Entwicklungschance: Die Stadt bringt den Kaufvertrag über ein drei Hektar großes Grundstück am Osterbrooksweg auf die Zielgerade.

Schenefeld. Im vergangenen Jahr vermeldete Schenefeld den Ausverkauf. Im städtischen Gewerbegebiet Achtern Teenbargen waren alle Flächen vergeben. Die Stadt vor den Toren Hamburgs, die von einem von den Schenefeldern verteidigten Landschaftsschutzgürtel umgeben wird, hatte damit ein Entwicklungsproblem. Gewerbeflächen? Fehlanzeige.

Jetzt gibt es einen Lichtstreifen am Horizont. Die Stadt ist dabei, ein Grundstück am Osterbrooksweg zu kaufen. Nach langwierigen Verhandlungen, die sich aufgrund wieder verworfener Baupläne am Osterbrooksweg verzögert hatten, sind sich die Stadt und die IVG Immobilien AG einig geworden. Der Kaufvertrag stehe, bestätigt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof auf Abendblatt-Nachfrage.

Die Rathauschefin erwartet, dass in den kommenden Wochen die letzten Formalitäten geklärt werden und das Grundstück offiziell den Besitzer wechselt. Von da an kann die Stadt die Planungen vorantreiben und aus dem riesigen Parkplatz das neue Gewerbeareal Schenefelds zaubern. „Das gibt uns ganz neue Möglichkeiten. Wie viele Kommunen sind wir auf solche Flächen dringend angewiesen“, sagt Küchenhof. Zum genauen Kaufpreis sagt sie nichts. Klar ist, dass bereits 1,9Millionen Euro für die Investition in den Haushalt gestellt wurden und an dieser Summe solle sich auch nichts ändern.

Für das Geld erhält die Stadt ein drei Hektar großes Grundstück mitten im Schenefelder Gewerbegebiet. In dem Deal inbegriffen ist ein fünfstöckiges Bürogebäude mit 4000 Quadratmetern, das zu 50 Prozent vermietet ist. Zum überwiegenden Teil handelt es sich bei dem Areal aber um Parkplätze, die einst für die 1400 Mitarbeiter der Spargruppe benötigt wurden. Knapp 200 Menschen arbeiteten hier nur noch, als der neue Eigentümer Edeka 2011 das Ende des Logistikzentrums beschloss. Die Edeka-Hallen sind mittlerweile wieder vermietet, nur das sanierungsbedürftige Verwaltungsgebäude steht seit 2011 leer.

Der Internethändler fabfab aus Schenefeld hatte Interesse angemeldet, wollte einen Direktverkauf etablieren. Dafür hätte er auch Parkplätze benötigt. Die Stadt und die IVG stellten die Verkaufsverhandlungen deshalb zurück. Mittlerweile hat sich fabfab von den Plänen verabschiedet, der Weg für den Vertragsabschluss war frei. Allerdings hat sich die IVG ein Rückkaufrecht für eine 1000 Quadratmeter große Fläche gesichert, falls es sich fabfab anders überlegt oder in einem ähnlichen Fall Parkplätze fehlen.

Jetzt soll der Bebauungsplan für das Areal möglichst schnell geändert werden. Das wird etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Dirk Rosenzweig, der im Rathaus für die Wirtschaftsförderung zuständig ist, rechnet für dieses Jahr nicht mehr mit einem Kaufvertrag über Gewerbeflächen. Dass es schnell welche geben wird, bezweifelt er nicht. „Uns erreichen pro Woche ein bis zwei Anfragen von Unternehmern, die Gewerbeflächen suchen. Das sind Neugründer, Auswärtige, die ihren Betrieb verlagern wollen, und ansässige Firmen, die erweitern wollen. Das ist alles momentan nachgefragt“, sagt Rosenzweig. Für Stadtplaner Ulf Dallmann hat die neue Gewerbefläche einen weiteren Vorteil. „Das bietet die Chance, auch Firmen aus dem Stadtkern umzusiedeln“, sagt er mit Blick auf die geplante Stadtkernentwicklung und den Bereich rund um das Stadtzentrum. Hier könnten Gewerbeflächen an der Industriestraße für Wohnbebauung oder Gastronomie weichen.

Während sich in Schenefeld neue Möglichkeiten auftun, blicken einige Halstenbeker etwas neidisch auf die Nachbarstadt. Auch Halstenbek hat keine freien Gewerbeflächen mehr, allerdings zahlreiche Anfragen. „Wir sind ein attraktiver Standort durch die Autobahnanbindung und die beiden S-Bahnstationen. Das ist klasse“, sagt Wirtschaftsförderin Elke Tramm. „Nur die Fläche fehlt.“ Die sollte durch einen Deal mit Investor Greve entstehen, der von der Gemeinde 100.000 Quadratmeter an der Wohnmeile erstanden hatte. Ein neuer Lösungsanlauf, der Greve Wohnungsbau ermöglicht hätte, scheiterte an der politischen Mehrheit. Derzeit wird hinter den Kulissen weiter um einen Kompromiss gerungen.