Schenefeld. Startschuss fürs Umplanungsprojekt: Externes Beratungsbüro beginnt mit Konzeptentwicklung, an der Bürger beteiligt werden sollen.
Frank Schlegelmilch ist sich sicher. Schenefeld bietet einem Stadtplaner wie ihm viel Potenzial. „Es fehlt dem Zentrum an Vitalität. Die Mitte ist in Einzelräume zergliedert, die nicht miteinander funktionieren. Bei gutem Wetter wie diesem fehlt es zum Beispiel an Aufenthaltsqualität. Die Leute suchen fast verzweifelt nach schönen Sitzgelegenheiten“, sagt der Mann, der von nun an die Stadt in ihrem Bemühen um eine bessere Mitte beraten wird. Wohl auch nur deshalb darf Schlegelmilch in der Nähe von Bürgermeisterin Christiane Küchenhof so ungeschönt Schenefeld kritisieren. Normalerweise würde die Rathauschefin solche Misstöne über ihre Heimatstadt nicht dulden. Doch von sofort an dreht sich der Wind.
Denn Schenefeld macht sich auf die intensive Suche nach einer neuen Mitte, will den Stadtkern überdenken und überplanen. Möglich macht das die Aufnahme in das Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ des Landes. Für die Vorplanungen erhält die Stadt bereits 120.000 Euro von Land und Bund, 60.000 Euro investiert Schenefeld selbst. In den kommenden Jahren kann die Stadt so auf Millionen Euro für Umbauhilfen hoffen.
Ziel des Ganzen ist es, das Zentrum rund um das Rathaus, das Einkaufscenter und die jeweils angrenzenden Wohn-, Gewerbe- und Grünflächen umzugestalten und für die Zukunft fit zu machen. Etwa 29 Hektar umfasst das jetzige Untersuchungsgebiet. Dabei geht es um Wohnungsbau, Gewerbeflächen, den Einzelhandel, um Verkehrsströme, den demografischen Wandel, den ÖPNV, Parkanlagen und Wegeführungen. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt – eben auch keine kritischen.
Um einen neuen und unverstellten Blick auf die Stadt zu erhalten, wurde mit dem Planungsbüro baumgart+partner eine externe Unterstützung eingekauft. Das Planungsbüro, zu dem auch Schlegelmilch gehört, hat die Aufgabe, innerhalb eines Jahres eine Untersuchung sowie ein städtebauliches Entwicklungskonzept zu erstellen. Das klingt spröder als es ist.
Stadtplanung funktioniert nur im offenen Dialog, sagt Schlegelmilch
Denn das Planungsbüro setzt dabei intensiv auf Bürgerbeteiligung. „Die Planung von Stadtentwicklung hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Heute wird nicht mehr einfach etwas am Zeichenbrett entworfen und dann durchgedrückt“, erläutert Schlegelmilch, dessen Planungsbüro unter anderem an den Stadtentwicklungen in Eutin, Mölln, Winsen und Ahrensburg mitwirkte. Nur im offenen Dialog könne Stadtplanung noch funktionieren.
Der wird erstmals am 24. Juni gesucht. In vier Workshops zu den Themen Verkehr, Wohnen, Soziales und Gewerbe soll in Fachrunden mit Institutionen und Vereinen der Austausch gepflegt werden. Am Dienstag, 14. Juli, sind dann alle Schenefelder aufgerufen, ihre Ideen, Wünsche und Vorstellungen zum zukünftigen Zentrum ihrer Heimatstadt einzubringen. Im Ratssaal des Rathauses stellt Schlegelmilch erste Ergebnisse und die Planungsziele vor. Anschließend geht es in die Diskussion. Beginn ist um 19 Uhr. Noch intensiver wird der Dialog am 23. September gepflegt. Hausherrin Küchenhof bittet von 18 Uhr an zur Bürgerwerkstatt ins Schenefelder Rathaus. In kleinen Arbeitsgruppen soll es um die Zukunft gehen. Um auch die kommende Generation einzubinden, die am Ende mit dem Ergebnis am längsten leben muss, ist ein Jugendworkshop am 18. September geplant. „Es geht um elementare Dinge. Es geht darum, wie sich Schenefeld in den kommenden zehn bis 15 Jahren verändern wird, wie wir hier leben wollen und werden“, sagt Christiane Küchenhof, die eindringlich um die Mitwirkung möglichst vieler Schenefelder wirbt. Dabei ist es nicht neu, dass sich Schenefeld seiner in zwei Stadtteile zerrissenen Mitte annimmt. Ende der 90er-Jahre gab es bereits einen Architektenwettbewerb, der sich mit einer Umgestaltung des Rathausvorplatzes sowie der Verkehrsführung befasste. Eine Idee: ein Kreisverkehr an der LSE soll den Verkehr beruhigen und die Stadtteile verbinden.
Alle Arbeit für die Schublade? Diesmal soll es anders werden. Das liegt an Flächen, die derweil der Stadt gehören und an dem Förderprogramm. Schlegelmilch verspricht: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr als ein Papiertiger wird, ist relativ groß, weil es eine Zweidrittel-Förderung gibt.“