Moorrege/Haselau. Initiative des Amtes Moorrege und des Zweckverbandes Breitband Südholstein. Derzeit miserable Geschwindigkeiten auf den Dörfern

„Eine Brieftaube ist schneller unterwegs“, sagt Haselaus Bürgermeister Rolf Herrmann gern, wenn er die Übertragungsgeschwindigkeiten im Telekom-Netz seines Dorfes beschreibt. Größere Datenmengen per E-Mail zu verschicken wie etwa die Fotodateien seiner Frau Elisabeth-Juliane könne Stunden in Anspruch nehmen. Übertragungsgeschwindigkeiten um nur einen Megabit sind in der Haseldorfer Marsch keine Seltenheit. Als „Schnecken“ auf der weltweiten Datenautobahn sind auch viele Bürger in den Dörfern des Amtes Moorrege unterwegs.

Doch damit soll bald Schluss sein. Bald ist wohl auch in der Marsch das Hoch- und Herunterladen von Dateien mit einer Geschwindigkeit von 50 MB möglich. „Wir wollen Glasfaser bis in jedes Haus legen lassen“, so Jürgen Neumann, Vorsteher des Zweckverbandes Breitband Südholstein. Das Verfahren dazu will das Kommunalunternehmen in Kooperation mit der Moorreger Amtsverwaltung realisieren.

Gründungsmitglieder des Zweckverbandes waren Holm, Heist, Hasloh und Lentföhrden. In diesen Dörfern hatte die Glasfasertochter des Abwasser-Zweckverbandes, die azv Südholstein Breitband GmbH, ganz oder teilweise ein schnelles Telekommunikationsnetz verlegt, das bis 15. Dezember verkauft werden soll. Der Breitband-Zweckverband gehört zu den Bietern.

Neumann gibt zu, dass bei diesem seit 2014 laufenden Bieterverfahren die anderen Kommunen aus dem Blick geraten sind. Das ändert sich nun mit der Aufnahme von Appen, Neuendeich, Heidgraben, Haseldorf und Haselau in den Zweckverband. Es sollen noch Moorrege und Groß Nordende folgen.

Das bundesdeutsche Telekommunikationsgesetz gibt das Verfahren vor, nach dem diese Kommunen in den Genuss des schnellen Internets kommen können. Im ersten Schritt startet das Amt für jedes Dorf ein „Interessenbekundungsverfahren“. Telekommunikationsfirmen können sich melden, die die Dörfer anschließen wollen, „und zwar bis ins letzte Haus“, so der Moorreger Amtsdirektor Rainer Jürgensen. Die Messlatte wird allerdings mit 50 MB Übertragungsgeschwindigkeit hoch gelegt. Anbieter, die beispielsweise auf der „letzten Meile“ die Daten mit dem im Vergleich zur Glasfaser langsameren Kupferkabel übertragen, könnten diese Bedingung nicht erfüllen.

Zwei bis drei Monate dürfte die Markterkundung dauern, erklärt Frank Wulff, der sich im Amt um die Telekommunikation kümmert. Findet sich kein Unternehmen, wird im zweiten Schritt ein Ausschreibungsverfahren für das Breitbandnetz gestartet. Wenn das Unternehmen gefunden worden ist, könnten Zuschüsse des Bundes fließen, sagt Jürgensen. Eine günstige Finanzierung über die Investitionsbank Schleswig-Holstein wäre möglich. Sollte sich ein Projekt in einem Dorf nicht rechnen, könnten die Politiker die Finanzierungslücke durch einen Griff ins Gemeindesäckel schließen. Um bei den Planungen sich rechnende Einheiten zu finden, wird an Gemeindegrenzen nicht Halt gemacht. So sei eine gemeinsame Erschließung der beiden Marschdörfer Haseldorf und Haselau sinnvoll, vermutet Neumann.

Jürgensen verweist darauf, dass die Politiker im Amt Hörnerkirchen im vergangenen Jahr den gleichen Weg gegangen sind. Für die Dörfer Bokel, Brande-Hörnerkirchen, Osterhorn und Westerhorn übernahmen die Stadtwerke Neumünster die Aufgabe, das neue Netz zu schaffen und zu betreiben. Jürgensens Hoffnung: „Bereits im Sommer könnten in den Dörfern die ersten Glasfaserleitungen verlegt werden.“