Rellingen. Der Flüchtling Talaat Harb ist gelernter Schlosser. Beim Rellinger Spielautomaten-Hersteller macht er derzeit ein Praktikum.
Talaat Harb hat sich durchgeboxt. Von Jaramana bei Damaskus in Syrien – wo die Bomben fielen und es keine Zukunft gab – bis Rellingen. Elf Monate ist der 41-Jährige nun schon im Kreis Pinneberg und versucht, sich dort eine Zukunft aufzubauen. Dabei hilft ihm das Rellinger Unternehmen Crown Technologies, einer der größten Arbeitgeber in der Region und sehr engagiert in Sachen Flüchtlingshilfe.
„Wir wollen die Leute dabei unterstützen, hier bei uns anzukommen, und deshalb ermöglichen wir ihnen dreiwöchige Praktika. Unsere Mitarbeiter stehen voll hinter dieser Aktion“, sagt Heiko Busse, Geschäftsführer des 160 Mitarbeiter zählenden Unternehmens, das an der Adlerstraße Geldgewinnspielgeräte herstellt. Crown plant, bis zu fünf Flüchtlingen Praktika anzubieten, und ist diesbezüglich im Gespräch mit dem Diakonieverein Migration Pinneberg, der mit den persönlichen Hintergründen der Asylsuchenden vertraut ist und diese vermittelt. „Ein sehr sympathischer Mensch und als Schlosser gut qualifiziert“, sagt Thomas Steuck, der als Fertigungsleiter bei Crown viel mit den Praktikanten im Unternehmen zu tun hat. Er könne sich gut vorstellen, dass Talaat Harb mittelfristig einen Job bei Crown bekommt. „Bei uns ist das ohnehin kein Problem. Wir sind interkulturell aufgestellt.“ Personalreferentin Heike Fiebig ergänzt: „Total rührend, wie sich unsere Mitarbeiter um die Flüchtlinge kümmern.“
„Deutschland ist ein tolles Land“
Über das Praktikum hinaus kooperiert Crown mit der Rellinger Bürgermeisterin Anja Radtke und finanziert Flüchtlingen Sprachkurse. „Mit der Sprache steht und fällt der Integrationserfolg“, sagt Chef Heiko Busse. Talaat Harb ist den Leuten in Rellingen sehr dankbar. „Deutschland ist ein tolles Land, und ich hoffe, dass ich bald meine beiden Kinder und meine Frau nachholen kann.“ Die beiden Söhne Salam, 9, und Ayham, 7, leben gemeinsam mit ihrer Mutter nach wie vor in Syrien, „aber dort ist alles kaputt. Meine Kinder haben keine Zukunft, und das Gesundheitssystem liegt quasi am Boden“, sagt Harb, der auf die großartige Hausmannskost der Rellinger Flüchtlingsbetreuerin Elisabeth Bolle – sie kocht regelmäßig für die Flüchtlinge – schwört. „Davon kann ich nicht genug kriegen. Einfach nur wunderbar“, findet Talaat Harb, der in den vergangenen Monaten Deutsch gelernt hat und sich schon gut verständigen kann.
Bei Crown arbeitet der Syrer in der Elektrofertigung – überprüft die Geldspielautomaten und muss bei manchen Defekten auch Lötarbeiten vornehmen. „Das sieht alles sehr professionell aus. Nach einer kurzen Einführungsrunde ging Herr Harb auch gleich an die praktische Arbeit“, sagt Fertigungsleiter Thomas Steuck. „Wenn mir die Bomben um die Ohren geflogen wären, ich hätte es genauso gemacht wie er und wäre geflohen. Und wir kümmern uns darum, dass die Leute auch eine Aufgabe haben und ihnen nicht in ihren Flüchtlingsunterkünften die Decke auf den Kopf fällt. Jeder Mensch will doch gebraucht werden und etwas leisten.“
„Es ist wirklich beachtlich, wie gut Deutschland mit uns Flüchtlingen umgeht. Das ist keine Selbstverständlichkeit, und ich hoffe, ich kann diesem Land eines Tages etwas zurückgeben“, sagt Harb, der in der Flüchtlingsunterkunft Rellingen lebt und in seiner Freizeit angelt oder Tischtennis spielt.
„Ich habe bei diesem Projekt ein ausgesprochen gutes Gefühl. Wir helfen im Kleinen bei der Bewältigung des derzeit größten gesellschaftlichen Problems in Deutschland und können dafür engagierte und gut ausgebildete neue Mitarbeiter bekommen. Das ist eine Win-win-Siatuation für alle“, sagt Geschäftsführer Heiko Busse.