Pinneberg. Die 43-Jährige soll in Pinneberg 37.000 Euro abgezweigt haben. Ihr droht bei Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Massiver Sanierungsstau, mutmaßlicher Baupfusch, Zoff um die Ausweisung kostenpflichtiger Lehrerparkplätze – die Pinneberger Schullandschaft ist derzeit gewaltig in Aufruhr. Jetzt kommt es noch dicker. Eine an der Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental beschäftigte Sekretärin soll unbemerkt in die Kasse ihres Arbeitgebers gegriffen haben. Und das offenkundig über einen längeren Zeitraum. Der entstandene Gesamtschaden soll sich auf 37.000 Euro belaufen. Die Kreisstadt wird von einem handfesten Skandal erschüttert.

Die Staatsanwaltschaft Itzehoe hat ihr im Frühjahr eingeleitetes Ermittlungsverfahren bereits abgeschlossen, wie der leitende Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow bestätigt. Ursprung der Ermittlungen sei eine Strafanzeige aus der Stadtverwaltung in Pinneberg gewesen. Die Anzeige sei am 17. Februar eingegangen, so Müller-Rakow. Mittlerweile sei Anklage erhoben worden. Ein Termin für die Hauptverhandlung stehe allerdings noch nicht fest.

Da der Beschuldigten die Anklage bereits zugestellt worden ist, nimmt Müller-Rakow zu den Hintergründen Stellung. Ihm zufolge soll die 43-jährige Schulsekretärin, die an der Grund- und Gemeinschaftsschule für Barzahlungen verantwortlich gewesen sei, regelmäßig 250 Euro abgezweigt haben. „Ihr wird in insgesamt 148 Fällen Untreue vorgeworfen“, so der Oberstaatsanwalt.

Zu der Frage, ob die Sekretärin ihre Schuld bereits eingestanden hat, äußert sich Müller-Rakow nicht. Nach Informationen des Abendblatts soll die mutmaßliche Betrügerin fristlos aus ihrer Anstellung an der Grund- und Gemeinschaftsschule entlassen worden sein.

Der Angeklagten droht bei einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren

Anklage wird laut Müller-Rakow beim Schöffengericht Pinneberg erhoben. Gemäß Paragraf 266 des Strafgesetzbuchs muss die 43-Jährige bei Verurteilung wegen Betrugs und Untreue mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer saftigen Geldstrafe rechnen. Dabei muss das Gericht berücksichtigen, dass es um eine große Anzahl von Einzeltaten geht. Müller-Rakow: „Wenn es zu einer Verurteilung kommt, wird eine Gesamtstrafe zu bilden sein.“

Bürgermeisterin Urte Steinberg äußerte sich am Sonntag auf Nachfrage sehr zurückhaltend zu dem Fall. „Ja, es gibt ein Justizverfahren, es ist jedoch meines Wissens noch nicht abgeschlossen.“ Sie habe es bislang so gehalten, dass sie zu Personalangelegenheiten schweige – und das werde sie auch in diesem Fall tun. Auch die Frage, wie das regelmäßige Abzweigen von Geldbeträgen unbemerkt vonstatten gehen konnte, könne sie derzeit noch nicht beantworten. „Wir sind permanent dabei, mögliche organisatorische und strukturelle Probleme zu lösen“, so Pinnebergs Rathauschefin weiter.

Die Spitzen der Pinneberger Politik hat Steinberg über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Itzehoe informiert. Im Rathaus soll zudem eine interne Ermittlungsgruppe eingerichtet worden sein, um Hintergründe der mutmaßlichen Untreue zu beleuchten.

Im Kreis Pinneberg werden Erinnerungen an einen Vorfall aus dem Jahr 2006 wach. Seinerzeit war einer Schulsekretärin in Barmstedt vorgeworfen worden, Geld veruntreut zu haben. Für die Stadt Pinneberg bringen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Itzehoe neuerliche Unruhe mit sich. Erst im April war bekannt geworden, dass die Justiz wegen des Verdachts der Bestechlichkeit gegen Bauamtschef Klaus Stieghorst ermittelt. Auch in diesem Fall ist die Staatsanwaltschaft Itzehoe federführend. Ermittlungsergebnisse stehen noch aus.