Kreis Pinneberg. Immer mehr Unternehmen sind bereit, Praktikums- und Ausbildungsplätze für Geflüchtete anzubieten. Eine Voraussetzung gibt es jedoch.
Nach einer Umfrage des unter anderem für den Kreis Pinneberg zuständigen Unternehmensverbandes (UV) Unterelbe-Westküste sind 65 Prozent der Firmen an der Westküste und im Unterelbe-Raum bereit, zukünftig Asylsuchenden und Flüchtlingen konkret Praktikums- und Ausbildungsplätze anzubieten. Dabei wird betont, dass die Sprachkenntnis Voraussetzung bleibe.
Im Anschluss an eine Umfrage im Sommer 2015 hatte der Unternehmensverband seine Mitglieder zum zweiten Mal auch nach ihren Erfahrungen mit der Beschäftigung von Flüchtlingen befragt. Inzwischen geben 53 Prozent aller Unternehmen an, zwar bislang keine Erfahrung mit der Beschäftigung von Flüchtlingen gemacht zu haben, aber Interesse daran zu haben. Damit zeigten innerhalb weniger Monate deutlich mehr Unternehmen Interesse an der Anstellung von Flüchtlingen, so UV-Geschäftsführer Ken Blöcker. Im Sommer hatte der Anteil der interessierten Unternehmen bei 33 Prozent gelegen. Erneut habe zudem keines der befragten Unternehmen über schlechte Erfahrungen mit Flüchtlingen berichten können.
Geschäftsführer Blöcker freut sich über die hohe Bereitschaft, mahnt jedoch zugleich: „Um Enttäuschung und daraus resultierenden Spannungen vorzubeugen, ist bei der Flüchtlingssituation auch Realismus notwendig.“ Die Flüchtlinge würden erst einmal nicht – trotz der hohen Beschäftigungsbereitschaft der Unternehmen – beim Abbau des Fachkräftemangels helfen können. Bis der Aufenthaltsstatus der Flüchtlinge geklärt sei, die deutsche Sprache erlernt wurde und eine Qualifikation zur Fachkraft nach deutschen Maßstäben erworben worden sei, „werden Jahre vergehen“. Es werde außerdem eine große Herausforderung werden, den jungen Menschen die Bedeutung einer Ausbildung klar zu machen.
Viele würden schnell Geld verdienen wollen, um ihre Familien zu unterstützen, so Blöcker. Auf dem schwierigen Weg dürften die Flüchtlinge nicht allein gelassen werden und müssten als allererstes schnell Zugang zu berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen erhalten. Blöcker: „Sobald die deutsche Sprache zu einem Mindestmaß erlernt ist, stehen die Pforten der Unternehmen für Praktika weit offen.“
Der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste ist ein Zusammenschluss von etwa 400 Unternehmen im Gebiet vom südlichen Schleswig-Holstein bis zur dänischen Grenze.