Schenefeld . Gemeinsamer Gemüseanbau: Initiatoren des Projekts Erntezeit kämpfen seit acht Jahren um Platz in ihrer Heimatstadt.

Herbst ist Erntezeit. Auf dem Appener Schäferhof fahren die etwa 150 Gemüseanbauer derzeit die Früchte ihrer Arbeit ein. Kürbisse, Salat, Fenchel und Kohlrabi werden vom Acker geschleppt, den sich Städter mit Hang zum ökologischen Anbau als Fläche teilen. Was in Appen seit 2010 so hervorragend klappt, möchten die Initiatoren Jule und Henry Vickery aus Schenefeld auch in ihre Heimatstadt verpflanzen. Doch hier stoßen sie mit ihrer Idee vom gemeinsamen Gemüseanbau auf Granit.

Zahlreiche E-Mails, Gespräche und Treffen auch im obersten Stock des Rathauses haben bislang nicht gefruchtet. Laut den Vickerys versuchen diese, seit acht Jahren in Schenefeld einen Fuß auf die Erde zu bekommen. Doch dieses Fleckchen scheint in der Stadt vor den Toren Hamburgs sehr schwer zu bekommen zu sein. „Irgendwie will man uns hier nicht haben“, glaubt Jule Vickery. Anders kann sie es sich nicht erklären, warum sich nach so langer Zeit keine Lösung abzeichnet. Immerhin gibt es aus ihrer Sicht gleich zwei Flächen im Besitz der Stadt, die für die Realisierung infrage kämen. Die eine liegt am Holtkamp, Ecke Op’n Stüg, die andere einige Hundert Meter weiter in Richtung Schenefeld-Dorf, ebenfalls am Holtkamp neben einem Reit- und Therapiezentrum.

Dass es einen Bedarf und reges Interesse an ihrem Angebot gibt, zeigt auch eine Gruppe, die sich beim vergangenen Bürgerkongress im Rathaus, initiiert von CDU-Mann Holger Lilischkis, bildete und sich für urbane Gemüsegärten in Schenefeld einsetzt. In den Workshop-Ergebnissen werden auf die positiven sozialen, integrativen als auch umweltverträglichen Aspekte eines solchen Projektes hingewiesen.

All das kann auch Christiane Küchenhof, SPD, nur unterstützen. Mit der Schenefelder Bürgermeisterin haben die Vickerys einen Fan oben im Rathaus sitzen, wie Küchenhof betont. „Ich finde dieses Projekt super. Wir haben uns auch sehr ins Zeug gelegt, behilflich zu sein. Aber es ist schwierig.“ Schenefeld sei von den Flächen her begrenzt. Die städtischen Grundstücke am Holtkamp wären nicht geeignet. So wird die eine Fläche bereits beackert. Sie ist an einen Schenefelder Landwirt verpachtet. Bei der anderen handele es sich um eine Ausgleichsfläche.

„Das, was wir geben können, wollen wiederum die Vickerys nicht“, sagt Küchenhof. So hätte die Verwaltung ein Privatgrundstück vermitteln können. Doch das liegt an der viel befahrenen Landesstraße-Schenefeld-Elmshorn und verträgt sich laut den Initiatoren so gut wie gar nicht mit der Idee des Erntezeitprojekts, wo Stadtbewohner in ländlicher Ruhe ihre Gemüse pflegen. Küchenhof zeigt für das Nein Verständnis, weiß aber keinen Rat.

Den Vickerys fehlt nach acht Jahren dagegen das Verständnis. Sie können nicht nachvollziehen, warum zum Beispiel die Grundstücke in öffentlichem Besitz kein Thema sind, warum man den Pachtvertrag mit dem Landwirt nicht kündigen oder sich das Grundstück teilen kann. Eine Fläche von etwa 100 mal 30 Meter bräuchten sie für 50 Gärten. „Wir wollen nicht bevorzugt behandelt werden, aber doch gleichberechtigt“, erklärt Jule Vickery. Sie hat das Gefühl, als Zugezogene weniger Rechte in der Stadt zu genießen als alteingesessene Landwirte.

Merkwürdig findet das Paar zudem, dass die andere Fläche, auf der derzeit Gras sprießt, auch kein Thema ist. Dort sollte bis vor kurzem aufgeforstet werden. Ein Ersatz für die abholzten Bäume am Schenefelder Platz, die für ein Bauprojekt wichen. Doch der Investor suchte sich eine günstigere Fläche außerhalb der Stadt. Aufgeforstet wird vorerst nicht. „Wir brauchen dringend Ausgleichsflächen und werden sie deshalb nicht hergeben“, sagt Küchenhof, die zudem andere Probleme wie die Parkplatzsituation am Holtkamp anführt.

Den Vickerys reicht es. Sie wollen ihre Anliegen jetzt den Parteien vortragen und so eine klare Meinung einholen, ob im kommenden Jahr auch Gemüseanbauer in Schenefeld ihre Ernte einholen sollen und dürfen.