Barmstedt. Im wilden Grün von Birte Schemeits Garten in Barmstedt gibt es viel zu entdecken. Zum Beispiel eine Giraffe und eine besondere Bank.
Sie hat wuschelige Locken und trägt heute ein Fußkettchen mit kleinen Glöckchen dran. Nach dem Aufstehen läuft sie erst einmal barfuß über den Rasen. Birte Schemeit aus Barmstedt hat eine ganz besondere, bodenständige Beziehung zu ihrem Garten. Sie nutzt ihn und benutzt ihn, aber sie lässt ihm auch Freiheit, lässt dem natürlichen Lauf der Dinge, dem Werden und Vergehen, seine Zeit und gibt ihm Raum.
Die meisten Blätter dürfen liegenbleiben, wenn sie im Herbst zu Boden fallen. Der Rasen darf in großen Bereichen ruhig wachsen, „wenn nicht gerade Tag der offenen Gärten ist“, sagt sie. Am vergangenen Sonntag hat sie daran teilgenommen und sich für diesen Anlass dann doch vermehrt der Gartenarbeit gewidmet. Vor lauter Gästen hat sie an dem Tag ganz vergessen, Fotos zu machen.
Die ausgebildete Erzieherin erzieht nicht mehr, seit acht Jahren widmet sie sich vor allem der Natur. Besonders Kräuter, Steine und Mineralien haben ihr Interesse geweckt. Um ihr Wissen zu vertiefen, hat sie eine Ausbildung in Steinheilkunde gemacht. Dekorativ liegt ein großer Rosenquarz am See neben einem glitzernden Exemplar. Liebevoll dekoriert ist der Garten, aber nicht überladen. Nur hier und da sind kleine Skulpturen von Zwergen, Tieren und Buddhas im Grün und auf den Zweigen zu finden. Und dann sind da natürlich noch die große Giraffe, die Tag für Tag über die Hecke lugt, ein ausrangiertes Fischerboot aus Bali, das zur Bank umgebaut wurde, und eine original Straßenlaterne, die aus Lübeck und von den Vorbesitzern stammt.
2001 hat Schemeit das Haus mit Grundstück zusammen mit ihrem Mann gekauft. Ausschlaggebend war aber nicht in erster Linie das Gelände, sondern der Ort: „Wir haben uns zuerst Barmstedt als Wohnort ausgesucht, hier hat es uns sofort gefallen“, sagt Birte Schemeit. Erst der Wohnort, dann das Grundstück, so die Reihenfolge. Die Fichte, die Magnolie und die Rhododendren gab es obendrein.
„Mein Lieblingsplatz ist unter dem Ahornbaum im Strandkorb. Da liege ich gern, erhole mich und schöpfe Kraft“, so Schemeit. Oft leistet ihr dabei Lieschen, die zehnjährige schwarz-weiße Katze, Gesellschaft. Die im Garten brütenden Vögel haben sich darauf eingestellt, dass hier ein „Stubentiger“ durch den Farn pirscht: Die Nester sind alle außer Reichweite gebaut. Nicht ganz so sicher vor Räubern waren die im See angesiedelten Fische. Erst holte ein Marder nach und nach Exemplare aus dem Wasser, dann kam auch noch ein Graureiher vorbei – und weg waren die Fische. Neue wurden verständlicherweise nicht mehr angeschafft, aber der See hat nun andere Bewohner: Lurche haben ihn sich zum Heim auserkoren. Der Garten ist aber nicht nur ein Ort der Entspannung für Birte Schemeit. Hier wird gegessen und geerntet, nach Möglichkeit direkt vom Beet in den Mund. Im Kräutergarten wachsen Fenchel, Dill, Rosmarin, Salbei und Currykraut. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Salate, Beerensträucher, Rucola und Spinat gedeihen prächtig. „Die Natur ist das Beste und Älteste, was es gibt, wenn wir sie nicht kaputtmachen“, sagt Schemeit. Sie benutzt die Kräuter für Smoothies und Salate.
Die Brennnesseln verwendet sie für Tee und Salat, Spitzwegerich isst sie so, weil er gut für den Magen ist. „Man kann auch Gänseblümchen, den lila blühenden Gundermann und Ahornblattspitzen essen“, sagt Schemeit.
Die jungen Gierschblätter sind Vitamine pur, sogar der Klee kann für Smoothies verwendet werden. „Man muss es nur aufessen statt es wegzuwerfen“, erklärt Birte Schemeit ihre Philosophie. Was der Garten nicht hergibt, besorgt sie sich im Bioladen oder auf den lokalen Höfen.
Damit liegt Schemeit im Nachhaltigkeitstrend. „Je frischer die Pflanzen, desto mehr Inhaltsstoffe sind drin.“ Aus dem, was sie nicht gleich verwerten kann, stellt sie Öle, Fruchtaufstriche und Schnaps für den Eigenbedarf her oder trocknet die Kräuter für Tee.
Wenn am Abend die Dunkelheit über den Garten hereinbricht, verlegt Birte Schemeit manchmal sogar ihr Schlafzimmer nach draußen in den Garten. Das Schönste daran: „Beim Einschlafen schaut man direkt in den Sternenhimmel.“