Pinneberg. Forum Theater feiert am Sonnabend in Pinneberg die Premiere des neuen Stücks. Drei weitere Vorstellungen im November.
Da stehen sie in einem alten stillgelegten Bahnhof im Nirgendwo und wissen nicht weiter: Das Schicksal hat mehrere Blaublüter, einen Leiharbeiter, eine Studentin, ein Ehepaar, eine hart arbeitende Rentnerin und einen Geschäftsmann an diesem unwirtlichen Ort zusammengeführt. Wieso, weiß keiner, aber eines wissen alle: Sie wollen wieder weg.
Rund 100 Zuschauer in der Ernst-Paasch-Halle verfolgten bei der Premiere des Stücks „Die fremde Stadt“ am Sonnabend das Geschehen auf der Bühne. Das Stück von John B. Priestley in der Bearbeitung von Regisseur Detlef Murphy bietet eine Menge sozialen Brennstoff. Trotzdem ist es kein Trauerspiel und keines, das den Zuschauer ratlos zurücklässt.
Schon durch die heterogene Zusammensetzung der Gruppe sind Konflikte vorprogrammiert. Sie entladen sich immer wieder in spitzzüngigen und entlarvenden Wortgefechten und Bemerkungen. Als sich plötzlich das Bahnhofstor öffnet und vor ihnen eine fremde Stadt liegt, zeigt sich, wer von den neun flexibel und offen genug ist, Chancen zu erkennen und zu ergreifen.
Murphy ist bei aller dem Schauspiel innewohnenden Dramatik eine Darbietung der leisen humoristischen Töne gelungen und eine, die Lösungen anbietet. „Es ist mir wichtig, dass es in der Tristesse Hoffnung gibt“, sagt er und verrät: „Es sind auch zwei wunderschöne Liebesgeschichten dabei.“
Menschen, die vor fremden Städten mit ihren Ängsten und Hoffnungen stehen – die Flüchtlingsproblematik sei ein aktueller Bezug. Die Konsequenz daraus sei, dass die Nettoeinnahmen an ein Flüchtlingsprojekt im Kreis gingen.
Den engagierten Schauspielern bei der Bewältigung der Situation zuzusehen, ist eine Freude. Die Akteure halten sich gegenseitig den Spiegel vor, arbeiten sich aneinander ab. Kleine Gemeinheiten entlarven sowohl denjenigen, der sie ausspricht, als unter Umständen auch denjenigen, der durch sie demaskiert wird. So stellt der Geschäftsmann Kruse, an den Leiharbeiter Jobst gerichtet, fest: „Ihre Devise ist wohl leben und leben lassen, was? Meine lautet: fressen oder gefressen werden. Ich fresse lieber.“ Worauf einer der Adligen, Georg Graf Thurow, kontert: „Lassen Sie uns in der Stadt ein Restaurant suchen.“ Genau diese Szenen sind es, die ganz viel in ganz wenig Worten transportieren und in denen das Zusammenspiel zwischen großen Wahrheiten mit Komik einfach stimmig ist.
Schnell stellen die Protagonisten fest, dass die Stadt als ein paradiesisches Utopia weder Geld noch soziale Unterschiede oder Konkurrenz kennt. Ihre Bewohner sind friedlich und nehmen die Fremden mit offenen Armen auf. Interessanterweise weckt das bei so manchem Ängste und Gefühle wie Unverständnis oder Abscheu. Gräben werden sichtbar und jeder der Akteure muss am Ende eine folgenschwere Entscheidung treffen.
Weitere Vorstellungen finden am 6. und 7. November um 19.30 Uhr sowie am 8. November um 18 Uhr statt. Es sind noch Karten erhältlich.