Halstenbek. Der Traditionsbetrieb Rudolf Schmidt erhält unter neuem Name eine neue Chance. 35 Arbeitsplätze werden somit vorerst gerettet.

Eine der traditionsreichsten Baumschulen des Kreises Pinneberg bekommt eine neue Chance – dank dem Wedeler Ole Kleinwort und dem Pinneberger Ingo Hamelau. Beide übernehmen das Geschäft der insolventen Euro-Baumschule Rudolf Schmidt aus Halstenbek, die in der Gemeinde 120 Hektar Pachtflächen bewirtschaftet. Damit findet eine monatelange Hängepartie, in der das 1904 gegründete Unternehmen mehrfach vor dem Aus stand, ein glückliches Ende, 35 Arbeitsplätze sind gerettet.

Zumindest vorerst. „Wir tun alles, um den Karren so schnell wie möglich aus dem Dreck zu ziehen“, sagt Kleinwort, der in Wedel die 1928 von seinem Großvater gegründete Baumschule Kleinwort betreibt. Die Hypothek, die die insolventen Vorgänger hinterlassen haben, sei jedoch groß. Kleinwort: „Der Name Rudolf Schmidt ist verbrannt.“

Daher wird er getilgt – auch auf Wunsch der früheren Eigentümerfamilie. Ein Teil des Geschäftes wird unter der Neugründung Nordplant KG verantwortet, der übrige Teil über die bestehende Kleinwort Pflanzenhandelsgesellschaft. „In Wedel verfügen wir auf unseren 40 Hektar überwiegend über kleinere Bäume. In Halstenbek stehen größere Pflanzen. Wir führen beides zusammen und können den Kunden ein breiteres Sortiment anbieten“, beschreibt Kleinwort das Konzept.

Dabei steht ihm Ingo Hamelau zur Seite, der einst seine Ausbildung in der Euro-Baumschule gemacht und dort 20 Jahre lang gearbeitet hat. Jetzt versucht Hamelau, Altkunden zu reaktivieren und neue von den Vorteilen der neuen Wedel-Halstenbek-Verbindung zu überzeugen. „Das Schwierige ist, dass wir mitten in der Saison eingestiegen sind“, erläutert Hamelau. Die Bestände der Euro-Baumschule seien trotz langer Insolvenzdauer perfekt gepflegt, sodass sie ohne Qualitätseinbuße in den Verkauf gehen können, ergänzt Kleinwort. Er will, wie bereits am Standort Wedel, mit Qualität, Service und guter Ware beim Kunden punkten.

Mit der früheren Eigentümerfamilie wurde ein neuer Pachtvertrag vereinbart

„Herr Kleinwort hat uns ein nicht unerhebliches Darlehen zur Verfügung gestellt, damit wir die Löhne der Mitarbeiter zahlen können“, berichtet Insolvenzverwalter Jan Ockelmann von der Hamburger Kanzlei Johlke, Niethammer & Partner. Er hat an der Hol-stenstraße das Sagen, nachdem die bisherigen Pächter Mitte Januar Insolvenz für die Euro-Baumschule angemeldet hatten. „Die Ausgangslage war desolat“, sagt Ockelmann. Schlagartig mit der Insolvenzanmeldung fielen alle Aufträge der öffentlichen Hand weg, sodass ein Drittel des bisherigen Geschäftes brachlag. Auch der russische Markt, ebenfalls ein wichtiges Standbein, brach ein.

Ockelmann: „Wir haben nicht die erwarteten Umsätze gemacht wie kalkuliert.“ Die finanzielle Misere wurde überschattet von den Streitigkeiten mit der ehemaligen Eigentümerfamilie, die der Euro-Baumschule 28 Hektar Fläche – darunter den Firmensitz an der Holstenstraße – verpachtet hat. „Ohne diese Flächen kann der Betrieb nicht aufrechterhalten werden“, so der Insolvenzverwalter.

Das Landgericht Itzehoe hatte auf Antrag der Erbinnen Ende Februar verfügt, dass die Flächen zu räumen sind. Nur das laufende Insolvenzverfahren verhinderte eine Herausgabe dieser überlebensnotwendigen Flächen. Ockelmann: „Ohne einen neuen Pachtvertrag hätten wir keinem Interessenten den Betrieb übergeben können.“

Dem Insolvenzverwalter gelang es, einen solchen Kontrakt auszuhandeln. Dazu trug auch bei, dass die Chemie zwischen den Übernahmeinteressenten und den Erbinnen, den Schwestern Barbara und Gabriele Schmidt-Heins, zu stimmen scheint, während das Tischtuch zwischen ihnen und den vorherigen Pächtern zerschnitten war. „Der neue Pachtvertrag ist mit uns als Insolvenzverwaltung geschlossen worden und gilt vier Jahre“, so Ockelmann. Wenn das Konzept von Kleinwort und Hamelau aufgehe, würden sie sowohl den Vertrag als auch die verbliebenen 35 Mitarbeiter – es gab acht Kündigungen während des Insolvenzverfahrens – per Betriebsübergang übernehmen.

Ob es klappt, wird sich in den nächsten drei Monaten zeigen. Im Fall des Scheiterns wäre das Ende der Traditionsbaumschule wohl besiegelt. Doch auch wenn alles wie erhofft verläuft, müssen sich Kleinwort und Hamelau langfristig einen neuen Firmensitz suchen. Die beiden Schwestern wollen an ihrem bereits 2011 vorgestellten Plan, das Betriebsgelände in einen Park umzuwandeln, festhalten. „Wenn das so kommt, reichen die vier Jahre aus, um rechtzeitig zu reagieren“, sagt Kleinwort. Er könne sich aber auch eine Verlängerung des Pachtvertrages vorstellen und will den Betrieb langfristig auf 80 Hektar Pachtfläche weiterführen.