Elmshorn. Letzte Klasse macht an Paul-Dohrmann-Schule in Elmshorn den Abschluss. Schüler werden an der KGSE unterrichtet und weiterhin betreut.
Es ist die letzte Klasse, die an der Paul-Dohrmann-Schule in Elmshorn unterrichtet wird. Neun Schüler der neunten Klasse werden 2016 ihren Abschluss an dem Förderzentrum machen. Danach ist Schluss mit der internen Beschulung. Acht weitere Schüler unterschiedlichen Alters werden parallel dazu in einer Übergangsklasse an der Erich Kästner Gemeinschaftsschule Elmshorn (KGSE) unterrichtet und von der Belegschaft der Paul-Dohrmann-Schule betreut.
„Die Schüler können nicht weiter an der Paul-Dohrmann-Schule unterrichtet werden, weil die Schülerzahl dort zu klein geworden ist. Sie sollen nun in die KGSE hineinwachsen, um nach einem Jahr als Schüler der KGSE weiterzulernen“, sagt Schulleiter Volker Hintsch. Für jeden Schüler sei ein individuelles Konzept nötig, um ihn in den Regelschulbetrieb einzugliedern. „Diesen Anpassungsprozess wollen wir so gut wie möglich unterstützen. Wir sind für diese Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf weiter zuständig.“
Dass die Arbeit seiner Belegschaft von etwa 40 Pädagogen in Voll- und Teilzeit auch künftig unentbehrlich ist, davon ist Volker Hintsch überzeugt. Wie alle Förderzentren im Kreis Pinneberg soll die Einrichtung in Elmshorn – nach Lehrerstundenzahl das größte von insgesamt neun Förderzentren im Kreis – künftig hauptsächlich die Regelschulen unterstützen. „Förderzentren waren bislang eine Kombination aus interner und externer Beschulung“, sagt Volker Hintsch. Seit den 90er-Jahren, seit er im Schuldienst in Schleswig-Holstein tätig ist, hätten Eltern das Recht auf inklusive Beschulung ihrer Kinder. „Und der überwiegende Teil hat die Regelschule gewählt, sodass die Zahl der an Förderzentren beschulten Kinder seit Jahren rückläufig ist. Das lässt einen Schulbetrieb kaum noch zu.“ Das Modell der Förderschule im klassischen Sinne habe sich überlebt.
Und das nicht erst seit sich Deutschland 2009 mit der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet hat, Schüler mit und ohne Handicap gemeinsam zu unterrichten. Offensichtlich mit Erfolg, wie die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag unter Berufung auf eine aktuelle Studie mitteilte. Demnach liegt Schleswig-Holstein bei der Inklusion weit vorn: 60,5 Prozent aller Kinder mit Förderbedarf besuchten hier im Schuljahr 2013/14 eine Regelschule. Damit liege Schleswig-Holstein als Land deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 31,4 Prozent. Nur in Bremen ist die Quote höher. Gleichzeitig ist der schleswig-holsteinische Schüleranteil an Förderschulen deutlich gesunken. „Mit diesen Zahlen schreibt Schleswig-Holstein seine positive Entwicklung auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem fort“, teilte die Stiftung mit.
Auffällig ist nach Ansicht der Experten, dass die Chancen auf Inklusion hierzulande auch in höheren Bildungsstufen bestehen blieben. So liegt der Inklusionsanteil in den Kitas bei 84,3 Prozent (Bund: 67 Prozent), in den Grundschulen bei 84,2 Prozent (Bund: 46,9 Prozent) und in den weiterführenden Schulen der Sekundarstufe bei 71,7 Prozent (Bund: 29,9 Prozent). Von den knapp 6400 Förderschülern auf einer weiterführenden Schule gingen allerdings nur gut vier Prozent (Bund: sechs Prozent) auf ein Gymnasium.
Diese Entwicklung bedeute keineswegs das Ende der Förderzentren, so Volker Hintsch. „Als Sonderpädagogen nehmen wir besondere Aufgaben in der Schullandschaft wahr“, sagt er. Sie halten neben der Fachkompetenz auch eigenes Material vor, bieten Unterstützung im Unterricht, Förderung und Diagnostik sowie Beratung aller Beteiligten. So beraten die Kollegen der Paul-Dohrmann-Schule zum Beispiel bei Autismus. Fast 4500 Schüler mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten fallen in den Zuständigkeitsbereich des Elmshorner Förderzentrums. Hinzu kommt die Sprachförderung an Kitas und der Krankenhausunterricht der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Regio Klinik Elmshorn, der aus Platzgründen in die Dohrmann-Schule verlagert wurde.
„Wir sind auf die Expertise der Förderzentren angewiesen“, sagt Schulrat Dirk Janssen vom Schulamt des Kreises Pinneberg. So würden in individuellen Eingliederungsmaßnahmen wie dem „Flex“-Programm oder den Schultrainings stark verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, die sonst durch alle Systeme fielen, aufgefangen. Für diese Aufgaben brauche es Experten, deren fachliche Heimat die Förderzentren blieben.