialzündung. Der Sonnabend-Wochenmarkt, der 2016 in die City ziehen soll, werde für Belebung sorgen. Kritikern, die glauben, dessen Umzug solle lediglich den Weg für eine Entwicklung der Marktfläche an der Elmshorner Straße ebnen, entgegnet die Rathauschefin: „Wir werden die Fläche nicht bebauen.“ Hoffnungen setzt Steinberg weiterhin in den Gastronomen Jens Stacklies, der 2008 versprach, am Rande des Marktplatzes ein Brauhaus hochzuziehen: „Ich denke, dass er seine Planungen konkretisiert.“

Busbahnhof wird umgebaut

Ebenfalls auf der Agenda stehen der Umbau des Busbahnhofs, der im zweiten Halbjahr 2016 starten soll. Geht es um die Westumgehung, für die im Dezember 2015 der erste Spatenstich gesetzt wurde, sind Urte Steinbergs Erwartungen klar: „Wir wollen im Kosten- und Zeitplan bleiben.“ Vom 11. Januar an werde an mehreren Punkten der Trasse mit dem Straßenbau begonnen. Und das zuletzt wegen Finanzierungsproblemen in Frage gestellte Millionen-Projekt des Bildungsträgers Wabe, der einen 100-Millionen-Euro-Campus auf der Gelände der Egger-stedt-Kaserne errichten will? „Ich glaube an das Konzept.“ Überhaupt hält Steinberg an ihrem Credo fest: „Die Vergangenheit aufarbeiten und den Weg weitergehen“.

Zeit für den Fototermin. Nicht alle Kinder können mit aufs Bild. Es wird gelost. Alisha hat Glück. Sie quetscht sich mit Erlinda und Phuong hinter die Bank. Etwas furchtsam blicken die Grundschüler. Doch Urte Steinberg beruhigt sie und blickt jetzt in leuchtende Augen. Kinder kennen noch keine Agenda. Hier wird einfach nur gelernt. Jeden Tag ein wenig mehr.