Uetersen. Trotz Bedenken segnet politische Mehrheit Pläne der Pinnau eG für Sozialwohnungen an der Jahnstraße ab. Dort ist jetzt ein Spielplatz.

Was ist wichtiger, ein Spielplatz oder mehr Wohnraum für Bürger? Diese Frage entzweit derzeit Uetersens Politiker. Denn die Wohnungsbaugenossenschaft Pinnau eG möchte öffentlich geförderte Wohnungen in der Rosenstadt bauen. Ein Grundsatzentscheid hierfür wurde im Bauausschuss bereits gefällt. Der Ort, wo ein siebengeschossiges Gebäude entstehen könnte, ist die Jahnstraße. Dort verfügt die Stadt über ein Areal, dass sie schnell an den Investor veräußern könnte. Das Problem: Genau dort befindet sich ein großer Spielplatz.

In Uetersen gibt es derzeit noch drei größere Spielplätze. Der an der Jahnstraße sei, so Petra Jäger, bürgerliches Mitglied für die BfB im städtischen Bauausschuss, einer der wenigen Rückzugsorte, die es für Familien, Kinder und Schulen noch gebe. „Wir müssen uns diese Flächen erhalten.“ Auch Bernd Möbius (Grüne) warnt vor übereilten Schritten. „Wir müssen uns fragen, was uns Spielplätze wert sind. Auch wenn ein Wohnungsbedarf in Uetersen da ist, müssen wir Flächen für Kinder vorhalten“, sagt er. Ansonsten setze Uetersen seine Familienfreundlichkeit aufs Spiel.

Öffentlich geförderte Wohnungen sind in Uetersen seit Jahren knapp. 2014 hat die Pinnau eG zuletzt ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus mit 20 Sozialwohnungen an der Schanzenstraße für 2,9 Millionen Euro gebaut. Damit sollte der Druck am Wohnungsmarkt gemildert werden. Mit der Flüchtlingslage hat sich die Situation aber wieder verschärft: Wer einen Aufenthaltsstatus bekommen hat, benötigt einen festen Wohnsitz. Für viele von ihnen ist der öffentlich geförderte Wohnungsbau der erste Anlaufpunkt, um sich eine neue Existenz aufzubauen.

Die Pinnau eG hat daher Gespräche mit der Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen geführt. Die Idee der Wohnungsbaugenossenschaft ist es, an der Jahnstraße einen sechgeschossigen Bau plus Staffelgeschoss zu bauen. Der Spielplatz müsste eventuell weichen und an anderer Stelle kleiner gebaut werden. Für die 41 Wohnungen, die an der Jahnstraße entstehen könnten, wolle die Gesellschaft eine entsprechende Zahl an Wohnungen, über die sie in Uetersen verfügt, der Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen überlassen. Für das Grundstück an der Jahnstraße solle, so die Idee, ein Erbpachtvertrag aufgesetzt, sodass das Grundstück nach einer vereinbarten Pachtzeit samt Immobilie in Hände der Stadt übergeht. Die Gesellschaft erhielte dann einen Wertausgleich.

Die Bedenken bei CDU, Grünen und BfB bleiben trotz der angespannten Wohnungsmarktlage. „Im Grundsatz sind wir nicht dagegen, ja zu sagen. Aber der Bau ist uns zu hoch“, moniert Bernd Pyssa, bürgerliches Mitglied der CDU-Fraktion. Dieter Schipler (SPD) hält dagegen: „Wir werden jeden Wohnraum in Uetersen dringend brauchen, nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für jene, die sich nicht ein Eigenheim oder eine teure Wohnung leisten können. Die Idee der Pinnau ist daher zu begrüßen.“

Bürgermeisterin Andrea Hansen appellierte an die Fraktionen, das Projekt nicht zu torpedieren. „Es handelt sich um einen Grundsatzbeschluss, ob wir ein solches Projekt überhaupt gutheißen“, sagt Hansen. „Dies ist die einzige Fläche in der Hand der Stadt, die schnell für Wohnbebauung zur Verfügung steht. Wir brauchen dringend Wohnraum, auch für die Flüchtlinge.“ Der Appell zeigte Wirkung, CDU und SPD stimmten für das Projekt.