Elmshorn. Weichenstellungen für Buttermarkt-Hafen und Rathausneubau. Trotz Etatminus soll in Kitas, Schulen und Infrastruktur investiert werden.

Von der obersten Etage des Kibek-Hochhauses kann Volker Hatje trotz des diesigen Wetters weite Teile Elmshorns überblicken. Der Blick des Bürgermeisters wandert von der Industriekulisse Peter Köllns über den Buttermarkt mit der Markthalle zu den Knechtschen Hallen. In ein paar Jahren wird sich dieser Teil der Stadt grundlegend verändern.

Erstes sichtbares Zeichen für den Stadtumbau rund um Krückau und Vormstegen ist das Kibek-Hochhaus selbst, ein weithin sichtbares Wahrzeichen Elmshorns. 2016 entstehen dort 63 Wohnungen. Das 15-stöckige Gebäude ist bereits entkernt. Nun kann die Elmshorner Baufirma Semmelhaack mit dem Ausbau beginnen. Der alte Anbau ist gänzlich verschwunden, um Platz zu schaffen für weitere vier Neubauten mit insgesamt 93 Wohnungen. Etwa 23 Millionen Euro investiert Semmelhaack. Ende 2016 sollen die ersten Mieter einziehen.

Wettbewerbe für Hafen und Buttermarkt

„Ein weiteres interessantes Bauprojekt, das 2016 vorangebracht wird, ist das neue Haus der Technik“, sagt Volker Hatje. Aufgrund des morastigen Untergrundes am Hafen muss es auf 16 Meter langen Pfählen gebaut werden. Das dreigeschossige Gebäude soll das derzeit am Hafen vorhandene Pumpenhaus ersetzen und weitere Technik, wie ein Notstromaggregat für das neue Rathaus beherbergen. Die oberen beiden Etagen will unter anderem der Investor, das Elmshorner Architektenbüro Hannemann und Krützfeldt, für Büroräume nutzen. Ende 2017 soll der Bau dann stehen. In unmittelbarer Nähe beginnen im Sommer zudem die Kanalbauarbeiten an Osterfeld und Schloßstraße.

„2016 wird für Elmshorn das Jahr der Wettbewerbe“, sagt Hatje. Der eine betrifft die Freiraumplanung für den Bereich Hafen und Buttermarkt. In verschiedenen Arbeitsgruppen wurden bereits zahlreiche Ideen gesammelt. Was wünschen sich die Marktbeschicker? Wie können historische Gebäude wie Markthalle und Torhaus behutsam zentraler Punkt werden? Welche Gastronomie soll sich dort ansiedeln? Wie viele Parkplätze werden benötigt? „Diese Überlegungen sind Grundlage für alle weiteren Schritte“, sagt Hatje.

Das vollständige Auslobungstextbuch soll in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt am 4. Februar 2016 vorgelegt und beschlossen werden. Damit wäre die Vorbereitungsphase abgeschlossen und die EU-weite Bekanntmachung mit Auslobungstext für den freiraumplanerischen Wettbewerb Buttermarkt-Hafen kann erfolgen.

Die Serienteile der Agenda 2016

Mit unserer Serie Agenda 2016 beleuchtet die Regionalausgabe Pinneberg des Hamburger Abendblattes von heute an, was die großen Themen in den Städten und Gemeinden sind, wo es vorangeht und wo Sorgen und Nöte bestehen.

Die Reihenfolge der Serienteile:

Die Stadt Elmshorn und das Amt Elmshorn-Land

Die Stadt Uetersen und das Amt Moorrege

Die Stadt Pinneberg und das Amt Pinnau

Die Stadt Wedel und das Amt Haseldorf

Die Gemeinde Rellingen

Die Gemeinde Halstenbek

Die Stadt Tornesch u. die Gemeinde Helgoland

Die Stadt Schenefeld

Die Stadt Barmstedt und die Ämter Hörnerkirchen und Rantzau

Die Stadt Quickborn sowie die Gemeinden Hasloh und Bönningstedt

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In einem zweistufigen Verfahren können sich zunächst Landschaftsarchitekten mit Stadtplanern mit einer groben Skizze für Buttermarkt und Hafen um die Teilnahme an dem Wettbewerb bewerben. Aus den Bewerbern werden etwa 15 Teilnehmer ausgesucht, die ihre Ideen präzisieren sollen.

Der zweite Wettbewerb dreht sich um den Rathausneubau. Er soll ebenfalls 2016 angeschoben werden. Soll beispielsweise der Kollegiumssaal im obersten Stockwerk oder lieber im Erdgeschoss sein? Benötigt er eine große Fensterfront? Wo befinden sich die Eingänge zum Rathaus? Die Ergebnisse der jüngsten Beteiligungswerkstatt werden nun von der Verwaltung zusammengefasst, geprüft und zu einem Vorschlag für das Nutzungskonzept verarbeitet. Dieses wird am 11. Februar 2016 im Kollegiumssaal den Bürgern präsentiert und dann von den zuständigen politischen Gremien beraten.

Sanierung von Schulen und Kitas

Parallel dazu steht die Verkehrsplanung für die Berliner Straße und die Straße Vormstegen an, die gegenläufig werden soll, um die Verkehrsströme im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen neu zu lenken. „Mit dem Bau der Hafenspange wurden bereits die Voraussetzungen geschaffen, den Verkehr aus der Innenstadt zu verlagern“, so Hatje. Das führt bei der Kreuzung Berliner Straße/Ansgarstraße/Reichenstraße zu verkehrstechnischen Herausforderungen, die es zu lösen gilt.

„Der zweite großer Brocken, den es 2016 zu bewältigen gibt, betrifft den Bereich Schulen und Bildung“, sagt er. An der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule werden die Sanierungsarbeiten fortgesetzt, zu denen eine neue Wärmedämmung und eine moderne Haustechnik gehören. Da die Räume nicht mehr ausreichen, soll erweitert und ein Übergang vom Alt- zum Neubau geschaffen werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 6,6 Millionen Euro.

An der Fritz-Reuter-Straße werden zwei Kitas der Evangelischen Kirche zusammengelegt. 1,8 Millionen Euro werden investiert, weitere 776.000 Euro in die Kita an der Memeler Straße. Für die energetische Sanierung an Schulen und Kitas erhält Elmshorn 2,7 Millionen Euro aus dem Kommunalinvestitionsprogramm des Bundes.

Was noch passiert: 2016 erhält das Stadttheater in einem dritten Bauabschnitt seine historische Fassade zurück. Zudem beginnt im Sommer die mindestens 650.000 Euro teure Sanierung der denkmalgeschützten Weißen Villa an der Schulstraße. Dach, Fassade, Fenster, Keller und Gaubenräume des Elmshorner Kulturdenkmals müssen komplett saniert werden – und das im laufenden Betrieb. Eine Rundum-Erneuerung der 1894 gebauten großbürgerlichen Villa würde sogar mit einer Million Euro ins Gewicht fallen.

Die Ollnsstraße soll umfassend saniert werden. Dort liegen als Fahrbahn seit rund 85 Jahren Betonplatten, die mittlerweile zum Teil tiefe Risse aufweisen. Aufgrund der Straßenschäden ist dort nur noch Tempo 30 erlaubt. Rund 2,6 Millionen Euro soll die Sanierung kosten. 765.000 Euro davon müssen die Anlieger übernehmen. Sie sollen daher 2016 weiter in die intensive Planung einbezogen werden, bevor es 2018 mit dem Bau losgeht. Im neuen Generationenquartier von Semmelhaack wird der Hedwig-Kreutzfeld-Weg ausgebaut.

Unterkünfte für Flüchtlinge werden Thema

Daneben treibt Hatje die Gewerbegebietsausweisung an der A 23 voran. Auch beim Dauerbrenner Bahnhof-Sanierung tut sich was. Hier lässt die Stadt die Grundstückspreise prüfen, um das Bahnhofsgrundstück samt Teilen des Holstenplatzes kaufen zu können und so Fördermittel für einen Umbau generieren zu können.

„Wäre 2016 ein normales Jahr, wäre all dies schon eine Herkulesaufgabe“, sagt Hatje. Auch angesichts der desolaten Haushaltslage mit einem für 2016 prognostizierten Minus von 3,12 Millionen Euro. Hinzu kämen allerdings die unplanbaren Herausforderungen, die die Flüchtlingskrise mit sich bringt.

Eine Million Euro habe die Stadt vorsorglich für deren Unterbringung im Haushalt veranschlagt. Bislang hatte sie die Flüchtlinge in angemieteten Wohnungen unterbringen können. Nun werden auch zentrale Unterbringungsmöglichkeiten geprüft. „Wir werden aber nicht selbst in Wohnungsbau investieren, sondern mit Bauträgern zusammenarbeiten und eventuell vorhandene Gewerberäume zu Flüchtlingsunterkünften umbauen.“

Auf ihr Hallenbad müssen die Elmshorner 2016 leider verzichten. Hier laufen die Untersuchungen, um festzustellen, ob sich eine umfassende Sanierung rechnet oder doch ein Neubau in Frage kommt. Die reine Instandsetzung der Halle würde bereits vier Millionen Euro kosten. Doch egal wie die Entscheidung ausfällt, mit einer Eröffnung vor 2017 ist nicht zu rechnen.