Wedel. Carl Zeiss Vogelstation in Wedel feiert den Kiebitz. Der Bestand ist bedroht. Buntes Programm lockt rund 1500 Besucher in die Marsch.

Es steht nicht gut um den Kiebitz. Noch vor 50 Jahren war er ein Allerweltsvogel, der fast überall auf Feldern und Wiesen in Deutschland anzutreffen war. Mittlerweile ist sein Bestand allein in den vergangenen 20 Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen, sodass in Deutschland nur noch 80.000 Brutpaare leben.

„Der Kiebitz gehört zu den bedrohten Vogelarten“, sagt Dominic Cimiotti, Mitglied im Nabu Bundesverband. Seit einem Jahr betreut er das Artenschutz-Projekt zur Förderung des Kiebitzes in der Agrarlandschaft. Auf dem Kiebitzfest an der Carl Zeiss Vogelstation erläuterte er am Sonntag Besuchern, worum es dabei geht. „Die meisten Kiebitze kommen im Feuchtgrünland Nordwestdeutschlands vor“, so der Naturschützer. „Daneben brüten aber auch viele Paare auf Äckern.“ Durch die intensive Landwirtschaft hätten die Bodenbrüter kaum Chancen, ihren Nachwuchs schlüpfen zu sehen. Etwa drei Viertel der Erstgelege fallen Traktoren und Pflügen zum Opfer, so Cimiotti. Gemeinsam mit Landwirten forschen er und seine Kollegen daran, wie sich das verhindern lässt.

Bandreißer des Kulturvereins Hetlingen zeigen ihr Handwerk

Die Vogelwelt der Elbmarsch stand im Mittelpunkt der Nabu-Führungen. Mit Ferngläsern ausgerüstet, konnten Kinder und Erwachsene auch Kiebitze beobachten. Am „Fuchs-Mobil“ des Nabu Hamburg durften Kinder Wasserproben unter dem Mikroskop inspizieren. Schnell machte der kleine Peter aus Wedel eine Posthornschnecke aus, was seine Mutter sofort auf dem Zettel für die Kiebitz-Olympiade notierte.

Darüber hinaus stellen die Bandreißer des Kulturvereins Hetlingen ihr Handwerk vor. Der Nabu und der Arbeitskreis an der staatlichen Vogelschutzwarte hielten jede Menge Informationen und Bücher bereit, mit dem Schwerpunkt Schutz des Kiebitz. Der Verein Tourismus in der Marsch gab Tipps für Ausflüge in die Region und auch der ADFC Wedel war mit einer kleinen Servicestation vor Ort.

Postkarten zeigen die sechs häufigsten Vogelarten in der Wedler Marsch

Rund 1500 Menschen besuchten das Kiebitzfest in diesem Jahr, schätzt Marco Sommerfeld, Leiter der Carl Zeiss Vogelstation. Er freute sich besonders über den Stand mit druckfrischen Postkarten. „Sechs verschiedenen Motive zeigen die häufigsten Vogelarten, die wir hier in der Wedeler Marsch beobachten können.“ Dazu zählen Krick- und Löffelente, Brand-, Weißwangengans, aber auch Seeadler und Kiebitz. Geschossen hat die Fotos der Halstenbeker Heiner Hofmann, der schon im Rathaus in Wedel und in Halstenbek ausstellte. Er verkaufte die Karten auf dem Fest ehrenamtlich für den Nabu zum Vorzugspreis von 50 Cent. „Die Karten können später direkt in der Vogelstation erworben werden, dann für einen Euro das Stück.

Uwe Westphla kann mehr als 130 Vogelrufe naturgetreu imitieren

„Kie-witt, kie-witt“ hallte es zwischenzeitlich durch die Luft. Ist das etwa ein Kiebitz? Nein, der Ruf kam von Uwe Westphal. Der Vogelstimmenimitator und Biologe führte auf dem Kiebitzfest sein stimmliches Können vor. „Als Elfjähriger habe ich an einer vogelkundlichen Führung teilgenommen“, sagt Westphal, der nach fast 20-jähriger hauptamtlicher Tätigkeit im Naturschutz und einer anschließenden Ausbildung zum Fachredakteur seit 2003 freiberuflich als zertifizierter Natur- und Landschaftsführer, Seminarleiter und Autor arbeitet. Seither begeistere ihn die Vogelwelt.

„Im Laufe von vielen Jahren habe ich gelernt, die Laute von Vögeln, Amphibien, Insekten und Säugetieren zu imitieren und ihre jeweilige Bedeutung zu verstehen.“ Rund 200 Tierstimmen umfasst sein Repertoire, davon allein 130 Vogelarten. Er nutzt die Gabe, um seinem Publikum die Ohren zu öffnen für die Sprache der Vögel und Einblicke in die Natur zu gewähren, auch wenn sich die Tiere gar nicht zeigen.