Pinneberg. Die Politik macht den Weg für zentrale Unterbringung frei. Verhandlungen mit dem DRK über Ex-Seniorenheim laufen.

Die Stadt Pinneberg macht den Weg für große Flüchtlingsunterkünfte mit mehr als 40 Plätzen frei. Am Donnerstagabend beschloss die Ratsversammlung die Abkehr vom 1986 verordneten Prinzip der dezentralen Unterbringung. Allerdings mit Einschränkung. So soll jedes Bauprojekt, das in Angriff genommen wird, einer erneuten politischen Prüfung im zuständigen Fachausschuss unterzogen werden. Kein Freibrief also für die Stadtverwaltung, die wegen der massiv ansteigenden Anzahl an Asylbewerbern enorm unter Druck geraten ist und schon jetzt 130 Menschen in Hotels unterbringen muss.

Für Bürgermeisterin Urte Steinberg bringt der Grundsatzbeschluss vor allem eines mit sich: Handlungsfähigkeit. In einer leidenschaftlichen Rede hatte die Rathauschefin für ihren Vorschlag geworben. Die aktuelle Zahl von 293 in Pinneberg unterzubringenden Flüchtlingen werde sich bis Jahresende verdoppeln. Pinneberg habe keine Wahl. „Wir müssen klotzen statt kleckern“, so Steinberg. Sie bestätigte, dass es im Fall des seit 2012 leer stehenden DRK-Seniorenheims am Rehmen zu einer Kehrtwende kommen könnte. Gespräche mit dem Roten Kreuz liefen bereits – noch vor kurzer Zeit schien das undenkbar, da die Stadt auf Rückgabe des Areals am Fahlt klagt.

Investor müsste zurückstehen

Auf Nachfrage nannte Steinberg Zahlen. So könnten 100 Asylbewerber in dem früheren Seniorenheim unterkommen, falls eine Einigung mit dem Roten Kreuz erzielt werde. Ein weiteres Projekt segneten die Politiker am Donnerstag trotz massiver Kostensteigerung von zunächst veranschlagten 620.000 Euro auf bis zu eine Million Euro ab. Auf dem Parkplatz vor der Sportanlage an der Müssentwiete soll eine Unterkunft in massiver Holzbauweise hochgezogen werden. Steinberg ließ zudem durchblicken, dass sie ein weiteres Objekt mit bis zu 40 Plätzen ins Auge gefasst hat. Der anvisierte Standort soll in Waldenau liegen. Genaueres wollte die Rathauschefin nicht preisgeben: „Die Anwohner sind noch nicht informiert.“ Auch das Interesse an Haus 3 der ehemaligen Pinneberger Kaserne bestätigte Steinberg. Dort seien laut Rathaussprecher Marc Trampe nach Umbauten sogar bis zu 300 Flüchtlinge unterzubringen. Sollte die Halle für Flüchtlinge umgebaut werden, muss ein potenzieller Investor zurückstehen. Klaus Bahrke war in den Verhandlungen mit der Stadt weit vorangeschritten, Er soll 1,6 Millionen Euro für das Haus 3 geboten haben. Bahrke plante ein Oldtimermuseum.

Deutlich wurde am Donnerstag, dass es der Politik zunehmend schwer fällt, mit einer Stimme zu sprechen, wenn es um die prekäre Situation geht. Während SPD-Fraktionschefin Angela Traboldt Versäumnisse der Vergangenheit anprangerte, appellierte CDU-Fraktionschef Andreas Meyer, „jetzt „nach vorn zu schauen“ und die Verwaltung ihre Arbeit tun zu lassen. Ein SPD-Vorstoß, die Flüchtlingsthematik während einer Sondersitzung des Hauptausschusses zu thematisieren, stieß auf Ablehnung.