Schenefeld . Katja Hadler verfasst ihre Masterarbeit über das geteilte Zentrum der Stadt. Sie empfiehlt, sich erst einmal einem Leitbild zu widmen.

An ihren ersten Besuch in Schenefeld kann sich Katja Hadler noch gut erinnern. Kein Wunder, führte er sie doch gleich ins sechste Stockwerk des Rathauses. Vom Büro der Bürgermeisterin aus konnte sie sich gleich einen guten Überblick über das verschaffen, was sie erforschen wollte: die Stadt mit der geteilten Mitte. Vor ihrem Besuch vor einigen Monaten kannte die Ahrensburgerin die Düpenaustadt nicht. Das hat sich grundlegend geändert. Die 28-Jährige machte Schenefeld zum Schwerpunkt ihrer Masterarbeit, mit der ihr Studium an der HafenCity-Uni in Hamburg endet. Dafür tauchte sie in die Historie ein, analysierte den Bestand, verfolgte aktuelle Pläne und entwickelte Handlungsempfehlungen, wie Schenefeld zu einem Zentrum kommen könnte.

Wie die Ahrensburgerin zu Schenefeld fand? „Die Stadt ist an die Uni herangetreten und hat das Thema vorgeschlagen. Auf der Homepage der Uni werden Themen veröffentlicht. Dort habe ich es gefunden“, berichtet Hadler. Sie war sofort Feuer und Flamme. Bereits in ihrer Bachelor-Arbeit befasste sie sich mit dem Zentrum einer Kleinstadt, ihrer Heimatstadt. Ahrensburg hat sich wie Schenefeld auf den Weg gemacht, attraktiver zu werden.

Initialzündung für die Veränderungen in Schenefeld war die Aufnahme ins Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ des Landes. Jeder Euro, den die Stadt in ihre Entwicklung investiert, wird vom Land sowie vom Bund mit einem weiteren gefördert. Voraussetzung ist ein Konzept, das 2016 vorliegen soll und das derzeit ein beauftragtes Planungsbüro erarbeitet. Bereits für 2016 hat Schenefeld eine Förderzusage über drei Millionen Euro. Das schafft Möglichkeiten, und genau das faszinierte auch Katja Hadler.

„Das ist ein konkretes und aktuelles Thema“, erklärt die Studentin ihre Themenwahl. Sie hofft, dass einige ihrer Ansätze auch in die zukünftige Planung oder die Entscheidungen einfließen. Dazu zählt ihre Empfehlung, sich erst einmal einem Leitbild zu widmen. Dafür sollten die städteplanerischen Ziele für die beiden Schenefelder Ortsteile Dorf und Siedlung formuliert und dann bewusst eines fürs neue Zentrum gewählt werden. So könnte man im Dorf das historische Stadtbild schützen und in der Siedlung den Charakter der Arbeitersiedlung erhalten, schlägt die 28-Jährige vor.

Die Stadtmitte sollte sich dann architektonisch deutlich davon unterscheiden. Hier rät Hadler, sich auf kulturelle, soziale und gemeinnützige Angebote sowie den kommerziellen Bereich mit dem Einkaufscenter zu konzentrieren. Das Zentrum sollte eine hohe Aufenthaltsqualität und eine gute allgemeine Erreichbarkeit aufweisen. Deshalb empfiehlt die angehende Stadtplanerin in ihrer 150-seitigen Masterarbeit, den Schenefelder Platz auf kurze Busstopps und Durchfahrt auszurichten und sich beim Schul-, Sport- und Freizeitzentrum Achter de Weiden auf schulische und sportliche Freizeit zu konzentrieren. Die dort bislang dank des Forums angesiedelte Kultur hält sie an diesem Platz für falsch. „Das Forum oder das, was darin veranstaltet wird, sollte man in die Stadtmitte verlagern. Es liegt zu abgeschieden. Dort gibt es zu wenig Publikumsverkehr, beispielsweise für Ausstellungen“, sagt Katja Hadler. Zudem empfiehlt sie, Angebote wie die Volkshochschule, das Stadtarchiv und sogar das JUKS beziehungsweise dessen Angebote weiter ins Zentrum zu ziehen.

Im Unterschied zu vielen Teilnehmern an den Bürgerworkshops zur Zukunft der Stadt widmet die Stadtplanerin dem Problem der Schnellstraße LSE, die den Ortskern durchschneidet, nicht viel Aufmerksamkeit. „Es braucht Magneten auf beiden Seiten. Wenn etwas wirklich interessant ist, dann ist die Überwindung der LSE kein so großes Problem“, erklärt sie. Allerdings empfiehlt sie, nach Messungen die Wartezeit für Fußgänger an den jeweiligen Ampelübergängen zu verkürzen.

Die Straßenseite mit dem Einkaufscenter hält sie bereits für anziehend. Auf der anderen Seite sieht sie Potenzial. Sie stellt sich hier zwei Pole vor, einer könnte ein neues Bürgerhaus samt Gastronomie sein, der andere eine Art kleines Kulturzentrum. Beides würde sie um den bereits existierenden Rathausplatz positionieren.

Hadler hat ihre Arbeit abgeschlossen und wartet auf das Ergebnis. Schenefeld will sie treu bleiben und die weiteren Entwicklungen beobachten. Ihr nächster Besuch steht bereits fest: Am 12. November stellt sie ihre Arbeit den Schenefelder Kommunalpolitikern vor.

Die Veranstaltung am 12. November von 18 Uhr an im Ratsaal am Holstenplatz ist öffentlich. Außer Hadler stellt eine Projektgruppe der HafenCity Universität ihre Ergebnisse einer Arbeit über die Auswirkungen des Forschungsprojekts XFEL und die Chancen für die Stadt Schenefeld als Standort vor.