Heidgraben. Heidgraben will mit dieser Maßnahme sein Aufnahmekontingent vergrößern, um einer Zwangsenteignung durch das Amt zu entgehen.

Im Bereich des Amtes Moorrege sollen laut Amtsverwaltung nach aktuellen Schätzungen bis zu 600 Flüchtlinge untergebracht werden. Derzeit sind 211 Flüchtlinge auf die Gemeinden verteilt. Bei der Zahl der Unterbringungen gibt es momentan deutliche Unterschiede. Während in Appen 27, in Heist 20, in Holm 30 und in Moorrege 40 Flüchtlinge untergebracht sind, sind in Neuendeich (530 Einwohner) bislang fünf und in Heidgraben (2500 Einwohner) nur sechs Flüchtlinge untergebracht. Das kleine Groß Nordende sticht mit seinen knapp 700 Einwohnern im Verhältnis durch eine vergleichsweise höhere Zahl hervor: Dort wohnen 22 Flüchtlinge.

Weil Kommunen wie Heidgraben derzeit zu wenige Flüchtlinge unterbrächten, habe das Amt drastische Schritte angekündigt, sollte keine Besserung eintreten. „Es ist Tacheles geredet worden“, sagte Heidgrabens stellvertretender Bürgermeister Egbert Hagen jetzt im Sozialausschuss. Sollten Heidgraben und andere Kommunen nicht die notwendigen Flächen für mobile Flüchtlingsunterkünfte bereitstellen, müssten die Gemeinden damit rechnen, dass Gemeindezentren, Bürgerbüros und Sporthallen vom Amt beschlagnahmt würden. „Das will keiner, es wäre aber zulässig“, sagte Hagen.

Einige Bürger bemängeln, nicht von der Gemeinde informiert worden zu sein

Heidgraben will dieser Pflicht nun nachkommen und mobile Ferienhäuser errichten. Am Eichenweg sollen die ersten Anlagen aufgestellt werden. Das hat einige Anwohner auf den Plan gerufen. Sie attackieren in Briefen die Gemeinde, sprechen von einer Gefahr für die Kinder durch die Flüchtlinge, von einem Wertverlust ihrer Immobilien und dass die Gemeinde ihrer Informationspflicht nicht nachgekommen sei.

Hagen weist diese Vorwürfe zurück und bezeichnet sie als völlig haltlos. „Die Gemeinde hat sich seit dem 30. Juli öffentlich mit dem Thema in den Ausschüssen beschäftigt, es wurde auch öffentlich ausgehängt und in der Presse berichtet. Wir sind unserer Informationspflicht nachgekommen. Wenn sich manche Menschen nicht informieren wollen, ist das nicht unsere Schuld“, sagte Hagen. Es sei auch nicht so, wie in einer Lokalzeitung berichtet wurde, dass alle Bürger im Ort gegen Flüchtlinge seien.

Die an ihn und die Flüchtlinge gerichteten Vorwürfe in den Briefen seien schwer zu ertragen. „Ich schließe aus den Schreiben dieser Bürger, Flüchtlinge ja, aber nicht vor meiner Haustür“, sagte Hagen. Eine solche Haltung sei angesichts der Strapazen, die die Menschen auf sich genommen hätten, um in ein sicheres Land zu kommen, „schlichtweg inakzeptabel“.

Dass von den Flüchtlingen eine Gefahr ausgehe, sei völlig aus der Luft gegriffen. Laut dem Amt Moorrege ist in keiner einzigen Kommune bislang ein Zwischenfall mit Flüchtlingen bekannt. „Die Menschen wollen Deutsch lernen, sie wollen sich integrieren und hier arbeiten wie jeder andere auch“, sagte Hagen. Dafür müsse die Gemeinde auch die Grundlagen schaffen. Einzelne Bürger schlugen in der Sitzung in dieselbe Kerbe. Die Flüchtlinge, die bislang im Ort seien, seien alle sehr höflich und an einem guten Miteinander interessiert. Von einer Gefahr könne keine Rede sein. Einzelne Bürger wollen der Gemeinde nun private Grundstücksflächen zur Verfügung stellen, die mobile Ferienhäuser aufstellen will.