Sie halten weltweit Menschen über Wasser. Secumar aus Holm stellt in vierten Generation Rettungswesten für Marine und Sportschiffer her.
Holm. Auf dem Wasser ist Jan-Ulrich Bernhardt in seinem Element. Der Seniorchef des gleichnamigen Familienunternehmens mit Sitz in Holm hat gern das Ruder in der Hand, lässt sich vom Wind übers Wasser treiben. Seine vierköpfige Familie verbrachte früher fast die komplette Freizeit auf dem Schiff. Vielleicht fühlt sich Bernhardt dort auch so wohl, weil sein Familienunternehmen seit Jahrzehnten für ein Stück Sicherheit auf dem Wasser sorgt. Denn die Bernhardt Apparatebau GmbH und Co. stellt Rettungswesten sowie Kälteschutzanzüge her und vertreibt sie weltweit an Schiffer und die Marine unter dem Namen secumar – mit Erfolg.
„Wir wachsen langsam und solide“, sagt Bernhardt. Vor allem für das vergangene Geschäftsjahr kann er eine sehr positive Bilanz ziehen. Dank eines Großauftrages in Millionenhöhe der deutschen Marine, die das Holmer Unternehmen mit neuen Kälteschutzanzügen ausstattete, kletterte die Mitarbeiterzahl von 100 auf 120 Angestellte. Auch der Umsatz stieg in den vergangenen Jahren stetig an und lag laut Bernhardt bei 15 Millionen Euro.
2004 zog die Firma von Wedel nach Holm ins Gewerbegebiet. In der Abc-Straße waren dem wachsenden Unternehmen die Räume zu klein geworden. Auf dem einen Hektar umfassenden Firmenareal am Bredhornweg in Holm entstand vor knapp zehn Jahren das Produktions- und Verwaltungsgebäude sowie ein 500 Quadratmeter großes und vier Etagen hohes Hochregallager. Schon wieder ist es eng geworden. Doch im Unterschied zum Wedeler Standort gibt es in Holm Erweiterungsmöglichkeiten in Form einer Ausbaureserve im Gewerbegebiet. Auf diese Option hofft Bernhardt zukünftig.
Doch dieses Bauprojekt wird dann ein anderer Bernhardt verantworten. Denn der langjährige Geschäftsführer Jan-Ulrich Bernhardt zieht sich langsam aus dem Geschäft zurück und macht Platz für Sohn Benjamin. Damit wird das Familienunternehmen bereits in vierter Generation geführt. Tochter Julia Bernhardt führt eine andere Familientradition fort: die Liebe zu Musik und Kultur. Sie betreibt das Musikzentrum Schulauer Hof in Wedel.
Seinen Anfang nahm die Firmengeschichte des international gefragten Rettungswestenherstellers in Hamburg. Der Liebe wegen bliebt Leutnant Karl Bernhardt aus Wiesbaden in der Hansestadt und gründete 1926 in der Admiralitätstraße die Firma Ingenieur Karl Bernhardt Apparatebau. Bei den Apparaten handelte es sich um Taucherausrüstungen und beim Ingenieur um ein Werbehilfsmittel. Denn in der Firma gab es damals keinen ausgebildeten Ingenieur. „Das klang nur besser“, berichtet sein Enkel. Zweimal wurde das Unternehmen ausgebombt. Nach dem Krieg wagten Karl und sein Sohn Jost am Johannisbollwerk am Elbufer den Neuanfang. Jan-Ulrichs Vater Jost ist es zu verdanken, dass die Firma 1951 in den Handel mit Schwimmwesten einstieg. Er hatte die Idee, schuf den Namen secumar (aus dem lateinischen securitas in mare für „Sicherheit im Meer“), und er revolutionierte die Rettungstechnik auf dem Wasser.
Jost Bernhardt erkannte nach dem Untergang der Viermastbark „Pamir“, bei dem 80 Menschen starben, dass die damaligen Rettungswesten die in Seenot Geratenen nicht schützten: Bewusstlose Matrosen ertranken, weil sie von den damaligen Westen mit dem Kopf unter Wasser gedrückt wurden. Jost Bernhardt brachte nach zahlreichen Studien die ohnmachtssichere Rettungsweste auf den Markt, und er entwickelte auch die erste durch Druckluft aufblasbare Schwimmweste. Sie wurde über die Jahre stetig verbessert. „Wir kämpfen gegen zwei Gefahren auf dem Wasser: die Gefahr zu ertrinken und die Gefahr, wegen der Kälte zu erfrieren“, sagt Jan-Ulrich Bernhardt.
Ein Bild von den technischen Entwicklungen, die die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten immer besser über Wasser hielten und sie vor der Kälte schützten, können sich Interessierte im firmeneigenen Museum machen. Im Eingangsbereich des Unternehmens in Holm steht zudem ein Modell, das ein zukünftiges Geschäftsfeld zeigt: die Front eines Porsche 911 Turbo. Das Holmer Unternehmen stattet den Wagen mit einem aufblasbaren Spoiler aus, der ihn bei hohen Geschwindigkeiten automatisch zu mehr Stabilität und Sicherheit verhilft.