Ausbau der A7 von Bordesholm bis zum Elbtunnel wird Autofahrer auf eine Geduldsprobe stellen. Wie Rückstaus auf der A23 vermieden werden sollen, stellte Verkehrsminister Meyer jetzt in Pinneberg vor.
Kreis Pinneberg. Wenn in den nächsten vier Jahren die A7 zwischen Bordesholm und Hamburg sechsspurig ausgebaut wird, fürchten viele Pendler aus dem Kreis Pinneberg, dass der Verkehr auf der A23 zu Erliegen kommt und sie noch später zur Arbeit in Hamburg oder abends zu Hause kommen. Wie hier der Megastau vermieden und der Verkehrsfluss sichergestellt werden soll, darüber informierte am Mittwoch Verkehrsminister Reinhard Meyer 120 geladene Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung im Hotel Cap Polonio in Pinneberg. Dies war die vierte Veranstaltung der Landesregierung zu diesem Thema seit dem Frühjahr. Zuvor wurden bereits die flankierenden Maßnahmen und das Baustellen-Management in Flensburg, Neumünster und Norderstedt erläutert.
Was die Bürger, Pendler und Betriebe hier im Kreis Pinneberg erwarten, brachte Torneschs Bürgermeister Roland Krügel zu Beginn der dreistündigen Veranstaltung auf den Punkt: „Die können ja gerne die Autobahn ausbauen. Aber wir wollen weiterhin schnell nach Hamburg kommen.“ Seine Amtskollegin Anja Radtke aus Rellingen betonte: „Für unsere Firmen muss gewährleistet sein, dass sie für ihre Zulieferer gut zu erreichen sind und zeitnah ihre Waren zu ihren Kunden bringen können.“ Wenn dies über die Straße nicht möglich sei, weil auch die Busse im Stau steckenbleiben, „muss das über die Schiene gehen“, fordert Krügel. Seine Stadt würde sich gerne mit einem zusätzlichen Park-and-Ride-Platz am Tornescher Bahnhof an der Stauvermeidungsstrategie beim A7-Ausbau beteiligen. „Aber nur dann, wenn der Regionalexpress in Tornesch hält. Dafür sammelt unsere Bürgerinitiative ‚Dorfbahnhof - nein danke“ gerade fleißig Unterschriften.“
Die Problemlage möglicher Rückstaus auf der A23 beim A7-Ausbau ist Minister Meyer bewusst. Schon heute sei der etwa zehn Kilometer lange Abschnitt zwischen Pinneberg-Nord und dem Autobahnkreuz Nordwest mit 83.000 Fahrzeugen täglich an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Darum untersuche die Landesregierung zurzeit, mit welchen Verkehrsregelungen hier staumindernd eingegriffen werden kann, wenn im Frühjahr 2015 der eigentliche A7-Ausbau beginnt. Dazu gehören neue Ampelschaltungen, die morgens den Zulauf auf die A23 begrenzen und abends den Abfluss von der Autobahn beschleungien sollen, kündigte Verkehrsminister Meyer an.
Eine erhebliche Entlastung könnte auch die Freigabe des Standstreifens auf der A23 zwischen Pinneberg-Nord und Hamburg bringen, sagte Meyer. Wie gut das auf der A7 funktioniert, könne jeder Autofahrer im Feierabendverkehr zwischen Quickborn und Hamburg beobachten, wo diese zeitweilige Sechsspurigkeit seit Jahren erfolgreich praktiziert wird, sagte Quickborns Wirtschaftsförderin Maren Rusch. Ob dieses Instrument, allerdings frühestens 2016, auch auf der A23 eingesetzt werden kann, hänge von zweierlei Faktoren ab, betonte Minister Meyer. „Das hängt von den Kosten ab, die wir zurzeit noch ermitteln.“ Erhebliche Baumaßnahmen seien dafür erforderlich. „Ohne zusätzliches Geld vom Bund wird das nicht zu finanzieren sein.“ Dass die Freigabe der Standstreifen aber eine enorme Verkehrsentlastung auch für die A23 verspreche, habe ein Gutachten eindeutig festgestellt.
Konkreter ist dagegen die Zusage des Ministers, dass der Bahnverkehr während der Bauzeit ausgeweitet werden soll, damit Autofahrer von der Straße auf die Schiene umsteigen können. So sollen vom Winterfahrplan im Dezember 2014 an die Züge zwischen Kiel und Flensburg über Elmshorn nach Hamburg etwa doppelt so häufig halten wie bisher. Auch die Takte der AKN auf der A1-Strecke zwischen Kaltenkirchen, Quickborn, Hasloh, Bönningstedt und Eidelstedt werden verdichtet.
Ein flexibles Baustellen-Management, aktuelle Staumeldungen im Internet sowie eine A7-App fürs Smartphone sollen die Pendler zusätzlich informieren, mit welchen Zeitverzögerungen sie zu rechnen haben, welche Ausweichrouten zu empfehlen sind und wo sie in die Bahn umsteigen können. Diese App sei aber noch im Aufbau, so der Minister. Bis Ende des Jahres soll sie heruntergeladen werden können.