Halstenbek. Die beiden Besitzerinnen der Halstenbeker Anlage lieben das üppige Grün und die bunte Pracht der Blüten ihres grünen Paradieses.
Wenn das Wetter sich wieder mal nicht an die traditionellen Jahreszeiten zu halten scheint – im Garten der beiden Heidis in Halstenbek gibt es keinen Zweifel mehr: Hier ist es jetzt definitiv Sommer.
Heidi Wilsing, 66, und Heidi Homfeldt, 77, strahlen mit den Farben um die Wette: Es grünt so grün, unterbrochen nur von den vielen satt-bunten Farbtupfern vor allem der rund 30 Clematis mit den verschiedensten meist sternförmigen Blütenformen und der 90 Rosen. Wilsing hat sie alle mal durchgezählt, am zahlenstärksten waren allerdings die Primeln mit 130 Exemplaren. Außer den vielen weiteren Blumensorten gedeihen Kräuter, Beerensträucher und Flieder. Der Rhododendron ist schon über 30 Jahre alt und hat nun die Blütenfarbe von Gelb-Rot zu Rot gewechselt. Eine reine Rasenfläche sucht man hier vergebens.
Auch wenn der Laie das nicht sofort sieht: Die Fülle ist kein Wildwuchs, gerade diese Pracht braucht viel Pflege und ist das Ergebnis von fast täglicher Gartenarbeit von Frühling bis zum einbrechenden Winter.
Für Wilsing, eine der beiden Hausbesitzerinnen, bedeutet „die Gartenarbeit vor allem sehr viel Entspannung“, sagt sie. Das meint auch ihre Lebensgefährtin Heidi Homfeldt, mit der zusammen sie vor 27 Jahren das Haus mit dem etwa 290 Quadratmeter großen Garten gekauft hat. „Ohne Blumen, das ist kein Leben“, so Homfeldt. „Ich bin praktisch aufgewachsen im Garten. Meine Großeltern hatten vor allem einen Nutzgarten, aber auch Blumen und einen so schönen Rosenbogen.“
Der muss sie wohl nachhaltig beeindruckt haben, denn in ihrem eigenen stehen nun sogar zwei an der Zahl. Doch Rosen und Clematis ranken sich nicht nur dort empor, sie erobern sich auch ein Stück Hauswand und sind schon im ersten Stock angekommen. Sie habe alles erst von ihrer Partnerin lernen müssen, gibt Wilsing zu. „Ich kannte keine einzige Blume vorher.“ Heute gibt es kaum noch einen Tag, an dem sie nicht im Garten sind. Beide haben von ihren gemeinsamen Urlauben Samen mitgebracht, die vom dunkelrot blühenden Mohn stammen, etwa von der griechischen Insel Samos. „Eigentlich sät sich alles selber aus.“
Der Frühling beginnt für sie, wenn die ersten Krokusse blühen. „Da fange ich richtig an zu leben“, sagt sie. „Und wenn die Vögel singen. Viertel vor vier fangen sie zurzeit schon an.“ Wenn das Gezwitscher beginnt, öffnet Wilsing extra die Fenster. Vögel zu beobachten, singen zu hören und die brütenden Vogelpaare und später ihre Jungen aufwachsen zu sehen, das findet sie gleichzeitig spannend und entspannend. „Drei Meisenpaare haben jetzt hier gebrütet.“ Zaunkönig, Rotkehlchen, Zeisig, Dompfaff und Specht hätten sie schon zu Gast gehabt, auch den Zilpzalp, „aber den wünsche ich keinem“, sagt Wilsing und lacht. Der Vogel ist bekannt dafür, dass er immer wieder laut und mit Nachdruck seinen Namen ruft.
Wilsing findet auch den Herbst schön, „wenn all diese Farben da sind.“ Heidi Homfeldt konnte dem Übergang zur kalten Jahreszeit früher nichts abgewinnen: „Ich bin immer ein bisschen mitgestorben.“ Heute sei das anders, da habe jede Jahreszeit ihren Reiz, und der Jahreslauf lasse sich an den jeweils blühenden Pflanzen ablesen. „Unsere Gartenarbeit hört erst auf, wenn der erste Frost da ist, richtige Arbeit ist es nur, wenn der Winter kommt und alles abgeschnitten werden muss.“
„Wir sind hier echt am ‚guten Ende der Welt“, findet Wilsing, denn es seien keine Autos da, dafür sehr viele Hummeln, Schmetterlinge, Libellen, Igel, Eichhörnchen und sogar ein Frosch. Gespritzt wird nur im Notfall und nur gegen Läuse, dazu benutzt das Paar ein biologisches Sprühmittel. Gegen Wespen werden einfach ein paar getrocknete Nelken ausgelegt, dann gelingt sogar der kleine Imbiss im Garten ohne lästige Plagegeister.