Gesetzesänderung soll den Nachwuchs sichern. Doch im Kreis Pinneberg stößt die Änderung auf Skepsis. Man brauche keine „Krabbelgruppen“, sagt der Kreiswehrführer. Nur Helgoland plant Kinderfeuerwehr.

Kreis Pinneberg. 1400 Feuerwehren existieren in Schleswig-Holstein. Der Kreis Pinneberg verfügt über 50 freiwillige Feuerwehren, eine Betriebs- und eine Werksfeuerwehr. Während es im Kreis derzeit kaum Nachwuchssorgen gibt, sind anderswo in Schleswig-Holstein bereits Pflichtfeuerwehren im Gespräch.

Um den Wehren die Nachwuchsgewinnung zu erleichtern, hat der Kieler Landtag vor kurzem eine Novelle des Brandschutzgesetzes auf den Weg gebracht. Der Kernpunkt: Neben den bestehenden Jugendfeuerwehren können künftig Kinderabteilungen gebildet werden.

„Dafür ist es höchste Zeit“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete Beate Raudies aus Elmshorn. Laut ihr vorliegenden Zahlen werde jeder dritte Aktive in den kommenden zehn Jahren aus den Wehren ausscheiden. „Es besteht daher Handlungsbedarf“, meint Raudies. Die Neuregelung solle den Feuerwehren helfen, neue Mitglieder zu gewinnen, „und das Ehrenamt zu stärken“, sagt die Politikerin.

Auf freiwilliger Basis und nach Entscheidung der Gemeindevertretungen können künftig Kinderabteilungen für Jungen und Mädchen ab einem Alter von sechs Jahren geschaffen werden. Nach wie vor sei es möglich, mit 16 Jahren in die Einsatzabteilung zu wechseln. Wer allerdings bei Bränden und Unglücksfällen eingesetzt wird, muss auch künftig volljährig sein. Außerdem erhalten Freiwillige Feuerwehren die Möglichkeit – ebenfalls auf freiwilliger Basis und nach Entscheidung der Gemeindevertretung – eine Verwaltungsabteilung einzurichten.

Damit soll vor allen Dingen jenen Menschen die Chance zum Ehrenamt bei der Feuerwehr gegeben werden, die nicht voll einsatzfähig sind, also zum Beispiel ältere oder behinderte Personen. Sowohl für diese Ehrenamtler als auch für Wehrführer und deren Stellvertreter wird die Altersgrenze für den aktiven Dienst von derzeit 65 auf 67Jahre angehoben. „Dies wird vom Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung als ein Schritt in die richtige Richtung gewertet, da auch Inklusionsziele aktiv eingebracht werden“, so Raudies über die Neuerung.

Wichtiger Bestandteil der Novelle: „Auch in Zukunft soll den Feuerwehren nicht die kostenfreie Erledigung von rettungsdienstlichen Aufgaben aufgebürdet werden“, sagt die Elmshornerin. Damit fänden Ergebnisse aktueller Rechtsprechung ebenfalls Berücksichtigung im neuen Brandschutzgesetz.

Die Novelle gebe die Rahmenbedingungen für moderne, zukunftsorientierte Freiwillige Feuerwehren vor. „Trotzdem dürfen Kommunen und Verbände nicht nachlassen, um Nachwuchs für ihre Brandschützer zu werben, denn die Freiwilligen Feuerwehren sollen auch in Zukunft wichtige gesellschaftliche Aufgaben erfüllen können“, betont Raudies.

Kreiswehrführer Bernd Affeldt, der Ende des Jahres mit 65 Jahren aus dem Dienst ausscheiden wird, sieht die Neuregelung grundsätzlich positiv. Der Hauptpunkt, nämlich die Gründung von Kinderabteilung, werde im Kreis Pinneberg jedoch kaum zum Tragen kommen, glaubt Affeldt. „Grundsätzlich ist es gut, dass es ein solches Instrument gibt. Aber aktuell brauchen wir es nicht.“

Affeldt, der verniedlichend von „Krabbelgruppen in Feuerwachen“ spricht, sieht die Nachwuchsgewinnung der Feuerwehren im Kreis nicht in Gefahr. „Jede Feuerwehr hat entweder eine eigene Jugendfeuerwehr oder ist an einer beteiligt. Diese einhundertprozentige Abdeckung ist landesweit einmalig, darauf sind wir stolz.“ Generell sei es sinnvoll, dass in der Jugendfeuerwehr eine Aufnahme erst ab einem Alter von zehn Jahren erfolgen könne, weil diese Kinder in der Entwicklung weiter seien und die Betreuer keine erzieherischen Voraussetzungen vorweisen müssten.

Als einzige Feuerwehr im Kreis wollen die Helgoländer Brandschützer eine Kinderabteilung gründen. „Ja, wir planen das“, bestätigt Wehrführer Heiko Ederleh. Er habe selbst vier Kinder und wisse eines ganz genau: „Kinder suchen sich im Alter zwischen sechs und acht Jahren ihr Hobby. Wenn die Feuerwehr erst ab zehn Jahren aufnimmt, kommt sie zu spät.“

Die Helgoländer Jugendfeuerwehr bietet jeweils montags einen Tag der offenen Tür an, auch für jüngere Kinder ab einem Alter von acht Jahren. „Wir haben ja nur 80 Kinder auf der Insel. 19 davon haben wir an uns gebunden“, sagt Ederleh. Er ist stolz auf diese hohe Quote und sieht die künftige Kinderabteilung als Chance, weiteren Nachwuchs für die Feuerwehr zu gewinnen.