Pinneberg. Neue Abendblatt-Serie: CrossFit wird in Deutschland immer populärer. Nach Quickborn gibt es nun auch in Pinneberg ein Angebot.

CrossFit nennt sich eine Disziplin, die immer mehr Sportler begeistert. Sie besteht aus 250 Meter laufen, eine Langhantel über den Kopf stemmen, Liegestütze mit anschließendem Sprung über die Hantel – und dann beginnt alles wieder von vorne.

„CrossFit ist eine Kombination aus Gewichtheben, Ausdauersport und Turnübungen“, sagt Malte Brodersen. Seit Mitte Juni betreibt der 28-Jährige in Pinneberg das erste reine CrossFit-Studio, genannt Box. Schon in dieser Bezeichnung kommt die Idee dahinter zum Ausdruck: Im Gegensatz zu Fitnessstudios, die vor allem auf Übungen an Geräten setzen, ist CrossFit eine Methode, die mit wenigen Hilfsmitteln auskommt. Statt einem Gerätepark reichen den CrossFit-Athleten Springseile und Hanteln, um zu trainieren.

„Beim CrossFit wird alles trainiert, sowohl Ausdauer als auch Kraft und Elastizität“, sagt Malte Brodersen
„Beim CrossFit wird alles trainiert, sowohl Ausdauer als auch Kraft und Elastizität“, sagt Malte Brodersen © HA | Pascal Siggelkow

Gemeinsam mit seiner Verlobten Jacqueline Winkler hat Malte Brodersen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. „Eine Trainingseinheit besteht aus drei Elementen: dem Warm machen, einem Fertigkeitstraining mit Technikpart und dem Kernstück, dem sogenannten Workout of the day.“

Von Laufen über Kniebeugen bis hin zu Klimmzügen ist alles dabei, Geräte kommen kaum zum Einsatz. Stattdessen hängen Seile von der Decke, ein einfaches Metallgerüst steht mitten in der Halle. „Beim CrossFit sollen Muskeln nicht isoliert beansprucht werden, deshalb wird viel auf Ganzkörperübungen gesetzt. Neben dem eigenen Körpergewicht trainieren wir daher vor allem mit Langhanteln oder Medizinbällen“, sagt der gebürtige Pinneberger. Die Übungen variieren dabei von Einheit zu Einheit, kein Training soll dem vorherigen gleichen.

Bevor das Training beginnen kann, müssen sich die Teilnehmer warm machen
Bevor das Training beginnen kann, müssen sich die Teilnehmer warm machen © HA | Pascal Siggelkow

Eine Einheit dauert in der Regel 60 Minuten und wird in Kleingruppen mit maximal acht Sportlern absolviert. „Dadurch bekommt jeder Teilnehmer genug Aufmerksamkeit und kann von mir oder Jacqueline individuell betreut werden“, sagt Malte Brodersen. Ziel der Sportart sei es, die allgemeine Fitness zu steigern. „Ein Gewichtheber ist vielleicht besonders stark, allerdings mangelt es ihm dafür zum Beispiel an der Kondition. Beim CrossFit wird alles trainiert, sowohl Ausdauer als auch Kraft und Elastizität.“

Malte Brodersen betreibt den Sport bereits seit drei Jahren. Der 28-Jährige wurde damals über Videos im Internet auf CrossFit aufmerksam. „Ich war beeindruckt von der Athletik und Flexibilität der Sportler und wollte es unbedingt ausprobieren“, sagt er. Nach einer Probestunde war es dann um ihn geschehen. Bis zu fünfmal die Woche trainiert er, an einigen Tagen sogar gleich mehrmals. Der gelernte Fachmann für Systemgastronomie nimmt sogar an Wettkämpfen teil, bei der Deutschen Meisterschaft im Juni erreichte er den 42. Platz von insgesamt 60 Athleten. Vorher hatte er sich gegen 1600 Bewerber durchgesetzt und für die Endrunde qualifiziert. Auch die 27-jährige Jacqueline Winkler ist passionierte CrossFit-Athletin und hat wie Malte Brodersen ebenfalls die Trainerlizenz CrossFit Level One der offiziellen CrossFit Corporation erworben.

Schon mit einfachen Hilfsmitteln können die Sportler trainieren
Schon mit einfachen Hilfsmitteln können die Sportler trainieren © HA | Pascal Siggelkow

Auf die Idee, gemeinsam eine Box zu eröffnen, kamen die beiden Jungunternehmer schnell. „In der Silvesternacht haben wir uns zusammengesetzt und einen Business-Plan ausgearbeitet. Den haben wir dann unserem Steuerberater vorgelegt“, sagt Malte Brodersen, der die gebürtige Ingolstädterin Jacqueline Winkler im Studium kennenlernte. Der Steuerberater sei so von dem Konzept überzeugt gewesen, dass er sogar bei der Standortsuche half und die ehemalige Industriehalle am Ziegeleiweg vermittelte. Rund sechs Monate nach der Konzeptentwicklung, wurde die CrossFit-Box eröffnet. „Die Resonanz ist beeindruckend, nach sechs Wochen konnten wir bereits 20 feste Mitglieder vermelden“, sagt Malte Brodersen, der rund zwei Drittel der Kurse coacht. Jacqueline Winkler, gelernte Hotelkauffrau, übernimmt das restliche Drittel. Zudem kümmert sie sich auch um die Buchhaltung. CrossFit-Athleten im Kreis können nicht nur in Pinneberg, sondern auch in Quickborn trainieren.

CrossFit wurde für Polizisten entwickelt

Crossfit wurde in den 80er-Jahren von Lauren und Greg Glassmann in den USA entwickelt. Das Duo hat mithilfe der Methode, zu der unter anderem Rudern, Laufen, Gewichtheben und Seil klettern gehört, Polizisten im kalifornischen Santa Cruz fit gemacht. Inzwischen setzen weltweit Polizei- und Feuerwehreinheiten Crossfit in ihrem Fitnesstraining ein.

Die Box von Malte Brodersen und Jacqueline Winkler befindet sich am Ziegeleiweg 26 in Pinneberg. Eine Mitgliedschaft kostet zwischen 75 und 115 Euro pro Monat, Schüler, Studenten und Auszubildende erhalten einen Rabatt in Höhe von 15 Euro. Eine Zehnerkarte ohne Vertragsbindung ist für 130 Euro erhältlich.

Termine für ein kostenloses Probetraining können im Internet unter www.crossfitmybuddy.com oder telefonisch unter der Nummer 0176/70 63 29 56 vereinbart werden.

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Melanie Pfennig aus der Nähe von Barmstedt trainiert seit Mitte Juli in der Box am Ziegeleiweg. „Jeder geht beim Training an seine körperlichen und mentalen Grenzen“, sagt die Buchhalterin über den besonderen Reiz am CrossFit. „Trotzdem stehen der Zusammenhalt und der Spaß ganz weit oben. Wir sind wie eine große Familie.“ Auch erste Veränderungen machen sich bei ihr bereits bemerkbar. „Ich bin viel aktiver und habe weniger Kopfschmerzen, wenn ich bei der Arbeit am PC sitze. Außerdem geht der Speck langsam weg.“ Im Gegensatz zu anderen Trainingsmethoden, würde bei CrossFit immer der ganze Körper beansprucht werden. „Ich habe nach jedem Training an anderen Stellen Muskelkater.“

Anfänger brauchen keine Vorkenntnisse

Ein bis zwei Einheiten in der Woche seien für Anfänger zunächst vollkommen ausreichend, sagt Malte Brodersen. „Das Training ist sehr intensiv, der Körper benötigt daher auch Zeit für die Regeneration.“ Vorkenntnisse sind für Neueinsteiger nicht erforderlich. „Man muss nicht extrem fit sein, um hierher zu kommen. Wir nehmen das als Ausgangspunkt, um darauf aufbauend die Fitness kontinuierlich zu steigern“, sagt der CrossFit-Trainer. Das jüngste Mitglied ist derzeit 18 Jahre alt, das älteste 60. Interessierten rät der Trainer, eine kostenlose Probestunde zu vereinbaren. Nur über Muskelkater sollte sich anschließend niemand beschweren.