Schenefeld. Zum Abschluss der Firmenserie stellt die Redaktion einen der größten Arbeitgeber Schenefelds vor. Die Großbäckerei stellt 47 Sorten her.
Beim Betreten der Harry-Brot-Produktionshalle steigt sofort ein süßlicher Duft in die Nase. Der intensive Geruch nach frischer Backware durchdringt den Raum, Appetit macht sich breit. In dem 300 Grad Celsius heißen Steinofen backt gerade ein Weizenmischbrot - bis es knusprig und goldbraun ist. „Das Brot, das heute in Schenefeld gebacken wird, ist morgen im Regal und wird bis abends verkauft“, sagt Karina Alikhan, Marketingleiterin von Harry. „Brot ist für uns keine Lagerware.“ Doch bevor der Laib auf den Tellern der Verbraucher landet, ist noch einiges zu tun.
In dem Produktionsbetrieb, der sich seit 1963 am Kiebitzweg befindet, ist es laut, Rührwerke und Förderbände laufen auf Hochtouren. Der Harry-Betrieb stellt bis zu 250 Tonnen Brot her – täglich. Stillstand ist in der Schenefelder Fabrik ein Fremdwort. In einem riesigen Edelstahlbehälter verarbeitet eine Knetmaschine mit einer Leistung von 2156 Watt 300 Kilogramm Natursauerteig. „Der Natursauerteig ist das Herzstück beim Brotbacken“, sagt Produktionsleiter Matthias Schielmann. „Es ist ein uraltes Prinzip. Er gibt dem Brot eine gute Haltbarkeit und einen tollen Geschmack.“ Nach dem Kneten wird die Backware in die passende Form gebracht und in den Gärschrank gelegt. „Die ausgedehnte Reife- und Garzeit dient dazu, um den Teig zu lockern“, sagt Matthias Schielmann. „Erst dann kann auch das Aroma entfaltet werden.“ Die Zeit sei der entscheidende Punkt beim Brotbacken.
Nun heißt es ran an den Steinofen. Durch Zufuhr von Energie wird die Ware geschmackvoll. Pro Stunde können die Öfen des Betriebes 5400 Toast-, 5200 Vollkorn-, 2200 Mischbrote und 300 Stangen für Schnittbrot backen. „Es ist wichtig, dass man heiß anbackt, damit die Form erhalten bleibt“, so der Produktionsleiter. Die Ware muss nach dem Backen auskühlen, damit sie in gleich große Scheiben geschnitten und verpackt werden kann.
Das Weißbrot ist fertig und steht bereit, abgeholt und in die Regale der Supermärkte in Schleswig-Holstein, Hamburg, Nord-Niedersachsen und Schwerin verteilt zu werden. Ob Vollkorn-, Misch- und Mehrkornbrote als freigeschobene Laibe, Kastenbrot, ganzes und geschnittenes Toastbrot, Sandwich oder Weizenbrot, 47 verschiedene Sorten stellt das Unternehmen her. Dafür werden pro Monat 4600 Tonnen Mehle und Schrote verbraucht. Der Siloturm des Harry-Betriebes verfügt über 24 Silos und hat ein Fassungsvermögen von 430 Tonnen – das deckt den Bedarf von ein bis drei Tagen ab. „Die Brotvielfalt ist weltberühmt“, sagt Marketingchefin Karina Alikhan. „Es gibt für jedes Brot eine besondere Käuferschicht, jede Sorte hat ihre Liebhaber.“
Harry Brot ist eine Traditionsmarke. Für den Kreis Pinneberg stellt der Backbetrieb einen wichtigen Arbeitgeber dar. Allein in Schenefeld arbeiten 818 Vollzeitkräfte in Bäckerei, Verpackung, Werkstatt, Vertrieb oder in der Unternehmenszentrale für die 1688 gegründete Firma. Neben dem Vertriebsgebiet Nord gibt es flächendeckend Harry-Brot-Standorte in West- und Ostdeutschland. Über ein Netz von 45 Vertriebsstellen beliefert der hauseigene Frischdienst 9250 Läden Tag für Tag. Im Norden versorgt der Harry-Konzern 2482 Lebensmittelgeschäfte. Letztes Jahr konnte das Unternehmen damit einen Umsatz von 921 Millionen Euro erwirtschaften. „Harry ist aus einem Handwerksbetrieb entstanden“, sagt Marketing-Leiterin Karina Alikhan. „Von Schenefeld aus ist alles gewachsen. Immer wenn wir gemerkt haben, dass die Nachfrage steigt, haben wir einen neuen Betrieb eröffnet.“ Durch Prozessoptimierungen und maschinelle Knetmaschinen wurde aus der einstigen kleinen Bäckerei aus Hamburg-Altona eine Großbäckerei. Die Produktionsschritte wurden optimiert, „nicht das Brotbacken“, so Alikhan. „Auf Bäcker als solche können wir nicht verzichten. Es ist der Mensch, der das Brot backt, Maschinen können das nicht.“
Harry Brot stehe für gleichbleibende Qualität. Laut Karina Alikhan schmecke das Brot heute genauso wie morgen. „Die Automatisierung macht es möglich.“ 30 bis 50 Millionen Euro investiere Harry pro Jahr, um technisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. „Das ist ungeheuer wichtig, dass wir täglich liefern und nicht wegen maroder Maschinen ausfallen und keine Ware mehr verteilen können.“
Da durch die Nutzung der hochmodernen Anlagen weniger Personalkosten anfallen und die Rohstoffe auf Grund der großen Mengen zu guten Preisen eingekauft werden, können die Brote zu günstigen Preisen angeboten werden. „Wir pflegen jedoch die gleichen Backprozesse wie kleine Bäcker“, sagt Karina Alikhan.
Mit dieser Folge endet unsere Serie „Glänzend im Geschäft“. Von kommender Woche an stellen wir an dieser Stelle Betriebe und Berufe vor, in denen ein akuter Mangel an Auszubildenden herrscht.