Die Straßenbaufirma Kemna gehört zu dem Konsortium Via Solutions Nord, das den Zuschlag für den Ausbau der Autobahn erhalten hat. Es ist das bisher größte Projekt des Pinneberger Unternehmens.
Pinneberg/Hamburg. Wenn im November der sechs- bis achtspurige Ausbau der A 7 von Bordesholm bis zum Elbtunnel beginnt, ist ein Pinneberger Unternehmen tatkräftig dabei. Die Straßenbaufirma Kemna und ihre Tochtergesellschaft Tesch gehören dem Konsortium Via Solutions Nord an, das den Zuschlag für diesen vier Jahre andauernden Ausbau der Autobahn vom Bund erhalten hat. Allein 200 Millionen Euro wert ist der Pinneberger Anteil am Kuchen während der Bauzeit. 30 Prozent der reinen Baukosten, die Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer mit 600 Millionen Euro angegeben hat.
„Das ist unser bislang größtes Projekt“, sagt Kemna-Geschäftsführer Walter Fleischer. „Das gibt uns eine Grundauslastung für die nächsten Jahre und sichert die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter.“ Neben den beiden Kemna-Firmen ist nur noch der Essener Baukonzern Hochtief mit im Boot. Die drei zusammen werden für die Vorbereitung, Ausführung und Sicherheit der größten Baustelle in Schleswig-Holstein verantwortlich sein. Die technische Leitung in diesem Konsortium obliegt Hochtief. „Wir von Kemna haben die kaufmännische Federführung bei diesem Auftrag“, erklärt Fleischer.
Das Pinneberger Unternehmen ist bundesweit tätig im Straßen- und Wegebau. Da es darauf ankommt, möglichst schnell an den jeweiligen Baustellen zu sein, unterhält Kemna rund 70 Standorte in Deutschland verteilt, von Lübeck bis Düsseldorf und Dresden. Nur im Süden der Republik ist Kemna noch nicht vertreten. Der Betrieb beschäftigt zurzeit 1600 Mitarbeiter, die einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro erwirtschaften. In der Zentrale in Pinneberg arbeiten gut 50 Beschäftigte.
Mehrere Hundert Mitarbeiter von Kemna werden in den nächsten vier Jahren ständig auf dem 65 Kilometer langen Autobahnabschnitt vom Autobahnkreuz Bordesholm bis zur Elbe mit Erd- und Asphaltierungsarbeiten beschäftigt sein. Schon seit einigen Wochen sind die Kemna-Leute in Höhe Hamburg-Volkspark an den Arbeiten an der Langenfelder Brücke beteiligt, mit denen im Sommer der A 7-Ausbau auf Hamburger Stadtgebiet begonnen hat. In der Hansestadt ist Kemna auch gerade dabei, die Köhlbrandbrücke zu sanieren, berichtet Fleischer.
Mit Straßenbau beschäftigt sich Kemna schon seit mehr als 100 Jahren. Das Motto des Unternehmens lautete damals in der Frühzeit der Automobil-Herstellung, für „staubfreie, geräuscharme und glatte“ Straßen zu sorgen. Der Landmaschinenbauer Julius Kemna hatte das Unternehmen 1867 in Breslau (heute Wroclaw in Polen) gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten Sohn Erich und Enkel Peter Kemna sowie Karl Andrae die Firma in Hamburg als Zweifamilienbetrieb wieder auf. 1963 zog das Unternehmen nach Pinneberg, wo es heute noch in der Tondernstraße nahe der A 23-Anschlussstelle Pinneberg-Nord seinen Sitz hat.
Kemna ist nicht nur im Straßen- und Wegebau tätig. Das Unternehmen unterhält auch zwei Steinbrüche und ein gutes Dutzend Asphaltmischwerke. Rund eine Million Tonnen Asphaltgemisch produziert und verarbeitet Kemna jedes Jahr. Bis zu einer Tonne Asphaltgemisch werden für den Bau eines Autobahn-Quadratmeters benötigt. Auch Bahnstrecken und Flugbetriebsflächen werden von Kemna gebaut, erläutert Geschäftsführer Fleischer.
Am Ausbau der A 1 zwischen Hamburg und Bremen hat das Pinneberger Familienunternehmen nicht mitgewirkt. „Für uns ist es das erste ÖPP-Projekt, an dem wir beteiligt sind“, erklärt Fleischer. Darunter versteht man Bauvorhaben, die unter öffentlich-privater-Partnerschaft ablaufen, wie hier beim A7-Ausbau, wo nicht nur der Straßenbau, sondern auch der Betrieb und die Unterhaltung der Straße für die nächsten 30 Jahre an den privaten Investor vergeben wurden. Das schließt auch den Winterdienst, die Straßengrün-Beschneidung und Wartung der Straße mit ein. An diesem Gesamtpaket von 1,6 Milliarden Euro sind Kemna und Tesch über Via Solutions Nord ebenfalls mit rund 30 Prozent beteiligt.
Zum A 7-Ausbau wird es am Mittwoch, 15. Oktober, eine Informationsveranstaltung im Hotel Cap Polonio geben, die um 14 Uhr beginnt. Dort wird das Verkehrsministerium den Logistikunternehmen darstellen, wie es dafür sorgen will, dass es während der Bauzeit möglichst wenig Staus gibt. „Unser Sorgenkind ist da ganz klar die A 23, auf der der Verkehrsfluss sichergestellt sein muss“, sagt Fachbereichsleiter Andreas Köhler, der in der Kreisverwaltung Ansprechpartner für die Kommunen und Behördenkoordination während des A7-Ausbaus ist.