Pinneberg/Rellingen. Ideen fürs Rehmenfeld kommen in Rellingen nicht gut an. Vor zwölf Jahren machte die Gemeinde schon mal Einzelhandelspläne zunichte.
Der Stadt Pinneberg droht Ungemach. Und zwar vom unmittelbaren Nachbarn. In der Gemeinde Rellingen werden Pläne für eine Entwicklung des Rehmenfelds mit Argusaugen betrachtet. Im Februar hatt die Ratsversammlung der Kreisstadt die Weichen für eine Bebauung von 17 Hektar des zwischen Thesdorf und Fahlt gelegenen Felds gestellt. Neben produzierendem Gewerbe und Wohnhäusern könnte auch großflächiger Einzelhandel angesiedelt werden – Interessenten stehen bereits parat. Das Unternehmen Rewe will bauen, Aldi seinen alten Markt abreißen und vergrößern. Eine Drogerie könnte das Ensemble am Thesdorfer Weg komplettieren.
Offiziell ist Rellingen noch nicht in die Pläne eingeweiht worden
Eckhard Schlesselmann ist stellvertretender Bürgermeister in Rellingen. Ihm sind die Pläne bekannt, auch wenn die Kreisstadt ihre Nachbarkommune offiziell noch nicht eingeweiht hat. „Aber wir haben unsere Informationen aus Pinneberg“, sagt der Christdemokrat, der Rellingens Bauausschuss leitet. Schlesselmann macht aus seinem Herzen keine Mödergrube. Er befürchtet für seine Gemeinde einen Verkehrkollaps und eine Schwächung des Ortskerns durch Kaufkraftabfluss. „Wir werden unsere Interessen wahren“, sagt der Christdemokrat. Im Zuge der Bauleitplanung würden Bedenken geäußert. Zur Not werde der Klageweg beschritten. „Das steht schließlich jeder Kommune frei.“
Spätestens dann dürften in Pinneberg Erinnerungen wachgerufen werden. Rund zwölf Jahre ist es her, dass sich Rellingen und die Kreisstadt auf das Heftigste in den Haaren lagen. Anlass: Pläne, in dem seinerzeit wachsenden Gewerbegebiet Gehrstücken einen Edeka-Verbrauchermarkt mit 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche hochzuziehen. Rellingen hatte Normenkontrollklage gegen den betreffenden Bebauungsplan 102 angestrengt und sich letztlich durchgesetzt. Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Schleswig – seinerzeit ein Schock für Pinneberg. In der Folge platzte das sogenannte Edeka-Paket, das auch den Bau eines Fleischwerks in Pinnebergs Norden beinhaltet hätte. Das Werk entstand statt in Pinneberg später im mecklenburgischen Valluhn – dort investierte die Edeka Millionen und schuf 250 Arbeitsplätze. Der Verbrauchermarkt in Gehrstücken wurde nie gebaut.
Das Rehmenfeld liegt nur wenige Hundert Meter von Gehrstücken entfernt
Schlesselmann war damals als Politiker hautnah dabei. Als er von den aktuellen Einzelhandelsplänen für die Entwicklungsflächen am Thesdorfer Weg gehört habe, sei ihm sofort ein Gedanke gekommen: „Gehrstücken lässt grüßen.“ Die Rahmenbedingen lassen Ähnlichkeiten erkennen. Das Rehmenfeld liegt in Sichtweite von Gehrstücken, somit ebenfalls nur wenige Hundert Meter von Rellingen entfernt.
Nach Abendblatt-Informationen plant Rewe einen Supermarkt mit einer Nutzfläche von 2500 Quadratmetern. Inklusive Drogerie und Discounter-Neubau dürfte das Ensemble insgesamt eine vergleichbare Verkaufsfläche erreichen wie sie Edeka vor mehr als einem Jahrzehnt gegenüber in Gehrstücken plante. „Die Verkehrssituation am Rellinger Markt ist jetzt schon problematisch“, gibt Schlesselmann zu bedenken. Zudem könnten die Planungen zur gefahr für den Einkaufsstandort Rellingen werden: „Unser Ortskern lebt von Edeka Böge.“ Den bestehenden Lebensmittelmarkt an der Hauptstraße gelte es zu schützen.
Pinnebergs Rathaussprecher Marc Trampe spricht bezüglich des Rehmenfelds von einer „großen Entwicklungschance für die Stadt Pinneberg“. Er äußert aber auch Verständnis für die Bedenken der Nachbarkommune. Wenn es um die Verkehrsplanung gehe, stehe außer Frage, dass Rellingen eingebunden werden müsse. Das werde im Zuge der vorgeschriebenen Beteiligung beim Planverfahren erfolgen. Zudem stellt Trampe einen Austausch auf höchster Ebene in Aussicht: Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg habe bereits direkten Kontakt zu ihrer Rellinger Kollegin Anja Radtke aufgenommen. „Es gibt eine Terminanfrage“, so Trampe. Voraussichtlich im Mai werde es zum Gespräch kommen.