Torneschs Bürgermeister Roland Krügel im Abendblatt-Gespräch mit Schiedsfrau Renate Arlt. Ausgeglichener Haushalt kommt ohne neue Schulden aus. Bahnhalte und Wohnungsbau beschäftigen die Stadt 2015.
Tornesch. Nach dem Bauboom im vergangenen Jahr wird sich 2015 im Tornescher Business-Park ein bisschen weniger tun, denn die meisten Grundstücke sind schon verkauft. „Eine Fläche haben wir noch, und mit dem Umzug der Firma Oelckers wird auch deren alte Fläche frei“, sagt Bürgermeister Roland Krügel. Bei der aktuellen Nachfrage könne es nicht lange dauern, auch für diese Interessenten zu finden.
Auch wenn die Flächen im Business-Park fast erschöpft sind, wird die Stadt im kommenden Jahr weiter wachsen. Nicht zuletzt, weil im Frühjahr endlich mit dem Bau des Quartiers Tornesch am See begonnen werden soll. „Dort entsteht ein Generationen-Stadtteil mit 171 Wohneinheiten“, sagt Krügel. Das Konzept von Pflege SH sieht vor, im neuen Stadtteil barrierefreie Wohnungen mit Pflegeangeboten in direkter Nähe zu schaffen.
„30 Prozent der Wohnungen werden öffentlich gefördert, der Rest wird frei finanziert. Allerdings wird es dort keine Eigentumswohnungen geben“, so Krügel. Die Verkehrsanbindung von Tornesch am See sei geregelt. Der namensgebende See in der Mitte des Stadtteils werde jedoch erst 2016 oder 2017 kommen. Wer in Tornesch Wohnraum kaufen wolle, müsse sich am Kuhlenweg umschauen. Dort entstehen 55 Baugrundstücke für Wohneigentum. Weitere 130 Wohneinheiten sollen auf dem Gelände des Sportplatzes an der Friedlandstraße gebaut werden. „Die Häuser sollten sich aber in die Umgebung einpassen und nicht so herausfallen“, sagt Schiedsfrau Renate Arlt.
Der FC Union Tornesch ist bereits von der Friedlandstraße in den neuen Sportpark „Torneum“ umgezogen. Dieser soll am 24. Januar offiziell eröffnet werden. „Wir müssen daran arbeiten, den Sportpark zum Laufen zu bringen. Es soll aber erst alles funktionieren, bevor der reguläre Betrieb startet“, so Krügel. Die Anbindung der Wohn- und Gewerbegebiete müsse verbessert werden, meint Renate Arlt. „Eine Bushaltestelle an der Ahrenloher Straße mit einer guten und regelmäßigen Anbindung an den Bahnhof wäre schön“, so die Schiedsfrau. Zudem seien die Radwege dort sanierungsbedürftig.
Auch 2015 kämpft Tornesch für mehr Zughalte und eine bessere Anbindung
Dauerthema in Tornesch sind die Bahnhalte. Seit Jahren kämpft die Stadt um eine bessere Anbindung an Hamburg. Die 2014 ins Leben gerufene Bürgerinitiative „Dorfbahnhof? Nein, danke!“ hat bereits weit mehr als 12.000 Unterschriften für mehr Bahnhalte gesammelt. „Die Unterschriften werden wir 2015 öffentlichkeitswirksam der Kieler Landesregierung übergeben“, sagt Krügel. Die Zahl der Autos werde zurückgehen, immer mehr Menschen stiegen auf öffentliche Verkehrsmittel um. Umso wichtiger sei es für Tornesch, eine gute Anbindung an Hamburg zu haben. „Wir wollen, dass der Kieler Regional-Express auch in Tornesch hält“, sagt Krügel. Dies sei keine Frage der Machbarkeit, „sondern darum, ob dies vom Land gewollt ist.“ Besonders ärgere ihn, dass immer von drei Verbindungen nach Hamburg gesprochen werde. „Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Altona sind für uns wie Neumünster und Rendsburg für die Kieler“, sagt Krügel.
Auch abseits der Bahnhalte steht der Bahnhof 2015 auf der Tornescher Agenda. „Es läuft ein Verfahren wegen des Aufzugs in der Überführung. Der ist ständig defekt, da hat es Planungsfehler gegeben“, sagt Krügel. Des Weiteren sei eine neue Fahrradgarage mit abschließbaren Boxen und einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach geplant. „Auf der anderen Seite des Bahnhofs könnte 2015 eine P&R-Garage entstehen, dafür gibt es im nächsten Jahr Fördermittel.“
Der Ausbau der Kreisstraße 22 (K22) ist aus Sicht des Tornescher Verwaltungschefs durch. „Der Planfeststellungsbeschluss wird im Frühjahr kommen“, dann müsse nur noch der bestehende alte Vertrag zwischen Tornesch, Uetersen und dem Kreis umgesetzt werden. Allerdings hat der Kreis in seinem Doppelhaushalt 2015/2016 kein Geld für das Projekt K22 vorgesehen.
Der Haushalt der Stadt Tornesch sei ein echter Kraftakt gewesen, sagt Krügel. „Aufgrund des neuen Gesetzes zum kommunalen Finanzausgleich bekommen wir 2015 weniger Geld vom Land.“ Dennoch habe die Stadt es geschafft, für 2015 einen ausgeglichenen Haushalt zu erarbeiten, ohne Kredite aufnehmen zu müssen.
Stadtwerke-Markt ist gut angelaufen und soll 2015 ausgebaut werden
Ein neues Angebot ist der Tornescher Stadtwerke-Mark an jedem Freitag von 8.30 bis 18.30 auf den Parkplätzen der Stadtwerke. „Wir wollen das Angebot ausbauen und noch mehr regionale Händler mit guten, biologisch angebauten Waren dazuholen“, so Krügel. Renate Arlt spricht von einer hohen Lebensqualität in Tornesch. „Wir haben ein gutes Kulturangebot, ausreichend Kita-Plätze und gute Schulen“, sagt Arlt. Mit dem Markt werde die Nahversorgung im Stadtkern noch besser. Die Ortsmitte sei gut zu erreichen, einzig die ärztliche Versorgung könnte besser sein. Es fehle ein Internist, ein Orthopäde und einen Hals-Nasen-Ohrenarzt. „Was wir nicht brauchen, ist eine künstliche neue Mitte“, sagt Arlt. „Wir sind zufrieden mit dem derzeitigen Angebot.“ Die Infrastruktur in der Stadt sei vorbildlich.
Das gelte auch für die Willkommenskultur für Flüchtlinge in Tornesch. Die Stadt hat eine zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge und Freiwillige bei der Volkshochschule eingerichtet. Außerdem wurde im Stadtteilcafé der Wabe ein Flüchtlingscafé eingerichtet, in dem auch Sprachkurse gegeben werden. Bei der Unterbringung der Flüchtlinge helfen sowohl Privatleute als auch die Baugenossenschaft Adlershorst und das Bauunternehmen Semmelhaack, die der Stadt Wohnungen zur Verfügung stellen. „Wir sind gut davor und werden 2015 voraussichtlich keine Probleme bei der Unterbringung von Flüchtlingen bekommen“, so Krügel.