Wedel. 51,9 zu 48,1 Prozent gegen den Bürgerentscheid. Auch die Hürde des Quorums wurde knapp genommen. Wahlbeteiligung bei 27 Prozent.

Die Initiative von Wedeler Bürgern zum Erhalt einer Grünanlage ist gescheitert. Beim gestrigen Bürgerentscheid setzten sich mit 51,9 Prozent die Gegner durch, die damit den Bau eines Hauses für Flüchtlinge auf dem Areal befürworten. Die Anwohnerinitiative erreichte 48,1 Prozent. Die Entscheidung ist bindend, weil auch das Quorum von 14 Prozent der Wahlberechtigten (3836 Stimmen) erreicht wurde. Die Gegner des Entscheides erreichten 3837 Stimmen. Hätte sich die Anwohnerinitiative durchgesetzt, wäre der Plan der Stadt gescheitert, auf dem 1800 Quadratmeter großen Areal an der Ecke Feldstraße /Rudolf-Breitscheid-Straße eine Unterkunft für 50 Flüchtlinge zu errichten.

In den Stimmbezirken Gebrüder-Humboldt-Schule, Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule, Albert-Schweitzer-Schule lagen die Befürworter des Bürgerentscheids vorn. In den Wahlbezirken Altstadt, Johann-Rist-Gymnasium und Volkshochschule hatten die Befürworter der Flüchtlingsunterkunft die Nase vorn.

Eine Anwohnerinitiative hatte mit einer Unterschriftensammlung das Bürgerbegehren initiiert. Die Bürger setzten sich für den Erhalt der Grünfläche ein. Sie lehnen jedwede Bebauung ab. Bei einem Erfolg des Votums hätte also die Flüchtlingsunterkunft nicht gebaut werden können.

Gegen die Anwohnerinitiative hatte sich ein breites Bündnis gebildet. Die Kirchengemeinde, der Jugendbeirat, die Jusos, die Junge Union, die Friedenswerkstatt, der Diakonieverein, Mitglieder der Grünen, der SPD, der Linken und zahlreiche engagierte Bürger finden sich unter den Erstunterzeichnern mit dem Titel „Weltoffene Gemeinde Wedel – auch an der Feldstraße“.

Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Helmut Plüschau machte bei seiner Stimmabgabe am Nachmittag eine deutliche Stimmung in der Stadt aus. „Der Bürgerentscheid wird abgelehnt“, prophezeite er. Er ging von einem klaren Ergebnis aus. Der gebürtige Hetlinger spricht sich für den Bau der Flüchtlingshäuser aus. Bei den Initiatoren des Urnenganges macht er „Partikularinteressen“ aus. Von ihren Argumenten hält er wenig. „Wenn das ein Biotop sein soll, lebe ich im Garten Eden“, sagt der Genosse nach seiner Abstimmung in der Altstadtschule.

Groß war am Nachmittag nicht nur der Andrang in der Grundschule. Vor der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule war es schwer, einen Parkplatz zu bekommen, und das lag nicht nur am ausverkauften Auftritt der „Hetlinger Deerns“ im Ernst-Barlach-Saal. Stefanie Bossen, Pressesprecherin der Stadt, konnte um 13.30 Uhr bereits von einer Wahlbeteiligung von 22,5 Prozent berichten. Im Wahlbezirk stimmten ebenso wie in der Gebrüder-Humboldt-Schule die Bürger ab, die in der Nähe des umstrittenen Geländes wohnen. Von einem anderen Wahllokal habe sie allerdings gehörte, dass das Interesse gering sei, so Stefanie Bossen.

In der Gemeinschaftsschule haben auch Nancy Gomez-Juse und Achim Juse abgestimmt. Sie engagieren sich im Arbeitskreis gegen Ausländerfeindlichkeit sowie in der Betreuung der Asylsuchenden. „Es ist wichtig, dass die Flüchtlinge eine Wohnung bekommen“, sagt Achim Juse. Um die Menschen integrieren zu können, bräuchten sie einen zentralen Wohnort. Der Bereich sei ideal, weil sich eine Schule und ein Kindergarten in der Nähe befänden. Auch die evangelisch-lutherische und katholische Kirche sowie die Moschee seien gut zu erreichen.