Hetlingen. Der Abwasser-Zweckverband will seine Breitband-Sparte los werden. Doch die Verkaufserwartungen sind nicht erfüllt worden.

Der Verkauf der Breitband-Sparte des Abwasser-Zweckverbandes (azv) ist gescheitert. Dem Interessenten, dem „Zweckverband Breitband Südholstein“, hat der azv absagt. „Wir haben nicht bekommen, was wir wollten“, so Roland Krügel, Vorsitzender der Verbandsversammlung des azv. Das Projekt, in schlecht versorgten Dörfern schnelles Internet anzubieten, ist damit vorläufig gescheitert. Die Verbandsversammlung hat beschlossen, ein neues Bieterverfahren zu starten. Nach Informationen des Abendblattes ist der Deal am Geld gescheitert. Zwölf Millionen Euro sind von den Klärwerkern investiert worden – so viel ist die Breitbandsparte aber nach Expertenmeinung nicht wert. Der Bieter war nicht bereit, die volle Investitionssumme zu zahlen.

Und der azv wollte seine GmbH in Gänze verkaufen, der von den vier Kommunen getragene Zweckverband jedoch nur das „Innenleben“ übernehmen. Wären die Politiker dem Vorschlag der Hetlinger gefolgt, hätten sie auch einige schwerwiegende Risiken mit übernehmen müssen. Dafür wollte der Dörfer-Verband jedoch einen weiteren Abschlag.

Der aktuelle Schwebezustand bedeutet jedoch, dass der azv mit seiner Breitbandsparte kontinuierlich Verlust macht. Während der Verbandsversammlung ist den Politikern der Jahresabschluss für 2013 vorgelegt worden. Danach machte der azv ein Minus von 4,25 Millionen Euro. Das gehe wohl 2014 und 2015 so weiter, sagte Krügel, „und dann sind wir damit hoffentlich durch.“ Das Defizit muss letztendlich der Abwasser-Gebührenzahler übernehmen.

„Es ist enttäuschend“, so Amtsdirektor Rainer Jürgensen, Das Amt Moorrege führt die Geschäfte von Zweckverband Breitband Südholstein. „Wir hätten den Bürgern unserer Gemeinden gern noch in diesem Jahr ein ,scharf geschaltetes’ Netz geboten.“

Doch möglicherweise ergibt sich schon bald eine ganz andere Lösung. Aus dem im Spätherbst 2014 begonnenen Verfahren sollen die Stadtwerke Barmstedt als Nummer zwei hinter dem Zweckverband Breitband Südholstein hervorgegangen sein. „Wir stehen für Gespräche zur Verfügung“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Fred Freyermuth. Es gebe zwar keine aktuellen Informationen seitens des azv. Doch er verweist darauf, dass die Stadtwerke neun Gemeinden erschlossen hätten. „Wenn die Möglichkeit besteht, werden wir weiter ausbauen“, so Freyermuth.

„Welcher Anbieter das Glasfasernetz verlegt, ist uns egal“

Über den Breitband-Zweckverband wollten die Haselauer Politiker die teilweise katastrophalen Telekommunikationsbedingungen verbessern. „Wir sind sehr interessiert daran, in dem Verfahren weiter zu machen“, so Bürgermeister Rolf Herrmann. Wichtig sind für ihn vergleichbare Rahmenbedingungen, wie sie der Zweckverband bieten wollte. „Welches Unternehmen es macht, ist uns egal“, so Herrmann.

Als „einfach nur peinlich“ bezeichnet es Jürgensen, dass es im bevölkerungsreichsten, kleinsten und mit der größten Wirtschaftskraft ausgestatteten Kreis in Schleswig-Holstein nicht gelingt, schnelle Internetverbindung für die Menschen in den Dörfern zu schaffen. Der Amtsdirektor vergleicht: „Im Kreis Lauenburg haben 95 Prozent Breitband.“