Propst Thomas Drope betont in seinem Gastbeitrag die Bedeutung von Freiwilligem Kirchgeld, Spenden und Kirchensteuer für die Arbeit der Kirchengemeinden. Er sieht jedoch auch ein Risiko.
Kreis Pinneberg. Das Freiwillige Kirchgeld ist eine wichtige Gabe von Bürgerinnen und Bürgern, die sich der Arbeit ihrer Kirchengemeinde sehr verbunden fühlen. So können besondere Projekte verwirklicht werden, die allein durch Kirchensteuermittel nicht finanziert werden können. In einigen Gemeinde ermöglicht das Kirchgeld sogar dauerhaft eingerichtete Personalstellen. Anfang des Jahrtausends haben wir vermehrt dafür geworben, weil die Kirchensteuereinnahmen in Folge der Finanzkrise dramatisch eingebrochen waren. Viele Menschen haben sich engagiert; mehrheitlich Mitglieder der Kirche, die auch Kirchensteuer zahlten. Ich bin sehr dankbar für dieses Engagement.
Generell wird das Freiwillige Kirchgeld jedoch nicht die Kirchensteuereinnahmen ersetzen können. Für viele Aufgaben benötigen wir die regelmäßigen Einnahmen aus der Kirchensteuer. Allein mit Kirchgeld wäre eine flächendeckende Versorgung mit Geistlichen und die Gebäudeunterhaltung nicht machbar. Punktuell sind Spendenprojekte möglich, es können auch Bundes- und EU-Mittel eingeworben werden, ein Teil muss aber auch durch Kirchensteuermittel finanziert werden.
Als Vorsitzender des Orgelbauvereins der Christuskirche Pinneberg habe ich erfahren, wie gern Menschen für ein konkretes Projekt wie eine neue Orgel, für Musik und Kultur auch größere Beträge spenden. So konnten wir in wenigen Jahren ein Viertel der erforderlichen Mittel einsammeln. Aber auch hier floss ein großer Teil aus Kirchensteuermitteln ein. Die Kombination befähigt Gemeinden, ihre vielfältigen Aufgaben wahrzunehmen. Insofern ermuntere ich jede Gemeinde zum Engagement für ein Freiwilliges Kirchgeld oder Spenden. Ein Risiko sehe ich jedoch im Glauben, dass wir unsere Kirche langfristig nur aus einem Freiwilligem Kirchgeld finanzieren können sollten. An wenigen Orten könnte dies funktionieren. An den allermeisten Orten müssten wir aber die kirchliche Arbeit einstellen, weil auf freiwilliger Basis nicht genug Mittel für Gehälter oder die Bauerhaltung vorhanden wären.
Durch meine Arbeit bekomme ich Einblicke in viele Arbeitsbereiche von Kirchengemeinden. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter besuchen einsame Menschen, trösten Trauernde, kümmern sich um alte Leute, bieten Seelsorgegespräche an. In der Notfallseelsorge nach Unfällen oder plötzlichen Todesfällen engagieren sich unsere ausgebildeten Seelsorgerinnen und Seelsorger im gesamten Kreisgebiet. In der religionspädagogischen Betreuung in Kitas wird Kindern ein tragfähiges seelisches Gerüst für die ersten Lebensjahre geboten. Das kann in der Kinder- und Jugendarbeit und im Konfirmandenunterricht weiter ausgebaut werden.
In Gottesdiensten, Predigten, Gesprächsgruppen bieten Kirchengemeinden Orte, an denen sich Menschen mit persönlichen existenziellen Fragen und gesellschaftlichen Problemen befassen. Durch die Kirchen kommt geistig-kulturell Licht in unsere Kommunen. Nicht dass wir es allein täten, aber doch mit großem Anteil. Wir kommen ohne Religion und Kirche nicht aus. Wo sonst werden für alle zugänglich die großen Fragen behandelt wie Leben, Liebe, Tod, Gerechtigkeit, Frieden, Schuld, Vergebung, Hoffnung? Damit dies auch in Zukunft überall thematisiert werden kann, brauchen wir Gemeinden vor Ort. Die werden ganz weltlich durch Kirchensteuer und Freiwilliges Kirchgeld und Spenden finanziert. Für diese finanziellen Standbeine bin ich dankbar, sie gehören zusammen und sind für unsere Arbeit unverzichtbar.