Wedel . Politiker geben Mittel für eine neue Flüchtlingsunterkunft frei. Jugendliche kritisieren rechte Tendenzen in der Stadt.

Der beste Redebeitrag kam von ihr. Wohl weil ihn so keiner erwartet hätte. Am Donnerstagabend meldete sich während der Wedeler Ratsversammlung Marieke Leidner zu Wort. Die 17-Jährige ist Vorsitzende des Jugendbeirates. In dieser Funktion erklärte sie, dass sich die Wedeler Jugend für die Mittelfreigabe zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft an der Ecke Feldstraße, Rudolf-Breitscheid-Straße ausspricht. „Wir sehen darin eine große Chance für Wedel, die Bevölkerung vielfältiger zu machen. Der Standort liegt zentral, in der Nähe befinden sich zwei Schulen und es handelt sich um eine bislang ungenutzte Fläche“, erklärte die Schülerin. „Es ist auch an der Zeit, den rassistischen Tendenzen in Wedel entgegen zu wirken.“

Aufgrund der steigenden Zahl an Asylbewerbern plant die Stadt auf einem 1800 Quadratmeter großen Grundstück eine Notunterkunft. Am Donnerstag ging es nicht um den Standort, der politisch umstritten ist, sondern um die Finanzierung des Gebäudes. Das kostet entgegen erster Schätzungen statt 800.000 Euro nun voraussichtlich zwei Millionen Euro. Dafür wird Raum für etwa 50 Asylbewerber geschaffen. Vorausgesetzt eine Bürgerinitiative aus Anwohnern hat mit ihrer Unterschriftensammlung dagegen keinen Erfolg.

Leidner konnte am Donnerstag nicht mit abstimmen. Doch eine Mehrheit aus Grüne, WSI, SPD, FDP und Linke gaben die nötigen Finanzmittel für den Bau frei. Die CDU blieb bei ihrer deutlichen Kritik an den aus ihrer Sicht viel zu hohen Kosten. Vor allem die Finanzierung stößt den Christdemokraten sauer auf. Wegen weggebrochener Steuereinnahmen hat Wedel ein Haushaltsproblem. Um eine Genehmigung vom Kieler Innenministerium zu erhalten, musste Wedel bei Kreditermächtigungen 1,9 Millionen Euro kürzen. Das gelang nur, indem Zahlungen für die Sanierung des Hafens auf 2016 geschoben wurden. „Das ist eine Bankrotterklärung der Stadt“, kritisierte CDU-Fraktionschef Michael Kissig. „Wir verschieben Wedels Finanzproblem nur.“ Der Vorstoß der CDU über einen Nachtragshaushalt Wedels Finanzlage in den Griff zu bekommen, scheiterte am Veto der anderen Parteien.