Halstenbek. Wenn es keine Einigung über den Firmensitz gibt, wird der Betrieb der insolventen Eurobaumschule Schmidt Ende September eingestellt.

Die Zukunft von Halstenbeks größter Baumschule hängt am seidenen Faden: Neun Monate nach der Insolvenzanmeldung droht der Euro-Baumschule Rudolf Schmidt zum 30. September die Liquidation – und das, obwohl ein potenzieller Erwerber gefunden ist und eine der namhaftesten Baumschulen des Kreises übernehmen möchte. „Wir brauchen dafür eine Übereinkunft mit der früheren Inhaberfamilie, damit das Betriebsgelände weiter genutzt werden kann“, sagt der Insolvenzverwalter Jan Ockelmann. Seit März werde über einen neuen Pachtvertrag verhandelt – bisher jedoch ohne Erfolg.

Mitte Januar hatte das 1904 gegründete Unternehmen wegen finanzieller Probleme Insolvenz anmelden müssen, am 1. März wurde das Verfahren offiziell eröffnet. Einen Tag zuvor urteilte das Landgericht Itzehoe, dass die Gebäude an der Holstenstraße an die beiden Erbinnen des Firmengründers Rudolf Schmidt herauszugeben sind. Die Schwestern hatten zuvor den Pachtvertrag mit dem Unternehmen, das seit 2005 von den langjährigen Mitarbeitern Hans-Werner Münster und Kay Hackmack geführt wurde, gekündigt. Er lief Ende 2014 aus. Dagegen hatte sich das Unternehmen, das zunächst auch eine Verlegung des Firmensitzes erwogen hatte, gewehrt.

An der Holstenstraße befinden sich die Firmenzentrale, das Lager und die Abstellmöglichkeiten für die Fahrzeuge. Das laufende Insolvenzverfahren verhinderte bisher die gerichtlich verfügte Räumung des Areals. Ein Erwerber der Baumschule ist jedoch auf die Fläche angewiesen. „Ohne sie kann der Betrieb nicht weitergeführt werden“, sagt Ockelmann. Der Insolvenzverwalter hat den Betrieb der in zwei Gesellschaften gesplitteten Baumschule bis heute aufrechterhalten können. „Wir haben keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen müssen.“ Allerdings hätten einige Mitarbeiter nach der Insolvenz die Firma verlassen, so dass noch 41 statt 55 Mitarbeiter wie im Januar dort beschäftigt seien.

Ihnen droht zum 30. September die Kündigung. Sollte es nicht zur Übernahme des Betriebes durch den Wedeler Baumschuler kommen, muss der Insolvenzverwalter die Geschäftstätigkeit einstellen. Weitere finanzielle Mittel zur Fortführung des Unternehmens stehen nicht zur Verfügung.

„Wir haben bis jetzt geschafft, alles zu bezahlen“, sagt Ockelmann. Und das, obwohl das Geschäftsjahr 2015 für die Euro-Baumschule schlecht verlaufen sei. „Es war sehr schwer möglich, nach der Insolvenz Aufträge zu gewinnen“, so Ockelmann. Die Gesellschaft habe zum Großteil für öffentliche Auftraggeber, zumeist Kommunen, gearbeitet. Diese hätten nach Bekanntwerden des Insolvenzfalls kaum noch Aufträge an die Euro-Baumschule vergeben. Die warme Witterung bereits im Frühjahr habe die Lage zusätzlich verschärft, weil viele Bäume bereits frühzeitig ausgetrieben hätten und sie daher in diesem Jahr nicht mehr verkäuflich waren. Als Konsequenz aus der misslichen Lage ließen die Insolvenzverwalter auf den 125 Hektar Pachtflächen nur die Maßnahmen durchführen, die für den Erhalt des Pflanzenbestands unbedingt erforderlich waren. Er besteht aus Allee- und Straßenbäumen sowie Containerware mit Gehölzen vom Solitär bis zum Alleebaum.

„Wir haben uns mit nahezu 95 Prozent aller Pächter geeinigt“, berichtet Ockelmann. Alle Vertragspartner hätten bis jetzt auch die vereinbarte Pacht erhalten. „Wir sind an einer dauerhaften Fortführung des Betriebes interessiert. Ohne den Firmensitz kann sie nicht funktionieren“, so der Insolvenzverwalter. Der Ball liege jetzt bei den Erbinnen des Firmengründers. Sie hatten bereits 2011 bekanntgegeben, große Teile des Betriebsgeländes als Park herrichten zu wollen. Um das Projekt inklusive eines Museums und Skulpturenparks finanzieren zu können, sollten fünf Hektar verkauft und bebaut werden. Mehrere Anläufe, dieses Vorhaben in der Politik durchzusetzen, waren seitdem gescheitert.