Pinneberg. Fundstücke und Naturmaterialien bevölkern seinen Garten: Der Pinneberger Dieter Freitag verarbeitet allerlei Gegenstände zu Kunst.

Er hat jetzt Zeit, seiner Leidenschaft zu frönen: Der pensionierte Anwalt und Notar Dieter Freitag hat lange genug Akten gewälzt. Heute kann er seine kreative Seite ausleben, indem er aus allerlei Naturmaterialien und Fundstücken Skurriles und Maritimes gestaltet. Dabei dient sein Garten als Galerie für seine Kunst.

„Schwemmholz und anderes Strandgut verarbeite ich besonders gern, auch Abfälle wie einen Ascheimer oder alte Zaunpfähle, Metall, Stein und Keramik“, sagt der gebürtige Rostocker, den es zusammen mit Ehefrau Rosemarie immer wieder nach Ahrenshoop an die Ostsee zieht.

Kunstwerken aus Naturmaterialien
Kunstwerken aus Naturmaterialien © HA | Elvira Nickmann

Wenn er dort morgens am Strand entlangwandert, gibt es diese besonders schönen Momente, in denen er fündig wird. Unter den Fundstücken sind immer wieder „Hühnergötter“, eine Feuersteinart, deren Kreideeinlagerungen vom Meerwasser herausgewaschen wurden und charakteristische Löcher hinterlassen. Sie gelten als Glücksbringer, die Freitag überall verteilt hat: Aufgeschichtet zum Turm unterm Baum, in den Zweigen hängend als Klangstein. Wer sich etwas wünscht und durch das Loch pustet, dessen Wunsch soll in Erfüllung gehen. Hier im Garten pustet wohl nur der Wind durch, und der scheint sich vor allem eines zu wünschen: noch mehr „Hühnergötter“, denn ihre Zahl steigt stetig an.

Dabei lauern zwischen dem Grün und unter den Bäumen im Vorgarten und hinter dem Haus noch ganz andere Götter oder Geister sowie Wesen, die nur aus einem Kopf bestehen. Ob sie sich gegenseitig belauern oder Eindringlinge vertreiben wollen, ist nicht genau auszumachen. Sie sind auf jeden Fall ein großer Bestandteil des Arrangements Garten, ebenso wie die vielen Schiffsmodelle, für die Dieter Freitag eindeutig eine besondere Schwäche hat: Es sind inzwischen weit über 40 Boote – und die meisten sind nicht gerade klein.

Schiffe, Marke Eigenbau
Schiffe, Marke Eigenbau © HA | Elvira Nickmasnn

Schiffe finden sich als Motiv in einem Mobile wieder, das im Pflaumenbaum hängt und für das Teile eines metallenen Ascheimers verarbeitet wurden. Auf Stöcken dienen sie als Zier für Beete. Es gibt weitere maritime Motive wie Fische, hergestellt aus alten Bürsten mit Holzgriff, die im zweiten Leben zu Kunstobjekten werden.

Doch nicht nur die Kunst zählt, auch der Ausstellungsraum Garten, für den der 74-Jährige viel Zeit aufwendet. „Dieses kleine Paradies ist aber auch eine grüne Hölle“, sagt er. Man müsse Disziplin wahren, ständig am Ball bleiben. Sonst werden die fälligen Schritte aufwendiger. Mulchen könne er den Rasen beispielsweise nur, wenn er ihn alle acht Tage mähe, danach sei es zu spät. „Die Dinge, die in Arbeit ausarten, werden an einen Gartengestalter delegiert“, beschreibt er seine Taktik. „Meine Frau schneidet die verblühten Rosen und ich pussele nur so herum.“

Die Rosen locken Libellen an
Die Rosen locken Libellen an © HA | Elvira Nickmann

Von wegen Pusseln:. Da ist zum Beispiel die prächtige Hängeblutbuche im Vorgarten. Der Baum, der circa 120 Jahre alt geschätzt wird, lieferte 2014 rund 40 Säcke mit Buchenbast, das sind die Kapseln der Bucheckern, die aufzusammeln sind. Nur auf dem Weg lassen sie sich einfach zusammenkehren. Auch die Sträucher schneidet er selbst. Die Schnitttechnik und das Wissen hat er von einem Gärtnermeister, der in einem Barockgarten tätig war. „Ich bewundere die Gärtner, was die für Fachkenntnisse haben“, lobt er. Da er nicht immer alle Namen parat hat, hat er sich kleine Namensschildchen gebastelt. Natürlich aus Schiefer, gefunden im Urlaub in den Weinbergen.