Pinneberg. Der 77-jährige Künstler lehrt seit 50 Jahren an der Volkshochschule der Kreisstadt. Er ist ein überregional anerkannter, vielseitiger Künstler.

„Schauen Sie mal, ein Eichhörnchen.“ Aus dem Augenwinkel hat Detlef Allenberg das Tier im Garten bemerkt. Ein Lächeln huscht über das Gesicht des 77-Jährigen. Er lehnt sich zurück. Und spricht Worte, die treffender in diesem Moment kaum sein könnten: „Die Menschen verlernen zunehmend, hinzuschauen.“ Allenberg hat den Anspruch, es ihnen zu vermitteln. Und das seit 50 Jahren.

1965 begann der Grafiker, Maler und Bildhauer, seine Ideen, seine Inspiration und sein handwerkliches Können weiterzugeben. Als Leiter von Kursen an der Pinneberger Volkshochschule (VHS). Detlef Allenberg ist Künstler. Und er ist Pinnebergs ewiger Dozent.

Schon Vater Martin Allenberg, ein Mann der mit seinen Skulpturen Spuren in der Kreisstadt hinterließ, hatte sich seit 1947 bei der VHS engagiert. Mit ihm war Sohn Detlef nach dem Krieg gen Westen geflohen. Die Geburtsstadt Königsberg wurde zurückgelassen. Die aktuelle Flüchtlingsproblematik lässt den 77-Jährigen vor diesem Hintergrund nicht kalt. Er musste als Kind am eigenen Leib erleben, wie es ist, die Heimat zurückzulassen.

„Die Volkshochschule spielt für Menschen, die aus anderen Ländern kommen und bei uns Asyl beantragen, eine unglaublich wichtige Rolle.“ Volkshochschulen hätten es auch vor diesem Hintergrund verdient, finanziell besser ausgestattet zu werden.

Seit 1971 lebt Detlef Allenberg, der an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert und sich an der Uni auch mit Literaturwissenschaften auseinandergesetzt hat, in seinem Haus im Süden Pinnebergs. Er hat sich ein Refugium mit Druckwerkstatt und Arbeitskeller geschaffen. Allenberg ist ein überregional anerkannter, vielseitiger Künstler. Seine Werke werden in schöner Regelmäßigkeit in der Pinneberger Drostei ausgestellt, füllen Kataloge. Den Kulturpreis des Kreises hat er noch nicht bekommen. Darauf angesprochen, lächelt er nur vielsagend.

Hohe Wertschätzung erfährt er von Wolfgang J. Domeyer, der die VHS leitet. Er spricht von Allenberg als einem Kunstpädagogen, der die Bedürfnisse der Menschen ins Auge fasst. Kürzlich konnte Domeyer seinem auch als nebenberuflichem Fachbereichsleiter geschätzten Kollegen die Ehrenurkunde des Landesverbands der schleswig-holsteinischen Volkshochschulen überreichen. Pädagogik spielte eine große Rolle im Leben des Pinnebergers. Er hat als Lehrer an Gymnasien und Gesamtschulen unterrichtet, bildete später am Studienseminar in Hamburg Referendare aus und schrieb Lehrpläne.

Was in fünf Jahrzehnten Volkshochschule hängen geblieben ist? Allenberg erzählt von Menschen in seinen Kursen, die seit Jahren dabei sind. Semester für Semester. Von Ausfahrten nach Malente, ans Wasser. Vom Entdecken, Erforschen des Talents. „Mir ist es wichtig, erstmal zu schauen, was Teilnehmer sich erhoffen, was in ihnen steckt und wo sie hin wollen.“ Gern erinnert er sich an ein Projekt Anfang der 1990er Jahre. Seinerzeit sei die Idee geboren worden, im Kurs ein Gemeinschaftsbild zu gestalten. Es sei eine Art Kommunikation auf Leinwand entstanden. Eine eigene Dynamik, die für die Gruppen Allenbergs nicht untypisch ist. Es wurden Bande geknüpft, die in gemeinsamen Exkursionen in die Toskana gipfelten. „Die sind dann ohne mich gereist, es entwickelte sich einfach, und eben das ist ja Ziel dieser Ausbildung“, sagt er. „Die Leute sollen ihren Weg irgendwann allein weitergehen.“

Der Pinneberger Künstler ist zweifellos ein Freund der klaren Worte. „Wir leben in einem Zeitalter des Dilettantismus und der Überheblichkeit“, sagt Allenberg. Da würden Portraits nach Fotovorlagen gefertigt und als Kunst verkauft. Und Häuser mit absurd anmutenden Skulpturen verziert. „Manchmal kann ich so etwas nicht mal anschauen.“

50 Jahre im Einsatz – für den 77-Jährigen längst kein Grund, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Er wird weiterhin Kurse anbieten. Vor allem das figürliche Darstellen stellt er in den Fokus. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten. Allenberg will den Blick seiner Kursteilnehmer schärfen. „Wahrnehmung ist die Grundlage von allem“, sagt Detlef Allenberg. Ein Künstler, der sich moderner Technik übrigens keineswegs verschließt. „Ich arbeite mittlerweile auch am Computer“, sagt er. Auf dem Couchtisch liegt das iPad neben dem Zeichenblock.