Heist. Der große Garten war einst plattes Land, bis Karen und Gert Müller kamen. Seit 1978 werkelt das Ehepaar am perfekten Rückzugsort.
Sie haben zwei Mal Grund und Boden dazugekauft, bis sie 3450 Quadratmeter zusammenhatten. Als die Müllers 1978 in das alte Bauernhaus einzogen, bekamen sie einen Urweltmammutbaum und eine Sumpfzypresse geschenkt – und so fing alles an. Heute steht ihr Haus auf einem wunderschönen Gelände, das zuvor zum Teil von den bäuerlichen Vorbesitzern als Hausgarten und zum anderen Teil von einer Baumschule als Anbaugebiet genutzt wurde.
Inzwischen weist das Areal ganz verschiedene Bereiche auf. War früher alles plattes Land, ragt nun ein Hügel mit einer Steinsitzgarnitur auf dem höchsten Punkt auf, die ein bisschen an ein Miniatur-Stonehenge erinnert. Der Wald beherbergt einen Trockenplatz für Holzscheite, es gibt einen Steingarten mit richtig großen Exemplaren, viele Wege zwischen Beeten, Büschen und Grillplätzen, einen Kräutergarten, Obststräucher- und -bäume. Ein Gartenpavillon bietet Schutz bei Mittagssonne und Regen. Treppen führen zu neuen Pfaden, die mal im Licht und mal im Schatten liegen, mal grün und kühl sind, mal bunt betupft oder üppig bewuchert.
In dem großen Teichbecken liegt ein rotes Ruderboot auf dem Grund und damit auf dem Trockenen. Nur etwas Wasser steht an der tiefsten Stelle. Seerosen und Froschlöffel gedeihen dort. Der Teich wurde ausgehoben und unter anderem mit diesem Aushub der Berg aufgeschüttet. Vor Jahren stand darin noch richtig viel Wasser. Damals konnten die Kinder der Müllers noch in ihrem Boot darauf fahren. „In den letzten Jahren wird es immer trockener“, sagt Gert Müller. Ein Entwässerungsgraben führt vom Teich weg und kopiert den Lauf eines kleinen Bächleins, Wasser findet sich zudem in zwei Tümpeln. „Bis Mai gibt es Wasser im Graben, aber wir hatten ewig nicht mehr den kompletten See.“ Zwei weitere kleine Tümpel haben noch genug Wasser und sind bewachsen.
Nach Heist kamen die beiden Naturwissenschaftler, weil sie in Wedel gearbeitet haben und einen richtig großen Garten haben wollten, und den „gab es nur im Außenbereich“, so Gert Müller. Beide haben eine große Affinität zu allem, was mit Gartengestaltung und Pflanzen zu tun hat. Gemeinsam besuchen sie Gartenausstellungen wie Bundes- und Landesgartenschauen. „Leider sind dort Sträucher und Stauden oft unterbesetzt“, bedauert Gert Müller. Anregungen finden sie zudem in Katalogen. Und nicht zuletzt im Urlaub. Dort entpuppt sich Gert Müller als Sammler. So ziert ein großer Brocken von einem Stein, mitgebracht vom höchsten Berg der griechischen Insel Korfu, den Steingarten genauso wie ein Basaltkegel, der vom Berg der Amöneburg stammt. Eine Khakipflanze aus Monaco trägt im heimischen Garten Früchte. Pflanzen von Reisen werden von Müller immer wieder importiert.
Der Kiwistrauch hat interessante rosa-grüne Blätter. Früchte trägt er aber keine, denn dazu braucht man beides: die weibliche und die männliche Variante. Die Indianerbanane, die aus Nordamerika stammt, ist eine der neueren Errungenschaften. Die Früchte sollen nach einer Mischung aus Mango und Banane schmecken, Gert Müller ist schon gespannt, ob das tatsächlich stimmt.
Doch nicht nur tagsüber sind die Eheleute in ihrem kleinen Park anzutreffen, auch nachts schleicht jemand mit gezückter Taschenlampe durchs Grün: Gert Müller sucht nicht etwa nach Rehen oder Igeln, die gern in den Garten kommen. Nein, Schnecken sind es, die im Dunkel herauskommen, auf den Blättern sitzen und sich so komfortabel abpflücken lassen. Das nennt sich ökologischer Pflanzenschutz, ist mühsam, aber ungiftig.
Die Müllers verzichten auf Spritzmittel, düngen mit Hornspänen und Gesteinsmehl und bringen Komposterde auf. „Wir kaufen vermehrt Wildformen und achten auch darauf, dass die Bienen und Insekten was daran haben“, so Karen Müller. „Da hängen ja auch die Vögel dran“, sagt ihr Mann. „Früher waren die Wiesen bunt. Deswegen finde ich es wichtig, in den Gärten daran zu denken, dass auch die Insekten leben wollen.“
Von der Gartenarbeit gibt es erst dann eine Pause, wenn die beiden in Urlaub fahren. Sie bleiben aber nie so lange weg. „Wir haben schon nach kurzer Zeit Sehnsucht nach zu Hause.“