Schenefeld . Millionenprojekt der Zukunft: 120 Interessierte beteiligen sich rege an der Auftaktveranstaltung zum neuen Stadtkern.

Der Anfang war erschütternd. Frank Schlegelmilch, der von der Stadt als externer Berater mit einem Entwicklungskonzept für Schenefelds neue Mitte beauftragt wurde, schonte die Anwesenden am Mittwochabend nicht. Er führte den 120 Interessierten im Rathaus bildlich vor, wie er das Schenefelds Zentrum sieht: Schön ist anders. Brachflächen mitten im Ort. Ein Stadtkern, der in Einzelteile zerfallen ist. Eine Bücherei, die in einem alten Feuerwehrgebäude als Zwischennutzung untergebrachte wurde. Ein Einkaufszentrum, das aufgrund einer fehlenden Wegeanbindung und Außengastronomie wie eine Burg wirke. Und eine vierspurige, sehr befahrene LSE, die ausgerechnet die Stadtmitte zerteilt. „Das ist das Herz ihrer Stadt“, gab Schlegelmilch zu bedenken. „Man muss sich fragen, ob das einem Zentrum wirklich würdig ist.“

Ist es nicht. Darin sind sich Stadtplaner, Verwaltung und Politiker einig, die das Verfahren angeschoben haben. Unterstützung gab’s von den 120 Anwesenden. Die Auftaktveranstaltung zur Entwicklung des Stadtkerns hatte Vertreter von Vereinen und Verbänden, Unternehmen aber auch zahlreiche Alt- und einige Neubürger angelockt. Durch die Bank weg herrschte die Meinung vor, dass Schenefeld schöner werden muss.

Ideen, wie das funktionieren könnte, gab es am Mittwoch gleich haufenweise. Bürgerzentrum, Vereinsheim, mehr Freizeitangebote und Außengastronomie, eine Art Dorfplatz mit Cafés, Fahrstuhl an der Luninezbrücke und direktem Übergang in die erste Etage des Stadtzentrums und sogar ein Restaurant auf dem Dach des Rathauses: Sowohl aus den Anwesenden als auch von Stadtplaner Schlegelmilch sprudelten Vorschläge. Letzterer hatte als Anregung einige Beispiele anderer Städte herausgesucht, die mit ähnlichen Problemen wie Schenefeld zu kämpfen hatten, und präsentierte deren Lösungen.

Bochum und Bremen als Vorbilder

Bochum beispielsweise löste sein „LSE-Problem“ mit einem roten Teppich. Diesen anderen Asphalt rollte man einfach über die vier Spuren, sorgte so für einen Übergang zwischen den Stadtteilen und für eine Geschwindigkeitsreduzierung des Autoverkehrs. Die Bremer überlegten, den Hafen besser anzuschließen und dafür die störende Straße abzusenken und so eine Art breite Brücke als Übergang zu schaffen. Die Kostenschätzung lag laut Schlegelmilch bei bis zu fünf Millionen Euro.

Summen und Projekte, die für Schenefeld plötzlich in eine greifbare Nähe gerückt sind. Möglich macht das das Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“, in das Schenefeld aufgenommen wurde. Aus diesem Fördertopf kommen bereits jetzt Mittel zur Finanzierung des Entwicklungskonzepts und nötiger Gutachten. Jeweils zwei Drittel der Kosten kommen von Land und Bund, ein Drittel von Schenefeld. Diese Teilung bliebe erhalten, wenn die Stadt mit ihrem Konzept überzeugt. Es locken Zuschüsse in Millionenhöhe. Bundesweit stellte die Bundesregierung in 2015 allein 110 Millionen Euro für das Programm zur Verfügung.

Dafür braucht es aber eine gute Idee, noch viel Vorarbeit und vor allem eine breite Mehrheit, die hinter den Plänen steht, sowohl politisch als auch in der Bevölkerung. Um herauszufinden, was die Schenefelder wollen, brauchen und damit unterstützen, sind außer der Auftaktveranstaltungen noch weitere Beteiligungstermine geplant. Unter anderem ist ein Jugendworkshop am Freitag, 18. September, und eine Bürgerwerkstatt am Mittwoch, 23. September, geplant.

Am Mittwochabend waren die Schenefelder aufgerufen, schon einmal zu punkten. Mit Klebepunkten sollten sie dabei deutlich machen, wo sie die größten Probleme in der Stadt sehen, wo es mit der Entwicklung losgehen muss. Am meisten Bedarf sahen die Anwesenden dabei rund ums Rathaus, gefolgt von der Fläche am Stadtzentrum und der LSE. Das passte gut.

Denn Schlegelmilch und sein Team vom Stadtentwicklungsbüro hatten sich als Ziele für das Entwicklungskonzept nach Gesprächen mit ersten Fachrunden Folgendes auf die Liste geschrieben: die LSE überwinden, ein Bürgerzentrum als Herz der Stadt schaffen, das Stadtzentrum öffnen und integrieren, Gastronomie und Freizeitangebote schaffen sowie Freiräume anbinden und vielfältige Wohnangebote schaffen. Diese Ziele werden nun weitererfolgt.

Die Ergebnisse und die Präsentation sind auf www.stadt-schenefeld.de zu finden