Kreis Pinneberg. Einst hatte jedes Dorf seine Amateur-Theatertruppe, heute ist Erfindungsreichtum gefragt. Die Elmshorner Speeldeel setzt auf die Jugend.

Die goldenen Zeiten des Amateurtheaters in Hetlingen sind vorbei. Sechs Vorstellungen in der ausverkauften Mehrzweckhalle musste die Laienspielbühne einst geben, wenn ein Schwank aufgeführt wurde. Kurz vor dem 40-jährigen Bestehen ist zumindest vorläufig der Spielbetrieb eingestellt worden.

„Wir sind nur noch sechs Schauspieler“, sagt Gerlinde Körner. Damit seien keine abendfüllenden Stücke mehr zu realisieren. Altersbedingt haben Darsteller aufgehört. Andere hätten einfach die Lust verloren. Gerline Körner hatte eine Jugendgruppe aufgebaut, die Sketche aufführte, etwa im Rahmen des Neujahrsempfangs. Von acht Jugendlichen sind nur noch zwei dabei. „Die Interessen verlagern sich“, erklärt sie, „hinzu kommen die Belastungen in der Schule oder der Ausbildung.“

Ganz wollen die Hetlinger noch nicht aufgeben

Ganz wollen die Hetlinger noch nicht aufgeben, zumal sie über eine für Laientruppen hervorragende Licht-, Ton- und Bühnentechnik verfügen. Die Suche nach neuen Mitstreitern gestaltete sich bisher allerdings erfolglos. Mit einem Aufruf suchen sie jetzt Theaterfreunde, die auf Hochdeutsch agieren wollen. „Es sind doch einige Neubürger nach Hetlingen gezogen“, hofft Körner.

Von sinkendem Interesse an der Schauspielerei kann Elke Heilsberger, Präsidentin des Landesverbandes der Amateurtheater Schleswig-Holstein, nicht berichten. Vor einigen Jahren hätte es mehrere Auflösungen gegeben, doch seitdem sei der Bestand konstant. 109 Bühnen gibt es im Land zwischen den Meeren, so Elke Heilsberger, 37 spielen auf Niederdeutsch.

Manchmal hapert es im Kleinen. Bei der einen Truppe fehlt ein Regisseur, eine andere hat zu wenig männliche Darsteller, die dritte braucht die passende Technik. Elke Heilsberger ruft die Hobbymimen auf, sich in diesen Fällen an den Landesverband zu wenden: „Wir helfen, wo wir können.“

900-Seelen-Gemeinde Kattendorf verfügt über Bühnenhaus

Gefragt ist der Mut, Neues anzufangen und ungewöhnliche Wege zu gehen. Die „Lachmöven“ aus Laboe etwa spielen vornehmlich für Touristen, und da gehört das Fischbrötchen zum kulturellen Vergnügen, so die Präsidentin. Und die 900-Seelen-Gemeinde Kattendorf im Kreis Segeberg verfügt nicht nur über einen Theaterverein, sondern auch über ein eigenes Bühnenhaus, das unter anderem mit EU-Mitteln finanziert wurde.

Vier Gruppen kümmern sich in dem Verein um die niederdeutsche Sprache, darunter eine für Kinder und eine für Jugendliche.

Die Zuschauerzahlen könne die Elmshorner Speeldeel dank zusätzlicher Angebote halten, berichtet Gerhard Richert, etwa das Kombi-Angebot „Eeten un Theoter“. Vor einigen Jahren musste sich die Bühne gesund schrumpfen. Statt drei abendfüllender Stücke werden nur noch zwei pro Saison gespielt. 25 bis 30 Aufführungen verzeichnet die Speeldeel mit jedem Schwank. Richert ist seit über 50 Jahren bei der Truppe dabei. Aus der ersten Reihe mit Vorsitz, Regie und Spielleitung hat er sich zurückgezogen. Aber um den Nachwuchs kümmert sich der Haselauer noch, etwa mit Besuchen in Kindergärten und Schulen.

„Jugendarbeit ist sehr mühsam, aber der einzige Weg“, sagt der 68-Jährige. Er guckt sich beim Wettbewerb „Schölers leest Platt“ um, der alle zwei Jahre vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund organisiert wird. Wer Talent bewiesen hat, mit dem arbeitet er gern weiter. Derzeit sind die beiden Jugendlichen Momme Wulff (Haselau) und Finn Beutler (Haseldorf) seine großen Hoffnungen. Finn kommt am Sonntag, 23. August, zu einem ersten kleinen Auftritt auf einer große Bühne. Ein letztes Mal ist im Haseldorfer „Rinderstall“ das Erfolgsstück „Wieverregiment“ nach Anton Hamik zu sehen.

Um 15 Uhr beginnt es mit kleinen Geschichten, bevor sich der Vorhang für den Dreiakter hebt. Finn trägt dabei „Ümmer op de Lütten“ vor.