Uetersen. Erstmals seit 2013 rechnet die Stadt wieder mit schwarzen Zahlen. In welche Vorhaben das Geld investiert werden soll, lesen Sie hier.

In den vergangenen Jahren prägte vor allem ein Thema das Geschehen in Uetersen: die Ebbe in der Stadtkasse. Jeder Euro wurde umgedreht, die Investitionen auf das Nötigste zurückgefahren. Der Weg raus aus den roten Zahlen war das A und O, dem sich die Stadtverwaltung widmete. Mit Erfolg, denn erstmals seit 2013 rechnet die Stadt wieder mit einem finanziellen Überschuss.

Das bedeutet für Bürgermeisterin Andrea Hansen, dass sich für die Stadt völlig neue Perspektiven auftun. Geld kann endlich wieder in die Hand genommen und investiert werden.

„Das Jahr 2016 wird von einer größeren Bautätigkeit gekennzeichnet sein“, sagt die Verwaltungschefin. An erster Stelle steht dabei der geplante Neubau an der Friedrich-Ebert-Schule. Seit etwa fünf Jahren wurde darüber beraten, einen Neubau auf den Weg zu bringen, um die enge Raumsituation an der Schule an der Berliner Straße zu beseitigen. Die maroden Finanzen hatten bis zuletzt das Vorhaben gestoppt. Im aktuellen Haushaltsentwurf sind nun 400.000 Euro für eine Erweiterung eingestellt. „Nun gilt es, sinnvolle Entwürfe für einen Neubau zu entwickeln“, sagt Hansen.

Rosenstadt plant den Bau von 100 bis 300 neuen Wohnungen

Während der Schulneubau das sichtbarste große Bauprojekt sein wird, will die Stadtverwaltung auch anderswo bauliche Akzente setzen. „Wir haben nun die Chance, Uetersen ein wenig aufzuräumen, Viertel neu zu gestalten, etwas Ordnung zu schaffen“, sagt Hansen. Einige Gebäude würden abgestoßen oder abgerissen, um Platz für Neues zu machen. An mehreren Ecken in der Stadt wolle die Verwaltung alte Häuser kaufen und der Stadt so ein homogeneres Gesicht bescheren. Mehr Wohnraum schaffen, das ist dabei mit das Ziel.

„Uetersen wird wachsen“, sagt Hansen. Zum einen, weil das Investitionsgeld da ist, zum anderen, weil aufgrund der Anzahl von Flüchtlingen, die nach Uetersen gekommen sind, neue Wohnungen entstehen müssen. Die Fördermöglichkeiten, die es nun aufgrund der Flüchtlingssituation gibt, böten einiges an Optionen. „Wir werden sicherlich auch für Flüchtlinge bauen, unser Ziel ist es aber, für alle Menschen zu bauen.“ Zwischen 100 und 300 neue Wohnungen schweben Hansen als Ziel vor. Das sei in etwa das, was Uetersen im kommenden Jahr laut Prognosen benötige.

Auch eine neue Obdachlosenunterkunft will die Stadt errichten lassen. „Wir sind da leider an die Grenzen gekommen“, sagt die Verwaltungschefin. Die Schere zwischen Arm und Reich klaffe auch in Uetersen immer weiter auseinander. Die Zahl der Obdachlosen, derzeit 26, werde vermutlich ansteigen. Daher müsse die Stadt handeln.

Shuttlebus zwischen Tornesch und Uetersen wäre eine Option

Der Verkehr bleibt für Uetersen auch in 2016 ein Dauerthema, bei dem aber noch keine Lösung in Sicht ist. So nutzen viele Pendler aus den Marschen die Route über Uetersen und Tornesch, um zur Autobahn 23 zu gelangen.

Zu Spitzenzeiten gibt es regelmäßig lange Rückstaus am Tornescher Weg, an der Bahnstraße und der Bundesstraße 431 in Richtung Moorrege. Der Bau der Kreisstraße 22 zwischen Tornesch und Uetersen als Entlastungsstrecke sei daher „natürlich ein Dauerthema für uns“, so Hansen. Wenn der Verkehr aus den Marschen nochmals zunimmt, könnte das für Uetersens Infrastruktur zu einer Herausforderung werden. „Wir werden uns Gedanken machen müssen, wie wir in diesem Zusammenhang auch den Nahverkehr neu regeln können.“

Der von Tornescher Seite angeregte Shuttlebus zwischen Uetersen und dem Tornescher Bahnhof sei ein Projekt, das geprüft werden könnte. „Da müsste mit der Kreisverkehrsgesellschaft KViP, dem Kreis und Tornesch gesprochen werden“, sagt die Bürgermeisterin. Auch eine Reaktivierung der Bahn für einen Kurzstrecken-Pendelverkehr zwischen Uetersen und Tornesch zu prüfen sei keine völlig abwegige Idee. Eine etwas kleinere Herausforderung als zuvor ist die Fußgängerzone der Rosenstadt. An ihrem Zustand gab es in den vergangenen Jahren Kritik, nun hat sich das Blatt ein wenig gewendet. „Die Kaufleute sind engagiert dabei, die Fußgängerzone aufzuwerten“, sagt die Bürgermeisterin. Die Verschönerungsaktionen hätten erste Wirkung gezeigt, nun gelte es, den positiven Schwung für weitere Aktionen in 2016 zu nutzen.

Sprachförderung und Integration der Flüchtlinge voranbringen

Eine weitere wichtige Aufgabe bestehe im neuen Jahr darin, die Integration und Sprachförderung der Flüchtlinge, die in Uetersen angekommen sind, voranzutreiben. Die Stadt habe hierfür eine Koordinationsstelle eingerichtet, dennoch bleibe diese Aufgabe eine für die ganze Stadt. Hansen hofft, dass das ehrenamtliche Engagement in diesem Bereich hoch bleibt.

Die Sanierung des Ludwig-Meyn-Gymnasiums ist noch längst nicht abgeschlossen. Das dafür veranschlagte Zehn-Jahres-Programm werde der Stadt noch einiges an Investitionen abverlangen, aber die wichtigsten Baumaßnahmen seien auf den Weg gebracht worden, um den Schulstandort zu erhalten und aufzuwerten. Im neuen Jahr will die Stadt insbesondere die Sportplätze auf Vordermann bringen.

Außerdem stehe noch der Ausbau des Hochgeschwindigkeitsinternets in Uetersen, die Sanierung weiterer Straßen und die 20-jährige Partnerschaft zwischen Uetersen und der Marseille-Kaserne in Appen auf dem Programm. Einen sinnvollen Ausbau der Wirtschaftsförderung würde Hansen ebenfalls gern angehen. „Hier ist aber keine Änderung zu erwarten“, sagt die Verwaltungschefin. Denn dafür bräuchte sie die Rückendeckung von der CDU – die hatte die Wirtschaftsförderungsstelle vor zwei Jahren drastisch reduziert und Aufgaben umverteilt.