Landwirte im Kreis Pinneberg rechnen mit guten Erträgen. Ein Viertel der Maisernte wird für Energieerzeugung verwendet. Naturschützer warnen vor Verlust der Biodiversität durch Monokulturen.

Brande-Hörnerkirchen. Unter ohrenbetäubendem Lärm bricht der große Häcksler durch den Mais. Nur die abgeschnittenen Stängel zeugen noch von den ehemals zwei Meter hohen Pflanzen. Blitzschnell schießt das Häckselgut in den Anhänger, der neben der monströsen Maschine fährt. Reihe um Reihe der Pflanzen fällt dem Häcksler zum Opfer. Später wird der Mais als Futter in der Rinderzucht oder als Energieträger in den Biogasanlagen verwendet. Denn Mais ist schon lange mehr als ein reines Nahrungsmittel. In diesen Tagen wird geerntet.

„Wir konnten etwa zwei Wochen früher als sonst anfangen, weil das Wetter dieses Jahr optimal war. Der Untergrund ist gut befahrbar, es gibt kaum Flurschäden. Wenn es so bleibt, haben wir eine ruhige Ernte vor uns“, sagt Christoph Kirst, Landwirt aus Brande-Hörnerkirchen. Er bewirtschaftet etwa 100 Hektar Nutzfläche. 50 Hektar als Grün- und 50 Hektar als Ackerland. „Auf etwa 35 Hektar bauen wir Mais als Grundfutter für unsere 170 Milchkühe und deren Nachzucht an“, sagt Kirst.

Zwei bis drei Hektar schafft seine Mannschaft in der Stunde, etwa 50 Tonnen Mais kann der Landwirt auf einem Hektar Fläche ernten. Die Pflanzen werden bei der Ernte vom Häcksler auf sechs bis acht Millimeter zerkleinert. Diese kommen dann in die Silos auf dem Hof. „600 Kubikmeter Häckselgut fasst ein Silo, das entspricht etwa zehn Hektar Fläche“, sagt Christoph Kirst.

Ein Traktor mit Anhänger biegt auf den Hof. Lärmend setzen sich die Drehmühlen in Bewegung. Das Häckselgut wirbelt durch die Luft und wird auf das Silo geschleudert. Es riecht frisch wie gemähter Rasen. Dann wird die Masse mit einem Traktor verfestigt. Silieren heißt das im Fachjargon. Sobald das Silo voll ist, wird es abgedeckt. Durch den Sauerstoffabschluss erhöht sich die Haltbarkeit auf etwa ein Jahr.

Mais gewinnt als Substrat für die Erzeugung von Energie zunehmend an Bedeutung. Auch deshalb wirbt der Kreisbauernverband Pinneberg bei der Bevölkerung um Verständnis für die Erntearbeiten. „Es gibt nur eine kurze Zeitspanne, in der die Qualität des Mais’ richtig gut ist. Das müssen wir nutzen“, so Georg Kleinwort, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes.

Doch nicht nur die Lärmbelästigung, auch die Verschmutzung der Straßen durch Erntefahrzeuge, die sogenannte Bauernglätte, stellt für Anwohner ein Problem dar. „Die Landwirte sind dafür verantwortlich, die Gefahrenstellen mit Schildern zu markieren und die Straßen anschließend zu säubern. Bürger sollten deshalb zuerst den Kontakt zum Landwirt suchen und nicht das Ordnungsamt kontaktieren“, sagt Peer Jensen-Nissen, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes.

Allerdings haben nicht nur Anwohner Probleme mit Maisanbau und -ernte. Besonders Naturschützer sehen den zunehmenden Anbau von Mais als Energiepflanze kritisch. „Wir beobachten seit Jahren einen starken Rückgang der Artenvielfalt. Insbesondere Feldvögel wie die Feldlerche, das Rebhuhn oder der Kiebitz leiden darunter, dass die Maisflächen einen Großteil des Jahres schier liegen“, sagt Hans Ewers vom Naturschutzbund (Nabu) Pinneberg.

Darunter leide auch der Boden, da der Humus vom Regen ausgewaschen werde. „Das schadet der Biodiversität. Zudem wird Stickstoff ausgewaschen und landet so in Flüssen und im Grundwasser“, so Ewers. Hinzu kämen die eingesetzten Pestizide und Herbizide. „Wir sind dagegen, dass Mais als Energiepflanze angebaut wird,“ sagt Ewers. Der Nabu plädiere für eine stärkere Vielfalt auf den Äckern. Der zunehmende Bedarf an Mais als Energieträger berge die Gefahr von Monokulturen und ausbleibendem Fruchtwechsel.

Der Kreisbauernverband ist anderer Ansicht. Obwohl der Maisanbau seit 2011 kontinuierlich zugenommen habe, seien bis zu einem Maisanteil von 40 Prozent der Nutzfläche keine negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt zu verzeichnen. Tatsächlich stellten Maisfelder eine grüne Brücke zwischen den abgeernteten Raps- und Weizenäckern dar. Auch erhöhte Erosionsgefahr oder ein Rückgang des Humusgehalts seien nicht allein auf den Maisanbau zurückzuführen.

Dennoch müsse ein Ausgleich durch Gülle oder Zwischenfruchtanbau erfolgen. Dieser Meinung ist auch Naturschützer Hans Ewers und erklärt: „Wir kämpfen nicht gegen die Landwirtschaft, wir kämpfen für die Natur und die Landschaft.“