Halstenbek. Fehlende Aufträge, zu geringer Umsatz: Die Investoren für die Halstenbeker Euro-Baumschule Rudolf Schmidt müssen aufgeben.
Die Kündigungen sind raus, der Ärger ist groß, der Traditionsbetrieb am Ende: Die Rettung der Halstenbeker Euro-Baumschule Rudolf Schmidt ist nun doch gescheitert. Die beiden Investoren, der Wedeler Ole Kleinwort und der Pinneberger Ingo Hamelau, haben nach nur zwei Monaten das Handtuch geworfen und sind ausgestiegen. Sie wollten langfristig Kleinworts Wedeler Baumschule und den Halstenbeker Traditionsbetrieb zusammenführen.
„Wir haben mit viel mehr Aufträgen gerechnet“, sagt Kleinwort. Und sein Co-Partner Hamelau ergänzt. „Es ist uns nicht gelungen, die vielen Altkunden der Euro-Baumschule zu reaktivieren.“ Die großen Aufträge werden laut Hamelau und Kleinwort im August verteilt. „Wir sind aber erst am 15. Oktober eingestiegen, sodass der größte Teil des Kuchens längst verteilt war.“
Die Aufträge, die gewonnen werden konnten, warfen zudem kaum Gewinn ab. „Wir hatten uns vorgestellt, vor allem eigene Ware zu verkaufen. Stattdessen haben wir viel Handelsware dazukaufen müssen, sodass wir die Kosten nicht decken konnten“, so Kleinwort weiter.
Er beklagt, dass die Preise in den vergangenen fünf Jahren um 20 bis 30 Prozent gesunken seien, was den Verkauf von Bäumen betrifft. „Alle Anbieter versuchen, aufgrund der niedrigen Preise dadurch viel Umsatz zu generieren, dass sie große Mengen an Ware zu produzieren.“ Kleinwort spricht von einem „Teufelskreis“, der ihm und Hamelau zum Verhängnis geworden sei.
Ende voriger Woche haben Kleinwort und Hamelau den Kooperationsvertrag mit Jan Ockelmann, der als Insolvenzverwalter der Euro-Baumschule fungierte, aufgelöst. Dem blieb nichts anderes übrig, als den 35 Mitarbeitern sofort zu kündigen. „Die Liquidität ist gleich null.“ 26 Mitarbeiter seien mit sofortiger Wirkung freigestellt und könnten Leistungen der Agentur für Arbeit beziehen. Neun weitere seien trotz der Kündigung zum Weiterarbeiten bereit und würden eingesetzt, um Restaufträge abzuwickeln. Der Insolvenzverwalter hofft, die Mitarbeiter aus den noch zu erzielenden Einkünften bezahlen zu können.
Mitarbeiter erhalten für November kein Geld
Für den Monat November haben alle Mitarbeiter angesichts der desolaten Finanzlage keinen Lohn erhalten. „Wir haben im Oktober und November weniger als die Hälfte der Mittel eingenommen, die wir zur Kostendeckung benötigt hätten“, sagt Ockelmann. Er wird nun die Masseunzulänglichkeit bei Gericht erklären. Das bedeutet, dass die noch vorhandene Masse des Unternehmens zwar ausreicht, die Verfahrenskosten inklusive denen des Verwalters zu decken, jedoch nicht die übrigen Verbindlichkeiten.
Der Insolvenzverwalter will vorhandene Bestände verwerten, bevor die Pachtflächen zurückgegeben werden. Auch der Pachtvertrag mit den Schwestern Schmidt-Heins als Erben des Firmengründers muss vermutlich gekündigt werden, falls nicht noch ein anderer Investor auftaucht. Der Fuhrpark und die Maschinen des Unternehmens werden im Frühjahr versteigert.
Der gescheiterte Investor sieht sich mit einem anonymen Schreiben konfrontiert, das viele Vertragspartner der Euro-Baumschule erhalten haben und das ihm und Hamelau unterstellt, nie an einer seriösen Fortführung des Betriebs interessiert gewesen zu sein. „Das stimmt nicht. Wir wollten das unbedingt schaffen. Umso enttäuschter sind wir, dass unser Plan nicht aufgegangen ist“, sagt Kleinwort, der sich wieder auf seinen Wedeler Betrieb konzentrieren will.