Elmshorn. Kleingärtnerverein Laubenpieper mit zehn Kolonien hat mehr als 1000 Mitglieder. Etwa die Hälfte hat einen Migrationshintergrund.

Eine halbe Stunde vor Beginn der Sprechstunde warten Menschen unterschiedlicher Couleur vor dem Vereinshaus des Elmshorner Kleingärtnervereins am Holzweg. Eine Familie mit Kleinkind, ein älteres türkisches Ehepaar, ein Afrodeutscher stehen in der Schlange, zwei Männer sprechen Russisch. Multikulti verbindet man eigentlich nicht mit deutschen Schrebergärten – in Elmshorn schon.

„Wir führen keine Statistik, aber mehr als die Hälfte unserer Mitglieder haben einen Migrationshintergrund“, sagt Thomas Harder, seit 2009 Vorsitzender des Kleingärtnervereins Elmshorn. Dieser wurde 1947 gegründet, zur selben Zeit wie der Kreisverband. Zwei Jahre später gab es bereits 105 Kleinstkolonien mit 3262 Mitgliedern. „Jetzt haben wir noch zehn Anlagen mit insgesamt 802 Parzellen, die sich auf das Stadtgebiet verteilen“, sagt Harder.

Schon vor dem Krieg hat es erste Kleingärten in Elmshorn gegeben, allerdings nicht als Verein organisiert. Aus dieser Zeit stammt auch die Anlage Heinrich Hauschildt, benannt nach dem ehemaligen Bürgermeister. Dieser wurde 1947 auch erster Vorsitzender des Vereins. Nach dem Krieg bestand auch durch knappe Lebensmittel und durch Verdoppelung der Einwohnerzahl durch Flüchtlinge eine starke Nachfrage nach Gartenland, sodass Grünflächen und sogar Teile des Rosengartens umgewandelt wurden.

1953 wurde mit Bau der Anlage begonnen

Dauerkleingartenanlagen wurden erst von 1950 an im Bebauungsplan der Stadt ausgewiesen. 1953 wurde, nachdem öffentliche Mittel bereitgestellt wurden, mit dem Bau der Anlage Heinrich Gadow begonnen. Heute ist sie mit 208 Parzellen die größte Kolonie des Kleingärtnervereins Elmshorn und zugleich Sitz ihrer Gemeinschaftsstelle.

Neben Deutschen und Türken sind es vor allem Bürger der ehemaligen Sowjetunion, die in der Heinrich-Gadow-Anlage ihre Schollen beackern, um Gemüse anzubauen. „In deren Gärten sieht man nur schwarze Erde“, sagt Rüdiger Saloga, stellvertretender Vorsitzender. In der Satzung stehe zwar, dass Anbaufläche, Rasen und Zierpflanzen sowie bauliche Anlagen jeweils ein Drittel des Gartens einnehmen sollten. „Wir mischen uns da aber nicht ein. Es gibt ältere Menschen, die nicht mehr so ackern können und dafür mehr Rasenfläche haben“, sagt Saloga, der selbst seit 35 Jahren einen Garten in der Heinrich-Gadow-Anlage hat. „Das gleicht es dann wieder aus.“ Auf das Gesamtbild komme es an.

Dass der Vorstand hier und da mal ein Auge zudrückt, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dort die Laubenpieper machen könnten, was sie wollten. So sei es um die Zahlungsmoral einiger Pächter nicht gut bestellt. „Da greifen wir mittlerweile härter durch“, sagt er. Das Problem mit den Leerständen, das es vor einigen Jahren gab, hätten sie auch in den Griff bekommen. „Es interessieren sich wieder mehr junge Familien für einen Garten.“

Beim Feiern kommen alle zusammen

Das Zusammenleben der verschiedenen Nationen klappe insgesamt gut. Auf eine gute Durchmischung aller Nationen komme es an. „Bei der Vergabe der Parzellen achten wir darauf, dass sich keine Ghettos bilden“, sagt Saloga. Zusammen komme man dann bei Feiern. „Vergangenes Wochenende gab es ein internationales Fest mit Köstlichkeiten aus aller Welt“, sagt er.

Der fünffach preisgekrönte Kleingärtnerverein ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Er unterhält Partnerschaften nach Wittenberge und in die Lutherstadt Wittenberg, außerdem einen behindertengerechten Garten mit Hochbeeten sowie eine Parzelle für Kita-Kinder. Stolz sind die Hobbygärtner auch auf ein anderes Projekt. So haben sie sieben Gärten der Elmshorner Tafel zur Verfügung gestellt, die von Langzeitarbeitslosen bewirtschaftet wurden. Die Ernte ging an die Tafel. Leider wurde das Projekt 2014 eingestellt, weil Fördermittel gestrichen wurden.

Wer Interesse an der Pacht eines Kleingartens hat, kann sich an Thomas Harder unter 04121/719 97 während der Sprechzeiten oder per Mail an
harder@kgv-elmshorn.de wenden.