Wedel . Helfer machen’s möglich: Nach siebenjähriger Suche hat fünfköpfige Familie eine neue Bleibe gefunden. Abendblatt-Artikel gab Anstoss.
„Wir haben eine Wohnung“, jubelt Massan L. durchs Telefon. „Wir freuen uns so sehr.“ Von der Mutter dreier Kinder ist eine riesige Last abgefallen. Das ist spürbar, fast greifbar. „Es ist, als wären alle Träume auf einmal in Erfüllung gegangen“, versucht sie ihre Gefühle zu beschreiben. Seit sieben Jahren ist die fünfköpfige Familie mit afrikanischen Wurzeln nun schon intensiv auf der Suche nach einer größeren Wohnung in Wedel. Jede Woche eine Besichtigung, jede Woche eine Enttäuschung.
Doch diesmal war alles anders. Nach dem Bericht in der Pinneberger Regionalbeilage des Abendblattes von Sonnabend stand das Telefon von Doris Homfeldt nicht mehr still. Die ehemalige Lehrerin des Wedeler Johann-Rist-Gymnasiums, eine Freundin der Familie, bot an, bei der Wohnungssuche zu helfen. Sie hat viele Besichtigungen mitgemacht, Absagen und Ausreden gehört.
Mal sagten die Vermieter, die Wohnung sei für die Familie zu klein – obwohl sie größer war als ihre jetzige. Mal waren die Räume um ein paar Quadratmeter zu groß, sodass es Probleme mit dem städtischen Wohngeld gab. Ein anderes Mal waren Kinder unerwünscht. Dann gab es oft gar keine Erklärung, nur den Hinweis auf Nachfrage, dass andere bevorzugt worden seien. Einmal sei ihnen sogar von einer Vermieterin an den Kopf geschleudert worden: Schwarze wollen wir hier nicht.
Homfeldt hätte nie gedacht, dass es so schwer werden könnte, dass sie auf so viel Ablehnung, Vorurteile und Ausländerfeindlichkeit stoßen würde. Auf der anderen Seite hätte sie wohl auch nicht erwartet, was am Wochenende passierte.
Der Bericht im Abendblatt löste eine enorme Hilfsbereitschaft aus. Das Schicksal der Familie bewegte – so sehr, dass sich ein Eigentümer fand, der ihnen sofort eine Wohnung zur Verfügung stellen will. Zu einem Mietpreis, den sie sich leisten können, in einem Neubau in der Wedeler Altstadt. 90 Quadratmeter. Vier Zimmer. „Noch am Sonnabend kam der Anruf, am Sonntag um 9.30 Uhr war die Besichtigung“, erzählt Homfeldt, die es noch nicht ganz fassen kann. „Wenn sie wollen können sie sofort einziehen“, sagte der Samariter, der anonym bleiben möchte. Staunend liefen Homfeldt und Massan durch die helle Neubauwohnung. „Ich bekam eine Gänsehaut“, sagt Homfeldt. Für Massan, die sehr gläubig ist und trotzdem in den vergangenen Jahren manchmal Zweifel hatte, ob Gott sie überhaupt höre, ist es ein „Wunder“.
Am Montag erzählte sie ihren Kindern die gute Nachricht. Sie waren mit dem Vater am Sonntag bei einem Basketballspiel in Ahrensburg. „Sie sind ganz aufgeregt, sie haben gleich gefragt: Wann können wir packen?“, berichtet Massan.
Geplant ist, in den kommenden Tagen den Mietvertrag zu unterzeichnen und im Juli, spätestens Anfang August umzuziehen. Dafür müssen sie sich allerdings noch mit dem jetzigen Vermieter einigen. Der hatte aber ohnehin vor kurzem Eigenbedarf angemeldet. Die Familie hätte Anfang des kommenden Jahres ausziehen müssen, was den fünf Wedelern aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen bei der Wohnungssuche große Sorgen bereitet hatte.
Massan und ihr Mann Kokou kamen vor 13 Jahren nach Deutschland. Sie mussten aus ihrer Heimat Togo in Afrika aus politischen Gründen nach Deutschland fliehen. Ihr Sohn ist in Afrika geboren, die Töchter bereits in Deutschland. Alle haben die deutsche Staatsbürgerschaft.
In Wedel bewohnt die Familie eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus am Elbhochufer. Fünf Personen auf 55 Quadratmetern. Risto, 17, Ester, 12, und Debora, 9, müssen sich ein Zimmer teilen. Das klappt allein durch Hochbetten. Platz für einen Schreibtisch ist nur im Wohnzimmer, wo sich alle aufgrund des Platzmangels treffen. Da ist Streit programmiert. Freunde können die Kinder bislang nur schlecht zu sich nach Hause einladen. Das soll nun anders werden.
Die beiden Mädchen bekommen das große Zimmer in der neuen Wohnung. Sohn Risto ein eigenes. „So können sie sich wohlfühlen“, so Massan. Die anderen beiden Zimmer werden Wohn- und Schlafzimmer.
Massan plant auch schon ein Fest. „Wir wollen feiern und unsere Freunde einladen. Alle die uns geholfen haben. Und den Pastor“, sagt sie. „Es wird ein Neuanfang in einer neuen Wohnung.“