Pinneberg. Die Stadt Pinneberg peilt eine Massenunterkunft am Rehmen an. Der Erwerb des Ex-Seniorenheims kostet 950.000 Euro.
100 Flüchtlinge pro Woche erreichen den Kreis Pinneberg. Die Zahl der Asylbewerber steigt rasant. Prognosen werden immer wieder aktualisiert. Weil es immer schwieriger wird, notleidende Menschen unterzubringen und der Winter naht, reagieren Kommunen jetzt mit unorthodoxen Maßnahmen auf den massiven Druck. So plant die Stadt Pinneberg, ein seit 2012 leer stehendes Seniorenheim am Rehmen zur Flüchtlingsunterkunft umzubauen.
Gibt die Ratsversammlung grünes Licht, zahlt Pinneberg dem Roten Kreuz einen Kaufpreis in Höhe von 950.000 Euro. Ein seit Monaten schwelender Rechtsstreit um das Grundstück am Rande zum Stadtwald Fahlt würde so beigelegt. Die Stadt, die auf kostenfreie Rückgabe des Areals geklagt hatte, gäbe klein bei. Bis vor wenigen Wochen undenkbar, doch die Entwicklung hat Pinneberg eingeholt. Schon jetzt muss die Kreisstadt mehr als 100 Flüchtlinge in Hotels unterbringen.
In den vergangenen Tagen war mit dem Roten Kreuz hinter verschlossenen Türen verhandelt worden. Am Donnerstagabend legte Bürgermeisterin Urte Steinberg in vertraulicher Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Finanzen die Karten auf den Tisch. Das Rote Kreuz habe ursprünglich insgesamt 1,4 Millionen Euro für das Gelände nebst einem Nachbargrundstück aufgerufen, die Stadt jedoch 450.000 Euro an Sanierungskosten gegengerechnet. Somit habe man sich jetzt auf den genannten Kaufpreis geeinigt. Steinberg sprach eine klare Empfehlung aus: Nach Ermittlungen der Verwaltung sei die Nutzung des Ex-Altenheims deutlich günstiger als die Anmietung alternativer Flächen.
Stimmt die Politik während der für Donnerstag, 8. Oktober, geplanten, nicht öffentlichen Sitzung des Rats zu, wird ein Vertragsabschluss für Anfang November angestrebt. Ende November könnte mit den notwendigen Umbaumaßnahmen begonnen werden. Ziel sei es, zum ersten Quartal 2016 die ersten Asylbewerber in den Gebäuden unterzubringen. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 150 Asylbewerber im ehemaligen Seniorenheim am Rehmen Platz finden werden. Das Rote Kreuz hat zugesagt, sich bei der Betreuung von Flüchtlingen zu engagieren. „Wir haben der Stadt ein entsprechendes Konzept vorgelegt“, sagt Reinhold Kinle. Der Kreisgeschäftsführer des DRK-Kreisverband Pinneberg hatte am Sonntagvormittag gemeinsam mit dem Vorsitzenden Wolfgang Krohn Anwohner und Lokalpolitiker durch das 1967 gebaute und seit März 2012 leer stehende Altenheim geführt.
Etwa 60 Menschen nutzen die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild zu machen und Fragen zu stellen. Besorgte Bürger äußerten ihre Bedenken angesichts einer Massenunterkunft am Rehmen, reagierten aber besonnen und ruhig. „Es ist wichtig, die Anwohner frühzeitig mit einzubinden, auch wenn noch keine Entscheidung getroffen ist“, sagt Marc Trampe, der in Vertretung für die Bürgermeisterin vor Ort war. Er warb um Verständnis. „In Pinneberg leben derzeit 330 Flüchtlinge, und wir bekommen aktuell jede Woche 15 neue Flüchtlinge zugewiesen.“ Angesichts des knappen Wohnraumes müsse die Stadt zentrale Unterbringungsmöglichkeiten prüfen. Die Mitarbeiter im Rathaus würden bei Fragen und Sorgen jederzeit ansprechbar sein, so Trampe, der auch gleich seine Visitenkarte an Anwesende verteilte.