Schenefeld. Verein hat viel Erfolg mit der Durchführung von offenen Trainingsstunden für Flüchtlinge. Spendenerlöse erleichtern die Arbeit des Vereins.
Einige Spaziergänger bleiben neugierig stehen, als sie sich der Sportplatzanlage an der Blankeneser Chaussee nähern. Sie merken ziemlich schnell: Hier herrscht eine sportliche Betriebsamkeit, die es in dieser Art und in diesem Umfeld bislang noch nicht gab. Außenstehende werden Augenzeugen eines sozialen Engagements, das Vorbildcharakter hat und nach Meinung der Verantwortlichen noch diverse Nachahmer in der Umgebung finden könnte.
Bei Blau-Weiß 96 gehen die Fußballer auf ihre eigene Art mit der Flüchtlingsproblematik um. Sie leisten spontan Hilfe, treiben sie voran. Seit vier Wochen läuft jetzt eine Aktion, die erfolgversprechend erscheint: Trainingsnachmittage, an denen jeder teilnehmen kann, auch Schenefelder Bürger. Fabio Bandow und Ilias Ide, zwei der Initiatoren von Blau-Weiß, sind sich einig: „Es müssen weitere Wege gefunden werden, um Flüchtlinge zu unterstützen und ihnen Aufenthalt und Integration im Alltag zu erleichtern. Das geht ganz hervorragend über den Sport.“ Fabio Bandow, 20, Spieler der Landesligaelf, absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei Blau-Weiß, hat Flüchtlingshilfe als hauptamtliches Betätigungsfeld gewählt. Er weiß, worauf es bei der Aktion ankommt und wo für ihn und seine Freunde generell die Schwerpunkte liegen.
Insgesamt 20 junge, ausländische Sportler – drei haben sich am jüngsten Trainingstag dazugesellt – hat Fabio Bandow schon begrüßt. Das ist die aktuelle Zahl derer, die von der intensiven Hilfe profitieren. Der Kontakt zu den Fußballern entstand unlängst im Schenefelder „Flüchtlingscafe“ Juks. Blau-Weiß-Geschäftsführer Frank Böhrens kümmert sich dabei um organisatorische Belange. Böhrens hat auch dafür gesorgt, dass der Verein einen Sozialfonds für Sportpatenschaften eingerichtet hat, in den Mitgliedsbeiträge für Flüchtlinge und Bedürftige eingezahlt werden können.
Die freundlichen Gäste, die vornehmlich aus Afghanistan, Eritrea und Syrien eingereist sind und kaum Gefahr laufen, wieder ausgewiesen zu werden, haben an diesem Nachmittag nur eines im Sinn: Fußball spielen. Das tun sie mit Feuereifer, und zwar jeden Dienstag in der Zeit von 16.30 bis 17.30 Uhr – meist rollt der Ball aber länger. „Die Treffen sind nicht begrenzt und können über einige Wochen so weitergehen“, sagt Frank Böhrens.
Inzwischen haben die Neuankömmlinge den Platz betreten. Sie zeigen Spaß beim Kicken gegen Spieler, die ihnen zuvor noch nie im Leben begegnet sind. Fabio Bandow hat allen zuvor Fußballschuhe, Trainingsjacken und Trikots überreicht, die dank diverser Spenden gesammelt wurden. Die Sportler verschiedener Länder sind begeistert, mit einem Lächeln schlüpfen sie in die Sportkleidung. Auch Haji Jamal von den ersten Blau-Weiß-Herren sowie Hendrik Vahl (Floorball) freuen sich, erteilen immer wieder Tipps.
Andreas Wilken, Vater von Fabio Bandow und Fußballspartenleiter des Vereins, ist vor Ort und beobachtet das Geschehen. Wilken weckt über das soziale Netzwerk Facebook viel Interesse. 70 Paar Sportschuhe verschiedener Größen kamen dort mittels Spenden zusammen. „Die Jungs sind total glücklich über diese Hilfsbereitschaft“, betont Wilken, der zusätzlich selbst 300 Euro gespendet hat.
Finden Flüchtlinge weiter Gefallen und Freude an dem Programm, könnte daraus resultierend der Weg in den Verein frei werden. Langfristige Integration, so heißt heute das erklärte Ziel. Andreas Wilken: „Sollten wir Talente für die Leistungsmannschaften entdecken, könnten wir uns auch dahingehend öffen und sie in Teams einbauen.“
Catharina Skodda, die wie Fabio Bandow ein Soziales Jahr bei Blau-Weiß 96 absolviert, erwägt derweil die Gründung einer Frauengruppe, hier sind die Pläne allerdings noch nicht gereift. Auf jeden Fall soll auch ein breites Spektrum für die Wintermonate geboten werden. Fußball oder Football sind das eine, im Warmen und Trockenen könnte zudem Tischfußball und Billard gespielt werden. Dazu wären Hallenschuhe und ein erhöhtes Angebot an Hallenzeiten notwendig. „Wir sind zuversichtlich, dass sich die Wünsche eines Tages erfüllen werden“, sagt Frank Böhrens. „Und wir wollen möglichst auch Sportarten aus den Ländern der Flüchtlinge kennenlernen.“