Pinneberg. Seit 2003 sortiert das Unternehmen Melosch hier alte Zeitungen, Prospekte und Dokumente. Bald sollen auch Akten vernichtet werden.
Am kleinen Pinneberger Hafen vorbei. Kurz vor der Kehre rechts rein. Hans-Jürgen Friedeheim wartet schon. Er trägt eine gelbe Warnweste über dem feinen Zwirn. „Ohne die kommen wir nicht in die Hallen“, sagt er. Gesehen werden – das kann hier lebenswichtig sein. Wie zum Beleg rauscht ein Schaufelbagger vorbei. Hans-Jürgen Friedeheim ist Prokurist bei Melosch, dem führenden Papierentsorger in Deutschland. Einem Unternehmen mit 320 Mitarbeitern, dessen Jahresumsatz bei 90 Millionen Euro liegt.
Melosch hat Dependancen in Hamburg, Berlin, Frankfurt – und in Pinneberg. Seit 2003 wird im Gewerbegebiet am Hafen Altpapier angeliefert, sortiert und weiterverkauft. Abnehmer sind große Papierfabriken, die den Rohstoff recyceln, verarbeiten und ihrerseits zu Geld machen. Auftraggeber sind der Kreis Pinneberg, die Stadt Norderstedt und Wegezweckverbände. Melosch muss sich bei Ausschreibungsverfahren gegen Konkurrenten durchsetzen. Und das zu gewährleisten, ist Friedeheims Job. Der Vertrag mit der Abfallwirtschaft des Kreises Pinneberg läuft noch drei Jahre – mit der Option auf Verlängerung.
50.000 Tonne Papier pro Jahr
Kurze Zeit später steht er vor einem riesigen Berg von Altpapier, der minütlich wächst. Mehr als 50 Lastwagen steuern das 10.000 Quadratmeter große Firmengelände an jedem Arbeitstag an. Eine gigantische Waage erfasst jedes Kilo. 50.000 Tonnen alte Zeitungen, Prospekte und Dokumente werden pro Jahr angeliefert. 20 festangestellte Mitarbeiter und einige Geringverdiener sind in Pinneberg beschäftigt. Sie arbeiten in drei Schichten, an sechs Tagen die Woche, jeweils 24 Stunden. „Nein, die Maschinen dürfen nicht ausfallen“, sagt Friedeheim. Stillstand koste bares Geld. Zwischen 40 und 80 Euro pro Tonne zahlt Melosch an die Kommunen. Nach dem Sortieren wird der Rohstoff, der größtenteils aus Sammelcontainern stammt, für bis zu 100 Euro pro Tonne weiterverkauft.
Friedeheim weist den Weg. Über eine Stahltreppe geht es auf die Ebene der Maschinen. Über Förderbänder sausen Unmengen des begehrten Rohstoffs. Schnipsel fliegen herum. Die Luft steht vor Staub. In einem ersten Schritt werden grobe Pappen herausgefiltert. Zum Einsatz kommt ein Gerät namens „Paper Star“. Eine optische Erfassung schließt sich an. Auf dem Band bleibt nur das, was später wieder zu Papier verarbeitet werden kann. Plastikrückstände werden mit dem sogenannten „Paper Spike“, einer Nadelvorrichtung, ausgemerzt. Und das ist auch nötig. „Unsere Abnehmer nehmen Proben und schicken Lieferungen eiskalt zurück, wenn die Ware eine Fehlerquote von mehr als zwei Prozent aufweist“, sagt Friedeheim.
Papier der höchsten Qualitätsstufe ist das Ziel
Fünf Millionen Euro hatte Melosch vor zwölf Jahren in den Standort Pinneberg investiert. Unfehlbar sind die teuren Maschinen allerdings nicht. Am Ende der Sortierkette stehen deshalb zwei Menschen. Sie sortieren manuell Plastikrückstände aus. In kurzem Schichten. „Das kann niemand den ganzen Tag machen“, sagt Friedeheim. Ziel sei es, am Ende Papier der höchsten Qualitätsstufe DE-Inking ausliefern zu können. „Darauf wird später das Hamburger Abendblatt gedruckt.“ Die aussortierten Pappen werden gepresst und an Firmen für Kartonagen verkauft – allerdings zu einem geringeren Preis. Maximal 40 Euro pro Tonne kann Melosch einkalkulieren.
Der Umgangston auf dem Firmengelände ist freundschaftlich. Man kennt den Prokuristen aus dem Hauptsitz in Hamburg. „Wir sind immer noch ein Familienunternehmen“, sagt Friedeheim, der seit 25 Jahren für den Betrieb tätig ist. Seniorchef Peter Melosch führe die Firma gemeinsam mit seinem Sohn Mike. Und die beiden seien tatsächlich glänzend im Geschäft. „Wir sind deutlich auf Wachstumskurs“, bestätigt Friedeheim.
Ab Spätsommer werden auch Akten vernichtet
Am Standort Pinneberg werden vom Sommer an neue Wege beschritten. Ab September werden am Hafen Akten vernichtet. Eine der Hallen wird derzeit dafür umgebaut. Friedeheim spricht von „erheblichen Datenschutzbestimmungen“, die einzuhalten seien. Kunden sollen Kommunen, Banken, Arztpraxen, Notare und Steuerberater sein. Ein neues Geschäftsfeld bedeutet bei Melosch auch zwangsläufig mehr Verkehr. Zusätzliche Lkw. Da passt es den Verantwortlichen gut, dass gleich um die Ecke das Baufeld für die Pinneberger Westumgehung vorbereitet wird. Friedeheim: „Das Projekt hat sich lange Zeit hingezogen. Wir sind froh, wenn die Straße endlich gebaut wird.“ .