Bönningstedt. In der Abendblatt-Serie stellen wir Existenzgründer vor. Stephan Roterberg und Richard Kommorowski haben jetzt ihre eigene Tischlerei.

Jetzt oder nie. Stephan Roterberg und Richard Kommorowski mussten sich schnell entscheiden. Das verlockende Angebot, Werkzeuge und Geräte von einer Tischlerei aus Bad Segeberg preisgünstig zu kaufen, war nicht lange gültig. Die beiden Visionäre wussten, dass das Risiko groß war, doch diese einmalige Chance wollten sich die Existenzgründer nicht entgehen lassen. Stephan Roterberg und Richard Kommorowski schlugen zu und übernahmen für 11.500 Euro die Ausstattung, noch bevor es eine Kreditzusage von der Bank oder Räumlichkeiten für eine Werkstatt gab. „Im Nachhinein ist das ziemlich verrückt“, sagt Stephan Roterberg. „Doch für uns gab es kein Zurück mehr, wir waren uns der Sache sicher.“

Kurzfristig bauten die beiden Männer den Keller und das Fliesengeschäft von Stephan Roterbergs Onkel zu einer Lagerhalle um, für ein Unternehmen, das bis dato nur in den Köpfen der beiden Tischler existierte.

Möbelstück von uniQ
Möbelstück von uniQ © Manfred Wigger | Manfred Wigger

Das war vor über einem Jahr. Jetzt ist die eigene Tischlerei „uniQ“ nicht mehr nur ein Traum, sondern seit Juli dieses Jahres Realität. Stephan Roterberg und Richard Kommorowski sitzen in ihrer Bönningstedter Werkstatt und können ihr Glück kaum fassen. Der Kalender, der an der Wand hängt, ist fast voll. Über zu wenige Aufträge können sich die Existenzgründer nicht beschweren. Die Möbel nach Maß, die die Tischler in ihrer 72 Quadratmeter großen Halle selber bauen, scheinen gefragt zu sein. „Unsere Zielsegmente sind Hifi-Möbel, jede Art Einbauschränke und das barrierefreie Wohnen“, so der 28-jährige Stephan Roterberg. Die Neugründer haben sich mit ihrem Unternehmen Tischlerei uniQ auf die Gestaltung und Herstellung von individuellen Möbelstücken spezialisiert, die passgenaue Lösungen für jede einzelne Immobilie bieten.

Die gelernten Tischler kreieren zudem Aufbewahrungssysteme, die Kabel und Anschlüsse von Fernsehern oder Lautsprechern verstecken lassen. Ihre Borte und Schränke sollen eine Einheit mit den Medien bilden. „Unser Gedanke war, dass wir in fremden Wohnungen Ordnung schaffen“, sagt Stephan Roterberg. „In unseren Möbelstücken ist alles mit Steckfunktion integriert.“

Tipps für Gründer

Hilfe bei der Existenzgründung gibt es im Kreis Pinneberg unter anderem bei folgenden Anlaufstellen:

WEP, Wirtschaftsförderungs-und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg, Ansprechpartnerin: Gudrun Kellermann, WEP, Lise-Meitner-Allee 18, Tornesch, Telefonnummer: 04120/ 707 70.

HWK, Handwerkskammer Lübeck, Ansprechpartner: Lars Lüthje, Berufsbildungsstätte Elmshorn, Ramskamp 6. Telefonnummer: 04121/473 96 16.

IHK, Industrie- und Handelskammer Elmshorn, Kaltenweide 6, Kontakt unter Telefonnummer: 04121/487 70.

1/4

Auf die Idee, alles in einem Einrichtungsgegenstand zu verstauen, kam der 28-Jährige bei seiner Meisterprüfung. „Ich wollte keinen Kabelsalat mehr haben. Das Möbelstück sollte nicht klobig wirken und dem Kundenkreis entsprechend hochwertiger sein.“ Tischlerei uniQ soll für Exklusivität stehen. So kann sich das Bönningstedter Unternehmen von großen Möbelhäusern und Ketten abheben. „Wir entwerfen mit den Kunden gemeinsam das Mobiliar“, sagt Stephan Roterberg. „Alles wird individuell angefertigt.“

Stephan Roterberg (l.) und Richard Kommorowski arbeiten in ihrer Werkstatt in Bönningstedt
Stephan Roterberg (l.) und Richard Kommorowski arbeiten in ihrer Werkstatt in Bönningstedt © Tischlerei uniQ | Manfred Wigger

Die Neugründung war für die beiden Männer die Flucht aus einem belastenden Arbeitsalltag. Zuvor arbeiteten Stephan Roterberg und Richard Kommorowski zusammen bei einem anderen Betrieb, glücklich waren sie mit der Festanstellung nicht. „Es war viel Frust in der alten Firma“, sagt Richard Kommorowski. „Wir dachten uns, das, was die können, können wir auch, nur besser“, so der 43-Jährige. Bei einem Männerabend entstand letztendlich die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Doch die Existenzgründung war für die Kollegen kein einfaches Unterfangen. Der erste Businessplan wurde von den Geldgebern nicht akzeptiert, der Eröffnungstermin von Tischlerei-uniQ musste immer wieder verschoben werden. „Bei der Erstellung des Planes habe ich mich gefühlt, als hätte ich noch einmal studiert“, sagt Stephan Roterberg. „Die Bankleute wollen nicht nur Zahlen sehen. Du musst deine Zielgruppen von A bis Z kennen.“

Neben dem Aufbau der eigenen Firma mussten die beiden gelernten Tischler noch Vollzeit bei ihrem früheren Arbeitgeber arbeiten. „Das war super anstrengend“, erinnert sich Stephan Roterberg. „Erst neun Stunden bei dem einen Unternehmen arbeiten und nach Feierabend sitzt man noch an den Plänen für das eigene.“ Ohne ihr Selbstvertrauen und die Unterstützung von Förderern und Freunden hätten es die Gründer wohl nicht bis hierher geschafft, gibt Richard Kommorowski zu: „Herrn Michael Langmack von den Wirtschafts-Senioren und unserem jetzigen Vermieter haben wir viel zu verdanken.“

www.tischlerei-uniq.de