Die Bürgermeister der Umlandgemeinden unterstützen die Tornescher Initiative „Dorfbahnhof? Nein danke!“ und zeichneten die Liste. Schon 6000 Unterschriften wurden gesammelt, 10.000 sollen es werden.
Tornesch. Seit Jahren kämpft die Stadt Tornesch für mehr Zughalte. An vorderster Front Bürgermeister Roland Krügel, der zur Gründung einer Bürgerinitiative für mehr Zugverbindungen nach Hamburg aufgerufen hatte. Seit Ende September sammeln die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) „Dorfbahnhof? Nein danke!“ Unterschriften. Fast 6000 Menschen haben die Forderungen der BI bereits unterschrieben, 10.000 sollen es bis zum Fahrplanwechsel im Dezember noch werden.
„Die Stadt Tornesch steht hinter der Bürgerinitiative“, sagt Roland Krügel. Die BI könne bei der Landesregierung eher etwas erreichen als die Stadt, da sie den Willen der Bürger abbilde, so Krügel. Es gehe darum, Druck auf Kiel aufzubauen. Von den Stadtwerken mit roten Jacken ausgestattet, gehen die 13 BI-Mitglieder deshalb auf Unterschriftenjagd. Auch in den ortsansässigen Unternehmen und im Rathaus liegen Unterschriftenlisten aus.
Die Forderungen der Tornescher sind einfach formuliert. „Wir wollen eine Zugverbindung im 30-Minuten-Takt zum Hauptbahnhof und dasselbe auch nach Altona“, sagt Roland Krügel. „Uns ist egal, ob die Züge Regionalexpress oder Regionalbahn heißen. Hauptsache sie halten in Tornesch.“ 51 Züge halten jetzt täglich am Tornescher Bahnhof, doch das wird sich mit dem Fahrplanwechsel im Dezember ändern. „Dann haben wir je eine Verbindung nach Altona und zum Hauptbahn in der Stunde“, sagt Krügel. Der Zug, der jetzt noch zwischen Pinneberg und Neumünster verkehre, werde mit dem Fahrplanwechsel zu einem Regionalexpress umgewandelt, der zwischen Hamburg und Kiel pendelt – ohne Halt in Tornesch. „Damit haben wir dann nur noch 44 Halte am Tag“, so Krügel.
Da der Tornescher Bahnhof auch für die umliegenden Kommunen von Bedeutung ist, haben auch die Bürgermeister der Umlandgemeinden ihre Namen auf die Unterschriftenliste gesetzt. Uetersens frisch wiedergewählte Verwaltungschefin Andrea Hansen, der Heister Bürgermeister Jürgen Neumann, das Seestermüher Gemeindeoberhaupt Thorsten Rockel sowie die stellvertretenden Bürgermeister Georg Plettenberg aus Moorrege und Birgid Rohwer aus Groß Nordende unterzeichneten die Liste der Bürgerinitiative am Freitag am Tornescher Bahnhof. „Die zusätzlichen Zughalte sind wichtig für Menschen, die in Uetersen leben, aber in Hamburg arbeiten“, sagt Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen.
In Untersuchungen einer von der Stadt Tornesch in Auftrag gegebenen Potenzialanalyse für den Bahnhof wird davon ausgegangen, dass die Zahl der möglichen Nutzer des Bahnhofs bis 2017 stark ansteigen wird. Demnach könnte die Einwohnerzahl der Stadt von 12.640 auf etwa 15.000 steigen und die der Gemeinden im Einzugsgebiet des Bahnhofs von 36.790 auf etwa 40.000. Auch die Zahl der Arbeitsplätze in Tornesch, die laut Gutachter von derzeit 4890 auf 6000 im Jahr 2017 ansteigen wird, führen die Mitglieder der Bürgerinitiative als Begründung für die Forderung nach mehr Zughalten an.
Das Gutachten geht davon aus, dass die Ein- und Ausstiegszahlen bei einer weiteren Bahnlinie, die am Tornescher Bahnhof hält, um etwa 1000 pro Tag steigen würden. Das entspreche einer Steigerung von 30 Prozent. Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Bahnhalte einen positiven Effekt für die Region und auch für die Bahn hätten. Aus Gutachtersicht wäre ein Halt des Regionalexpresses Kiel-Neumünster-Hamburg Hauptbahnhof am sinnvollsten. Auch ein Halt des Regionalzugs zwischen Sylt und Hamburg wäre laut Gutachten eine Möglichkeit. Da die jahrelangen Klagen der Stadt und auch die Potenzialanalyse bei der schleswig-holsteinischen Landesregierung in Kiel und der für die Zughalte zuständigen Landesweiten Verkehrsgesellschaft (LVS) wenig Wirkung zeigte, soll nun mithilfe der BI „Dorfbahnhof? Nein danke!“ Druck ausgeübt werden. Die gesammelten Unterschriften sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember in Kiel überreicht werden.
Die Bürger sind gut informiert und der BI gegenüber sehr aufgeschlossen
Die Tornescher Bürger seien der BI gegenüber sehr aufgeschlossen, sagt Gisela Hüllmann, die die Bürgerinitiative gemeinsam mit Gerhard Quast und Detlef Knorr ins Leben gerufen hat. „Viele Menschen haben schon unterschrieben. Die meisten, die wir ansprechen, sind gut informiert.“ Die zusätzlichen Bahnhalte in Tornesch seien im Interesse aller, sagt Roland Krügel. Die vorhandenen Zugverbindungen seien an den Grenzen der Kapazitäten, daher sei eine bessere Taktung notwendig. Die LVS habe die notwendige Stärkung der Bahntaktung bisher konsequent verweigert, so der Bürgermeister. Das soll sich nun mit Unterstützung der Bürger ändern. „Die Menschen in Tornesch und den Umlandgemeinden brauchen mehr als einen Dorfbahnhof“, sagt Bürgermeister Roland Krügel.