Bürgerinitiative Rehmenfeld-Retter kritisiert fehlende Beteiligung bei Pinneberger Stadtplanung. Flächen sollen neu zugeschnitten werden.
Pinneberg. Sie kämpfen seit Jahren. Und sie wollen nicht aufgeben, auch wenn der Frust mittlerweile tief sitzt. Anke Petersen und Heinz Schröder von der Bürgerinitiative Rehmenfeld-Retter üben scharfe Kritik an der Stadtplanung in Pinneberg. Statt ein übergreifendes Konzept zu verfolgen, würden nur Einzelprojekte betrachtet.
Am Beispiel des zwischen dem Stadtwald Fahlt und Thesdorf gelegenen Rehmenfelds werde das besonders deutlich. Dort könnten auf insgesamt 17 Hektar Land bis zu 250 Wohneinheiten entstehen. Auch Platz für Gewerbe soll geschaffen werden. Nicht weit entfernt, auf dem Areal der früheren Eggerstedt-Kaserne, zieht die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Wohnhäuser hoch. Zudem soll ein Bildungscampus mit täglich bis zu 2500 Besuchern entstehen. Mit Blick auf den Autobahnzubringer Rellinger Straße sagt Schröder: „Der Verkehr wird zu einem ganz großen Problem werden.“
Diskutiert wird über die Entwicklung des Rehmenfelds seit vier Jahren. 2011 war mit der Kieler LEG ein Wohnbauinvestor aufgetreten – dessen Präsentation jedoch nicht überzeugen konnte. Daraufhin hatten Pinnebergs Politiker das Projekt zurückgestellt. Es gebe insgesamt zu viele Baustellen. Die Finanzlage und der Wunsch, die Stadtkasse mittels Gewerbesteuereinnahmen zu füllen, sorgte 2014 für ein Umdenken. Seitdem wird die Planung wieder massiv vorangetrieben. Am Donnerstagabend könnte die Ratsversammlung (18.30 Uhr, Ratssaal) Grünes Licht für ein sogenanntes Umlegungsverfahren geben. Vorhandene Flächen sollen neu zugeschnitten werden. Zur Not auch gegen den Willen der Besitzer.
Heinz Schröder geht nicht davon aus, dass dieses Verfahren ein Selbstgänger wird. „Es handelt sich um viele kleine Einzelflächen. Ich habe Signale, dass es Grundstückseigentümer gibt, die an einer Bebauung gar nicht interessiert sind.“ Er rechne durchaus mit Klagen.
Anke Petersen ist tief enttäuscht von Politik und Stadtverwaltung. „Es scheint gleichgültig zu sein, was man sagt.“ Wer in Pinneberg von Bürgerbeteilung spreche, mache sich lächerlich. Transparenz bei Bauvorhaben könne sie nicht erkennen. Bereits 2011 habe die Bürgerinitiative einen umfangreichen Fragenkatalog zum Thema Rehmenfeld eingereicht. Die Antworten aus dem Bauamt seien pauschal und oberflächlich ausgefallen. Darum habe sie vor einigen Tagen erneut um Beantwortung der Fragen gebeten – vor dem Hintergrund der veränderten Planung. Die Antwort sei prompt erfolgt. Petersen liest den kurzen Brief aus dem Bauamt vor: „Diese Fragen wurden bereits beantwortet. Die damals gegebenen Antworten sind noch aktuell.“ Sie fühlt sich nicht ernst genommen.
Dass hinter den Kulissen längst kräftig an Bauvorhaben geschraubt wird, daran besteht bei den Rehmenfeld-Rettern kein Zweifel. So hat Schröder bereits von einem Konzept des Einzelhandelsunternehmens Rewe gehört. Nach Abendblatt-Informationen gibt es Pläne, an der Rellinger Straße einen Supermarkt mit 2460 Quadratmetern Nutzfläche zu bauen. Unmittelbar ans Rehmenfeld angrenzend könnte neben dem Rewe-Markt und einem Aldi-Markt auch eine Drogerie mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern angesiedelt werden. „Das bedeutet noch mehr Verkehr“, sagt Schröder.
Im Übrigen bleibt er bei seiner Einschätzung: Die Bebauung des Rehmenfelds werde den Weg zum sogenannten Fahlt-Durchstich, einer neuen Straße, die Bahnhof und Burmeisterallee verbindet, ebnen. Trotz anderslautender Bekenntnisse von Volksvertretern. Den Aussagen von Politikern schenkt man in den Reihen der Rehmenfeld-Retter offenbar keinen Glauben mehr.