Wedel . Wedeler Ortsgruppe, die das Stadtmuseum leitet, stand vor dem Aus. Der Grund: Niemand wollte die Führung übernehmen.

Der Name klingt so angestaubt wie vermeintlich auch das Anliegen: Der Heimatbund pflegt Traditionen und kann damit nur schwer junge Mitglieder vom Hocker reißen. Doch so düster wie vor kurzem sah es für die Wedeler Vereinigung noch nie aus. Es gab niemanden, der den Vorsitz oder die Stellvertretung übernehmen wollte. Der immerhin 160 Mitglieder starke Verein, der auch das Stadtmuseum am Leben hält, stand vor dem Aus. Doch dann kam Renate Steinbach. Kaum Mitglied, wurde sie von ihrer Vorgängerin Erika Wildgruber in die Mangel genommen und ließ sich überzeugen. Jetzt ist es ihr Job, als neue Vorsitzende andere von dem Heimatbund zu überzeugen. Mit Erfolg. Beim Sommergrillfest konnte sie jüngst gleich zwei neue Mitglieder anwerben.

Leicht ist es nicht, jemanden für den Verein zu begeistern. „Heimatbund klingt altbacken“, weiß auch Steinbach. Ihr Sohn schüttelte nur den Kopf über das Handeln seiner Mutter, als er hörte, dass sie in solch einen Verein eintritt, und da war noch nicht mal die Rede vom Vereinsvorsitz – zumindest nicht gleich. „Aber heimatverbunden heißt doch nicht, dass man mit einem Brett vor dem Kopf herumläuft, sondern ganz modern sein kann“, sagt die umtriebige Wedelerin, die sich nach der Sommerpause an der Hamburger Uni für ein Geschichtsstudium einträgt. Steinbach ist 65 Jahre alt, engagiert sich zudem fürs Wedeler Theater.

Schneller Sprung an die Vereinsspitze

Heimat, das sei da, wo man gern lebe, der Lebensmittelpunkt. Seit 1972 lebt Steinbach, die ursprünglich aus Horst bei Elmshorn stammt, in Wedel. Dort sei sie in fast allen Vereinen Mitglied gewesen, was auf dem Dorf normal sei. Ehrenamtlich engagierte sie sich später in der Gewerkschaft und für die Ärztekammer. „Wer sich einmal ehrenamtlich einlässt, der macht es immer wieder“, erklärt sie.

Ihr ehrenamtlicher Sprung an die Spitze des Vereins ging schnell. Im April wurde sie Mitglied, weil sie sich für die Tanz- und Trachtengruppe der Vereinigung interessierte. Zwei Monate später stand der Verein auf der Hauptversammlung ohne Vorstand da, bei der anschließenden außerordentlichen Mitgliederversammlung sollte es um die Auflösung gehen, die Steinbach und weitere Helfer abwenden konnten.

Dabei gab es bereits Pläne, wie das „Erbe“ verteilt werden sollte. Das Vereinsvermögen wäre an die Stadt geflossen, die Originaltrachten an den Dachverband nach Molfsee gegangen. Was aus dem Museumsgebäude an der Küsterstraße geworden wäre, das im Besitz des Wedeler Heimatbundes ist und das mithilfe der ehrenamtlichen Helfer des Vereins am Leben gehalten wird, war unklar. Ob die Stadt angesichts der finanziell schlechten Lage eingesprungen wäre, stand in den Sternen.

Verein soll besser dargestellt werden

„Es wäre doch schade gewesen, wenn sich der Verein aufgelöst hätte“, sagt Steinbach, die nun ihre ganze Energie in eine Erneuerung des Heimatbundes stecken will. Pläne hat sie bereits viele. Sie möchte den Infoflyer überarbeiten und eine Internetseite aufbauen. Zudem plant sie verschiedene Werbeaktionen, unter anderem waren bereits beim Wedeler Hafenfest zwei Damen in Trachten unterwegs, warben so für den Verein.

Etwas moderner sollen auch die Lesungen werden. Im September und Oktober soll deshalb einmal auf Hoch- statt Plattdeutsch gelesen werden. Am 24. September geht es von 15 bis 17 Uhr um Norddeutsche Geschichten, die Hans-Albert Malyska im Gartenhaus des Stadtmuseums vorträgt, am 29. Oktober führt Gerhard Seel vom Theater Wedel die Reihe fort. Für Februar ist der Vortrag „Vom Schützenhaus zum Krankenhaus“ geplant, der sich der Geschichte des Regio Klinikums an der Holmer Straße in Wedel widmet. Zudem steht ein Besuch auf einem Imkerhof samt Verkostung auf dem Programm, und im Juli soll eine Wedeler Abordnung beim Eutiner Landestrachtenfest beweisen, dass der Wedeler Heimatbund lebt. Damit dann auch die neue Vorsitzende in einer passenden Tracht glänzen kann, wird derzeit für sie maßgenommen, eines der rund 3000 Euro teuren Kleidungstücke für sie umgenäht und eine neue der aufwendigen Blusen geschneidert.